Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Benutzeravatar
AUT-Nero
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 5
Registriert: 12 Oktober 2018 09:06
Wohnort: Vorarlberg AT

Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von AUT-Nero »

Hallo liebe Fruchtweinkeller Community,

ich habe mir nach einigen Jahren der Überlegung nun den Wunsch erfüllt eigenen Met herzustellen und habe mich im Internet schlau gemacht wie das ganze denn so geht. Dabei habe ich sehr schnell gemerkt das es SEHR viele verschiedene Meinungen zur Herstellung gibt und man sich als Anfänger sehr schnell verloren fühlt. Nichts desto trotz habe ich mich getraut einen Plan zum entwickeln und habe nun meinen Ersten Ansatz gemacht (10l in 12l Gefäß):

-3kg Waldhonig (Bio)
-1,5L Naturtrüben Apfelsaft
-4g Hefenährsalz
-1g Reinzuchthefe (Trocken)
-Wasser (aufgefüllt auf 10L)

Zubereitet:
1. Honig in etwas warmen Wasser gelöst (30°C)
2. Apfelsaft mit Hefenährsalz gemischt und in den Ansatz gekippt und verrührt.
3. Hefe in ca. 100ml des Ansatzes (bei 20°C) gemischt und nach 30min. in den Ansatz gekippt.
4. Ansatz geschwenkt, Gärspund drauf und fertig
5. (Ansatz wird jeden Tag geschwenkt)

Die Gärung setzte schnell ein und es blubbert immer noch fröhlich vor sich hin, dennoch habe ich mir einige Gedanken gemacht und dabei sind noch so einige fragen aufgetaucht.

1. Ich habe eine Woche nach dem aufsetzen des Ansatzes einmal eine kleine probe genommen und dabei auch den Alkoholgehalt per Vinometer gemessen. Dabei hat sich nach 5 mal messen ein relativ stabiler wert von 9-9,5% ergeben. Ist dies nach einer Woche normal?
Des weiteren ist mir bei der Verkostung der Probe aufgefallen das es etwas bitter schmeckt und ich konnte kaum eine süße feststellen.
Ich habe gelesen das es normal ist das der Ansatz unter dem Gärprozess etwas "merkwürdig" schmeckt und nicht den Geschmack des finalen Getränks wiedergibt. Gibt es hier Grund zur sorge?

Für die weiteren Fragen muss ich zuerst meinen zukünftigen Plan erklären:

Mein Plan:
Ich würde gerne eine gezielte Gärstopung bei ca. 14-15% machen. (Filter vorhanden)

1. Jede Woche Alkoholgehalt messen bis die gewünschten 14-15% erreicht sind.
2. Dann Schwefeln (1g auf 10l sollten reichen wenn ich das richtig verstanden habe) und mit Zugabe von Kieselsol in 100ml Ansatz gelöst den Gärprozess zu hemmen und ein Großteil der Hefe und Teilchen am Boden zu sammeln.
3. Nach 2 Tagen abziehen.
4. Nach dem abziehen von der Hefe mit einem Refraktrometer den Restzucker ermitteln und den Met mit Honig nachsüßen bis der gewünschte Geschmack erreicht ist.
5. Met filtern und in Bügelflaschen abfüllen.

Fragen:

1. das messen mit einem Vinometer. wäre es auch möglich unter der Gärung mit einem Refraktrometer den Restzucker zu messen?
2. Macht es überhaupt Sinn zu schwefeln und mit Kieselsol zu klären wenn der Met gefiltert wird? Die Idee dahinter ist soviel wie möglich abzuziehen um eine frühzeitige Verstopfung des Filters zu verhindern. Soweit ich gelesen habe soll dies auch einiges an Hefe abtöten aber die Gärung nicht stoppen oder?
3. Das abziehen des Mets direkt in ein anderes Gärgefäß.
4. Kann ich hierbei einfach in Wasser gelöster Honig hinzugeben? (in 500mg schritten) Ich würde gerne einen sehr süßen Met herstellen (45g/l Restzucker). Kann ich mit dem Refraktrometer direkt nach Zugabe der Honiglösung und umrühren messen ohne einen verfälschten Wert zu bekommen?
5. Da ich dieses Hobby vorhabe weiter auszuführen habe ich mir schon anfangs einen Filter gekauft. ich habe mich erkundigt was für Methoden es gibt um einen gärenden Met zu stabilisieren und bin zum Schluss gekommen, das filtrieren die für mich sympathischste Methode ist. ich denke um die Hefe gründlich zu filtern benötige ich Sterilfilter (sind dies auch diese EK Filter?) oder? Wie zuverlässig ist das filtern um eine Nachgärung zu verhindern?

So, das wärs dann auch mal fürs erste. Ich hoffe das ihr mir die eine oder andere Frage beantworten könnt und ich hoffe ihr verzeiht mir die Unwissenheit falls ihr euch bei einigen fragen an den Kopf greifen müsst :mrgreen:

Gruß
Nero
Benutzeravatar
JasonOgg
7500 Liter Wein
7500 Liter Wein
Beiträge: 7846
Registriert: 13 August 2007 00:00

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von JasonOgg »

Auf die Schnelle:

Wenn alles gut läuft, dann sind die 10% nach einer Woche vollkommen in Ordnung.

Ich rechne jetzt nicht nach, aber für 10% braucht man schon etwas Zucker, der ist wahrscheinlich weg, daher nicht mehr süß und die Gärung wird stark nachlassen. Waldhonig hat einen etwas bitteren Geschmack ;-)

Für 14-15% wirst du mit weiterem Honig nachsüßen müssen, da würde ich dann direkt an die Alkoholtoleranzgrenze bei rund 15% gehen. Das verzeiht einem Anfänger die eine oder andere Unerfahrenheit, die Gefahr einer Nachgärung sinkt.

Ich vermute, du hast die Homepage gesehen? Da steht das meiste sehr ausführlich beschrieben und begründet. Gerade die Begründungen erleichtern dir die Bewertungen verschiedener Rezepte.
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Benutzeravatar
Chesten
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 3487
Registriert: 22 Mai 2012 00:00
Wohnort: Ruhrgebiet

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von Chesten »

Willkommen bei uns !

Dein Rezept ist schon recht brauchbar aber um deiner Hefe was gutes zu tun empfehlen noch 1 bis 2 grobgehackte Äpfel mit Schale und ohne Kernhaus in den Ansatz zu geben.

Um dich zu beruhigen selten schmeckt ein Wein/Met während der Gärung gut und nie wie das fertige Getränk also keine Panik!

Ca. 10 vol% sind in binnen einer Woche normal wenn man keine groben Fehler gemacht hat.

Dein Schlachtplan hat einige Schnitzer die leider nicht so klappen werden wie du dir das vorstellst.

z.B. verändert nicht nur der Zucker den Brechungsindex sondern auch der enstehende Alkohol somit hast du nur einen Messwert aber eine Gleichung mit zwei Unbekannten und das ist nicht lösbar und hilft dir damit kein Stück weiter ! Viel mehr ziehst du da raus falsche Schlüsse und das wäre fatal !

Kennst du die Homepage zu diesen Forum ?
Wenn nicht lege ich dir diese sehr ans Herz:
https://fruchtweinkeller.de/

Was für dich besonders interessant sein dürfte wäre dieses Kapitel :

https://fruchtweinkeller.de/Wine/analytik.html

Da steht nicht nur was du machen sollst damit du einen leckeren Wein herstellen kannst sondern auch warum man es so machen machen sollte.
Klar es ist viel zu lesen aber wenn dann noch fragen offen bleiben helfen wir dir gerne weiter.
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Benutzeravatar
JasonOgg
7500 Liter Wein
7500 Liter Wein
Beiträge: 7846
Registriert: 13 August 2007 00:00

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von JasonOgg »

Chesten hat geschrieben: 15 Oktober 2018 16:00 ... aber um deiner Hefe was gutes zu tun empfehlen noch 1 bis 2 grobgehackte Äpfel mit Schale und ohne Kernhaus in den Ansatz zu geben.
Er hat natürtrüben Apfelsaft genommen, dass sollte eigentlich genügen.
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Benutzeravatar
AUT-Nero
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 5
Registriert: 12 Oktober 2018 09:06
Wohnort: Vorarlberg AT

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von AUT-Nero »

Hallo Zusammen,

vielen Dank für die schnellen Antworten.

Ich glaube man merkt das ich wegen keinerlei Brauerfahrung noch nicht 100% durchblicke.
Habe die Fruchtweinkeller Seite mal durchstudiert und habe realisiert das ich so ziemlich viel nicht wusste als ich den Ansatz machte.
Der erste Ansatz war zusammengefasst von diversen Rezepten die ich Internet gefunden habe und logisch versucht habe auf 10l anzupassen.
An Berechnungen und co habe ich da noch gar nicht gedacht aber nach dem studieren der Webseite macht alles mehr Sinn da es selbst für Anfänger richtig gut erklärt ist.

Nun verstehe ich den Zusammenhang von Zucker und Alkoholgehalt und das es nicht so einfach ist dies so einfach während der Gärung zu berechnen.
Zusätzlich wurde mir die Wichtigkeit der Säure bewusst.

Nichts desto trotz würde ich gern mein Praxisbeispiel hier Theoretisch vorrechnen:

Benötigt für zb. 10l 14% Lieblich/Süß (45g/l Restsüße):

1% Vol: 7,9*2,6g/l = 20,5g/l
14% Vol: (7,9*14)*2,6g/l = 287,56g/l
287,56 *10 = 2,8756 kg

Das heißt ich würde theoretisch 2,8756 kg Zucker benötigen um bei 10 Liter Met 14% Vol. zu erreichen.
Da ich diesen allerdings Lieblich/Süß haben will benötige ich 450g mehr Zucker der rein rechnerisch idealerweise bei einem Gärstop bei 14% als Restzucker zurückbleiben.

In der Theorie würde ich 3,3256kg Zucker für dieses Ergebnis benötigen.

Mein Ansatz hat bisher:

Waldhonig: 75g Zucker auf 100mg Honig (macht 2,25kg Zucker mit 3kg auf 10l)
Apfelsaft: 10g Zucker auf 100ml Saft (macht 200mg mit 2l Saft auf 10l)
= 2,45 kg Insgesamt

Das müsste heißen wenn ich jetzt noch 1kg Honig (750g Zucker) und noch 100g Zucker in den Ansatz einrühre müsste die Rechnung IM IDEALFALL aufgehen, oder?

Stimmt die Rechnung so, oder habe ich hier totalen Mist zusammengerechnet?

Gruß
Nero
Benutzeravatar
420
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 4029
Registriert: 27 September 2011 00:00

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von 420 »

Die Berechnung habe ich jetzt nicht kontrolliert, da mir solche Idealfälle nicht untergekommen sind.

Wenn Du am Anfang zu viel Zucker/Honig im Ansatz hast, kann die Gärung zickig werden oder sogar stecken bleiben. Die Hefe kann einen zu großen Zuckergehalt am Anfang übel nehmen.

So berechne ich den Zuckerzusatz am Anfang so, das ca. 11 % Alkoholgehalt ohne Restsüße entstehen würde. Damit hatte ich noch nie ein Problem gehabt, dass die Gärung nicht starten wollte. Wenn das vergoren ist, kannst Du für ca. 1 % Alkoholgehalt nachzuckern. Bei 13 % dann in ½ Prozentpunkte nachzuckern. Du am Ende vorsichtig weiter dosieren, da… was drin ist, bleibt. Solange der Zucker vergärt wird, dass kann auch bei 14 % Alkoholgehalt weiter passieren, stellt sich kein Restzucker ein. Also Idealfall ad Acta. Das wäre dann die Nachzuckermethode grob und einfach erklärt.

Also nicht zu viel Zucker/Honig am Gärstart und später immer dosiert weiter arbeiten. Und am Ende bitte nicht mehr Honig nehmen, sondern Zucker. Den können die Hefen leichter verarbeiten.

VG
„Nicht alles, was zählt, ist zählbar!“ „Nicht alles, was zählbar ist, zählt!“ Albert Einstein
Filme Wein, Gerätschaften, Projekte und mehr
Benutzeravatar
AUT-Nero
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 5
Registriert: 12 Oktober 2018 09:06
Wohnort: Vorarlberg AT

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von AUT-Nero »

420 hat geschrieben: 15 Oktober 2018 21:56 Die Berechnung habe ich jetzt nicht kontrolliert, da mir solche Idealfälle nicht untergekommen sind.
Aber wenn man es als Theoretisches beispiel sehen würde, wäre der Rechenweg korrekt?
Mir geht es hier eher um das Verständnis ob ich die Theorie verstanden habe.
420 hat geschrieben: 15 Oktober 2018 21:56 Wenn Du am Anfang zu viel Zucker/Honig im Ansatz hast, kann die Gärung zickig werden oder sogar stecken bleiben. Die Hefe kann einen zu großen Zuckergehalt am Anfang übel nehmen.
Mein Ansatz hat mittlerweile schon 10% und die Gärung hat schon nachgelassen, daraus würde ich schließen das schon einiges an Zucker vergärt wurde.
420 hat geschrieben: 15 Oktober 2018 21:56 So berechne ich den Zuckerzusatz am Anfang so, das ca. 11 % Alkoholgehalt ohne Restsüße entstehen würde. Damit hatte ich noch nie ein Problem gehabt, dass die Gärung nicht starten wollte. Wenn das vergoren ist, kannst Du für ca. 1 % Alkoholgehalt nachzuckern. Bei 13 % dann in ½ Prozentpunkte nachzuckern. Du am Ende vorsichtig weiter dosieren, da… was drin ist, bleibt. Solange der Zucker vergärt wird, dass kann auch bei 14 % Alkoholgehalt weiter passieren, stellt sich kein Restzucker ein. Also Idealfall ad Acta. Das wäre dann die Nachzuckermethode grob und einfach erklärt.
Ich will den Ansatz nicht ausgären lassen sondern die Gärung bei 14% geplant per schwefeln und Sterilfiltern stoppen. dabei sollte doch keine weitere Gärung stattfinden oder? Bleibt hier dann der nicht vergorene Zucker nicht als Restzucker zurück?

Gruß
Nero
Benutzeravatar
420
2500 Liter Wein
2500 Liter Wein
Beiträge: 4029
Registriert: 27 September 2011 00:00

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von 420 »

Wenn Du bei 14 Prozent die Gärung stoppen willst - wie? Wenn Du filterst, sollte der Wein schon geklärt sein. Da er aber noch gärt, kann er sich nicht klären. Damit erübrigt sich die Frage bei 14 % und Restzucker.

Bei der Filterung gehst Du etwas anders vor. Dein Wein hört auf zu gären, weil er keine Nahrung hat (ist am Einfachsten) und Du stellst ihn kühl und schwefelst ihn. Danach ziehst Du ihn ab und er klärt weiter. Nach ein paar Wochen, Monate oder sogar einem Jahr filterst Du. Vor der Sterilfilterung gibst Du Die Menge an Zucker hinzu, die Du haben möchtest. Vorversuche z.B. mit einem halben Liter Wein.

Mit Honig arbeite ich nicht, da ich selber nicht darauf stehe. Aber im Grunde genommen ist es gleich.

Meine Vorgehensweise ist recht simple.
Tabelle aus dem Kitzinger Weinbuch "Umrechnungstabelle vom Mostgewicht auf Zucker und Alkohol" Da steht z.B. 100 OE entsprechen 13,8 % Alkohol. Vorhandenen Saft messen (z.B. 55 OE)
Berechnung: (100-55)*Liter*2,6g = Zuckerzugabe
Dies ist zwar nicht ganz genau, aber es kommt Pi mal Daumen hin. Nur dann bitte nicht den Fehler machen, die Zuckerzugabe sofort in der vollen Menge zugeben.

Bei Maischegärungen gehe ich ähnlich vor. Da gibt es Rezepte die besagen, dass z.B. 4 kg rote Johannisbeeren ca. 3 Liter Saft ergeben.Weiterhin liegt der rote Johannisbeersaft bei 50 OE (plus/minus). Damit rechne ich mit der Wasserzugabe den Zucker ungefähr für 11 % Alkohhol aus. Nach dem Abpressen der Maische weiß ich, wieviel Johannisbeersaft definitiv herausgekommen ist (Menge - Wasserzugabe) und kann nun die Säure, die Wasser- und die Zuckerzugabe berechnen.

Bei Dir gärt es noch und da würde ich auf keinen Fall jetzt etwas zugeben, sondern erst dann, wenn es nicht mehr gärt. Wenn jetzt zu viel Honig oder Zucker hinzukommt, kann die Hefe zickig werden und Du hast eine schöne Gärstockung und es kann sich sehr lange hinziehen, bis der Wein soweit ist.

Bei den genauen Berechnungen wird sicherlich jemand anders Dir hierzu etwas schreiben. Da habe ich jetzt keine Lust mehr auf der HP-Seite zu lesen und Deine Berechnungen zu kontrollieren.

VG
„Nicht alles, was zählt, ist zählbar!“ „Nicht alles, was zählbar ist, zählt!“ Albert Einstein
Filme Wein, Gerätschaften, Projekte und mehr
Bahnwein
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 956
Registriert: 27 September 2014 21:52
Wohnort: Radolfzell

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von Bahnwein »

Ich denke bei deinen mg Einheiten sollen wohl g gemeint sein. Dann ist die berechnete Zuckermenge theoretisch so korrekt. Dein geplantes Vorgehen mußt du allerdings noch ändern. Wie 420 schon schrieb kannst du die Gärung nicht einfach durch die Schwefelung stoppen. Dafür bräuchtest du viel mehr Schwefel, und durch die Schwefelzugabe bei laufender Gärung steigt das Risiko eines Böcksers. Die Gärung kannst du zu Ende bringen, indem der Zucker bei erreichen des gewünschten Alkoholgehaltes vergoren ist. Dann ist Ruhe im Ballon und die Hefe kann sich absetzen. Die Schwefelung unterstützt diesen Vorgang, dient aber hauptsächlich zum Schutz vor Sauerstoffkontakt, der beim Abziehen von der Hefe max. 2 Wochen nach der Zugabe unvermeidbar ist.
Nicht deine gesamte berechnete Zuckermenge zugeben, sondern, wie 420 schon schrieb, in kleinen Schritten. Die gewünschte Restsüße wird erst direkt vor dem filtern nach einer durchaus auch längeren kühlen Lagerzeit dazugegeben. Kieselsol lass erst mal komplett raus. Schönung sollte das letzte Mittel sein, wenn der Ansatz so gar nicht klären will.
Eine solche Berechnung ist ganz ok als Anhaltswert zur Abschätzung. Vieles lässt sich vorher aber nur abschätzen wie zum Beispiel die vergärbare Zuckermenge in Honig. Daher lieber auch während der Gärung praktisch gucken, was passiert.
Benutzeravatar
AUT-Nero
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 5
Registriert: 12 Oktober 2018 09:06
Wohnort: Vorarlberg AT

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von AUT-Nero »

Bahnwein hat geschrieben: 16 Oktober 2018 05:26 Ich denke bei deinen mg Einheiten sollen wohl g gemeint sein.
Das richtige gemeint, das falsche geschrieben :lol:

Das heißt für meinen Ansatz:
1.Ausgären lassen (bis Nahrung verbraucht)
2. Vol.% messen
3. ~205g Zucker (Mischung aus Honig und Zucker) (da 20,5g/l =~1Vol.%) untermischen
4. Zucker vergären lassen
5. Vol.% messen
6. Schritte 2-5 wiederholen bis gewünschte Vol.%
7. Schwefeln
8. nach max. 2 Wochen abziehen
9. Klären lassen (Kieselsol nur zur Not)
10. Abziehen von abgestorbener Hefe
11. Nachsüßen (in meinem Fall 450g Zucker mit Honig) da Zucker vergoren
12. Direkt nach Nachsüßen grob filtern dann EK filtern und in Flaschen abfüllen

Anmerkungen:
Berechnung Zucker praktisch als Faustformel, aber Praxis weicht meistens ab.
Nie zu viel Zucker auf einmal da die Hefe sonst Probleme bekommen kann.

Habe ich das richtig verstanden?

Gruß
Nero
Bahnwein
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 956
Registriert: 27 September 2014 21:52
Wohnort: Radolfzell

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von Bahnwein »

Mischung aus Zucker und Honig verstehe ich nicht. Zu Beginn wird nur Honig verwendet, bei höherem Alkoholgehalt dann nur noch Zucker.(eventuell auch nur noch für 0,5%)Bzw. zum Einstellen der Restsüße beides möglich mit eventuell größeren Filterproblemen beim Honig. Es gibt hier Metspezialisten, die dir genauer sagen können, wann man beim Nachsüßen besser auf Zucker umsteigt wegen dessen besserer Vergärbarkeit.

Bei der Einstellung der Restsüße würde ich mich noch nicht auf eine bestimmte Menge festlegen, sondern lieber mit kleinen Mengen Vorversuche machen und das leckerste Ergebnis hochrechnen

Vor dem Filtern und abfüllen noch einmal schwefeln. Die nötigen Filterschärfen sind sehr unterschiedlich und schwer vorhersehbar. Zum Schluss auf alle Fälle EK / steril.
Benutzeravatar
JasonOgg
7500 Liter Wein
7500 Liter Wein
Beiträge: 7846
Registriert: 13 August 2007 00:00

Re: Blutiger Anfänger und noch viele offene Fragen

Beitrag von JasonOgg »

AUT-Nero hat geschrieben: 16 Oktober 2018 10:05 Das heißt für meinen Ansatz:
1.Ausgären lassen (bis Nahrung verbraucht)
2. Vol.% messen
3. ~205g Zucker (Mischung aus Honig und Zucker) (da 20,5g/l =~1Vol.%) untermischen
4. Zucker vergären lassen
...
:schlecht: so ähnlich ?-|

Wenn die Hefe erstmal verhungert ist,dann aber mit Nahrung wieder weitermachen soll, dann kann sie sich schon mal querstellen. Wir sind hier möglicherweise bei 13-14%, also kurz vor der Alkoholtoleranzgrenze. Eine zickige Weißweinhefe kann dich unter diesen Umständen schon mal mehrere Monate beschäftigen, weil sie nicht mehr in Schwung kommt.

Als Ergänzung zu deinen Anmerkungungen:

Am einfachsten ist es, wenn die Hefe optimale Bedingungen hat.

Ergänzend für dich: "... so lange sie soll".

Also, am Anfang zu viel Zucker macht Stress, wechselnde Temperaturen, Nahrungsmangel usw., bremst alles die Hefen aus.
Und am Ende zu viel Alkohol ;)

Es ist also sicherer doch abzuschätzen, wie viel Zucker bis 14% fehlen könnte und den nach und nach dazuzugeben ohne die Hefe hungern zu lassen. Du wirst eh keine Punktlandung bei 14% hinbekommen und mal ehrlich 13,8% oder 14,2% sind ja auch okay. Wie kommst du übrigens auf die 14 Wunschprozent? (persönlich würde ich eh an die Toleranzgrenze wahrscheinlich zwischen 14,5 bis 15,5% gehen und mir den Ärger sparen).

Wie lange dauert Punkt 9? Wenn im Winter bei 5°C in der Garage für 2-3 Wochen, dann kann man direkt feinfiltern. Grobfiltern tue ich gar nicht mehr, das was da rausgeholt wird , das schafft man auch mit ein paar Wochen Geduld. Lieber Feinfiltern, damit der EK-Filter nicht so schnell dicht ist.

Edit sagt, du stellst vor der Sterilfilterung die Restsüße mit Honig ein. Da kann natürlich schon etwas trübes mit drin sein. Ob das reicht den EK-Filter vorschnell dicht zu machen müssen die Metgärer entscheiden.
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Antworten

Zurück zu „sonstige Fragen zum Honigwein“