Einige Anfängerfragen

pyro
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Einige Anfängerfragen

Beitrag von pyro »

Hallo!

Ich bin neu hier im Forum, lese aber schon tagelang mit, da ich mich bald an der Metherstellung versuchen möchte. Nun habe ich aber noch einige Fragen, die ich noch nicht komplett klären konnte. Es wäre nett, wenn ihr euch diesen annehmen könntet, auch wenn es ein paar sind...

1. Zuersteinmal der Ort: Das Ganze soll im Heizungskeller stattfinden, da es dort dunkel ist und immer ca. 20-21°C gibt. Unangenehme oder modrige Gerüche sind mir dort auch nocht nicht aufgefallen, daher denke ich, dass dieser Ort in Ordnung ist.

2. Das Rezept möchte ich von der Seite hier verwenden. Nun möchte ich aber wissen,ob Antigeliermittel und Tannin für den Anfang unbedingt nötig sind? Ich möchte mir übrigens 10 Liter Honigmet herstellen (bzw. einen 10 Liter Gräballon verwenden). Ist das Antigel zwingend nötig? Zur Schönung wäre es mir nicht so wichtig, der Met darf ruhig etwas natürtrüb bleiben. Und was ist mit dem Tannin? Wird der Wein, welcher eher halbtrocken-lieblich werden soll, auch ohne Tannin gut? Ich wollte falls möglich nämlich ersteinmal einen Met mit möglichst wenig zusätzlichen Zutaten herstellen. Reichen für den Gärstart eigentlich 2-3g Trockenhefe (Port)?
Bekomme ich ansonsten ein solch geringe Menge Tannin auch in der Apotheke?
Und noch wegen den Gewürzen: Wird mein erster Met auch ohne Gewürze wie Nelken etc. gut und geschmackvoll?

3. Der Säuregehalt
In den Rezepten lese ich immer etwas von max. 35ml Milchsäure auf 10L, was selbst mit den Äpfeln wohl nicht genügend Säure ergibt. Ich habe noch Pulver für Zitronensäure gekauft. Ist es in Ordnung, wenn ich 35ml Milchsäure 80% für somit 2,8g/l + ca. 1g/l für die Äpfel + 20g Zitronensäurepulver um das Ganze auf etwa 5,8g /l zu bringen? Habe nämlich noch kein Acidometer, und plane dieses erst anzuschaffen, falls der erste Wein einigermaßen trinkbar wird?

4. Das Wasser
Falls möglich möchte ich unser Leitungswasser für den Met verwenden. Dies ist allerdings etwas härter, ich glaube es war irgendetwas zwischen mittelhart und hart, ich schaue das aber noch einmal nach. Ist das noch in Ordnung? Oder macht sich das zu stark im Wein bemerkbar?

5. Das Abziehen
Auch hier habe ich noch eine Frage... Nach dem ersten Abziehen soll der Wein ja noch etwas zur Klärung stehen, am besten spundvoll und den Gärspund mit einer Sperrflüssigkeit befüllt. Da ich zwei 10L Ballons zur Verfügung habe, bekomme ich den zweiten nach dem Abziehen aber nicht gänzlich voll. Ist es ratsam, diesen irgendwie noch bis zum Rand aufzufüllen, so dass fast keine Luft enthalten ist? Mit irgendwelchen Glaskugeln, oder irgendetwas neutralem? Falls ja, was könnte ich hierzu verwenden? Und ist es in Ordnung, dass der erste Gärballon bis zum Gärbeginn noch etwas Sauerstoff enthält, welches ja bald vom entstehenden CO2 verdrängt wird?


6. Das Nachzuckern
Woher merke ich, ob ich eher mit Honig oder mit Zucker nachzuckern sollte? Wie funktioniert das Nachzuckern in der Praxis? Wenn ich einfach Honig oder Zucker in den Gärballon gebe, löst er sich doch sicher nicht einfach so auf? Wie lang darf der Met nach Ende der Gärung ohne Abziehen von der Hefe noch stehen?


7. Schütteln
Das sollte täglich geschehen, auch während der Gährung, ist das richtig?

8. Flaschenlagerung
Reicht es diese sehr fest mit Gummikappen (Süßmostkappen) zu verschließen? Irgendwie habe ich doch etwas Paranoia, dass doch eine Flasche explodieren könnte?

9. Noch eine kleine Frage am Rande
Im Dezember sind wir 3 Tage bei Verwandten. Falls der Wein davor noch gährt, kann ich ihn mit einer kleinen Menge Zucker (vieleicht nur 30g oder so) "füttern" und nach den 3 Tagen dann abziehen?



So ich weiß das sind etwas viele Fragen für einen Anfänger, aber ich lese schon Tage hier im Forum und bin sehr begeistert. Bis auf Hefe habe ich schon alles da, und die möchte ich dann frisch aus der Apotheke oder evtl. vom Bäcker holen, falls der solch spezielle Hefen auch hat.


Vielen vielen Dank schonmal für eure Mühen und Zeit, meine Fragen zu beantworten. Ihr hört sicher bald wieder von mir :)

Grüße
pyro

[Dieser Beitrag wurde am 27.10.2005 - 08:17 von pyro aktualisiert]
Birgit
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Einige Anfängerfragen

Beitrag von Birgit »

Hallo pyro, willkommen im Forum :shock:

dann will ich mal versuchen die Fragen zu beantworten.

zu 1. Der Ort ist gut.

zu 2. Sowohl Antigel als auch Tannin tragen zur schnelleren Selbstklärung bei. Tannin verbessert allerdings auch den Geschmack und die Haltbarkeit. Beim Abfüllen eines trüben Weines, sollte man immer folgendes bedenken: Der Wein klärt sich in der Flaschen weiter, die Trübstoffe setzen sich ab und verklumpen häufig. Wenn den Wein dann trinkt bemerkt die Feststoffe dann schon, ist nicht wie naturtrüber Apfelsaft indem man die Trübstoffe in der Schwebe hält.

zu 3. Ich würde erst mal nur 10g Zitronensäure nehmen, da man nicht weiß wie sauer die Äpfel wirklich sind. Beim Grundrezept aus dem Fruchtweinkeller haben wir den Säuregehalt, vor der Säurezugabe, häufig mit 2g/l titriert. Damit kann man rechnen. Ein Anfänger sollte seinen Met dann mit 6g/l einstellen.

zu 4. Wenn Du hartes Wasser verwendest wird der Met zu Anfang rau und unausgeglichen schmecken, nach einigen Monaten Lagerzeit gibt sich das meistens.

zu 5. Beim Ansetzen muß in jedem Ballon Steigraum sein, sonst läuft der Ballon über. Eine schnell einsetzende Gärung soll die Luft dann verdrängen.

Nach dem Abziehen muß man dann bei Honigwein sehr darauf achten das der Ballon kaum Luft enthält. Uns ist schon ein Ballon mit nur wenig Steigraum innerhalb eines Monats oxidiert.

zu 6. Ob Du mit Honig oder Zucker nachzuckerst entscheidet dein Geschmack beim probieren. Ist der Honiggeschmach zu intensiv nimmst Du Zucker. Du kannst den Zucker oder Honig so in den Ballon geben, kräftig schütteln, den Rest besorgen die Hefen.

zu 7. Ja geschüttelt wird täglich bis zum Gärungsende mit der Schwefelung.

zu 8. Wie sich Süßmostkappen für eine dauerhafte Lagerung eigen weiß ich nicht. Nur wenn Du eine Nachgärung hast explodieren die Flaschen.

zu 9. Wenn der Wein noch gärt schüttelst Du ihn halt 3 Tage nicht, ist er in der Klärung wird sowieso nicht geschüttelt.

Ach ja nie nie niemals nicht Hefe vom Bäcker.

Gruß Birgit
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Fruchtweinkeller
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Einige Anfängerfragen

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Und am besten nie nie nie die "frische" Flüssigreinzuchthefe, die bereitet vielen Mitgliedern im Forum Probleme. Falls Du Flüssighefe nimmst: Unbedingt einen Gärstarter machen! Im Zeifelsfall ist Trockenhefe immer vorzuziehen.
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pyro
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Einige Anfängerfragen

Beitrag von pyro »

Hallo!

Danke erst einmal für die raschen Antworten, so schnell habe ich damit noch gar nicht gerechnet! Das ist super :)
Meinen Apotheker (nur zwei Stockwerke unter mir) werde ich dann mal nach Porthefe in Trockenform sowie nach Tannin fragen. Antigel habe ich wohl im Baumarkt gesehen (die haben gerade Gärballons und Zubehör, jedoch kein Tannin).
Nach der Wasserhärte werde ich schauen und zur Not dest. Wasser kaufen, mal sehen.

Soweit ist dann alles klar, bis auf 5.
Ich ziehe also nach Ende der Gärung den Wein recht schnell in einen anderen Ballon ab, damit er ja nicht bitter wird und sich dort noch klären kann. Nun habe ich aber im ersten Ballon Steigraum gelassen, so dass der zweite Ballon niemals nicht voll werden kann. Wie gleiche ich das aus? Noch irgend etwas in den Ballon geben? Nicht dass ich mir die ganze Mühe mache und mein Wein dann wie ihr erwähnt habt oxidiert? In Flaschen soll er ja nach dem Abziehen von der Hefe nicht sofort gefüllt werden, oder?
Birgit
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Einige Anfängerfragen

Beitrag von Birgit »

Es gibt drei Möglichkeiten:

1. Glasmurmeln oder ähnliches in den Ballon geben.
2. Aus einer Gasflasche CO2 in den Ballon leiten
3. Oenlogisches Öl auf den Wein gießen (Erklärung auf der Homepage unter Zutaten)

Trotzdem wird geschwefelt und VitaminC zugefügt (das ist das Wichtigste)

Gruß Birgit
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pyro
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Einige Anfängerfragen

Beitrag von pyro »

Okay, ich denke ich werde nach Glasmurmeln oder ähnlichem schauen.
VitaminC hätte ich fast vergessen! Ist das also sehr zu empfehlen?

Beim Wasser habe ich herausgefunden, dass der Härtegrad 13,5° beträgt, also im Bereich mittelhart liegt (s. Tabelle). Ist das noch ausreichend?

Gruß
pyro


Gesamthärte
(mmol/l) °d (gerundet) °d (ältere Einstufung) Beurteilung
0 - 1 0 - 6 0 - 4 sehr weich
1 - 2 6 - 11 4 - 8 weich
2 - 3 11 - 17 8 - 18 mittelhart
3 - 4 17 -22 18 - 30 hart
>4 >22 >30 sehr hart

[Dieser Beitrag wurde am 27.10.2005 - 13:58 von pyro aktualisiert]
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Wir nehmen VitaminC standardmäßig beim Abfüllen.

Bei der Wasserhärte würde ich auf demineralisiertem Wasser umsteigen.

Gruß Birgit
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Schau doch mal auf die Homepage -> Zutaten -> Wasser, da findest Du alle Hinweise zur Häre und Enthärtung.

Man kann Met sowohl mit weichem als auch mit hartem Wasser machen, es ist halt alles eine Geschmacksfrage. Prinzipiell gilt: Je weicher desto besser. Wir haben bei uns auch etwa 14°dH, uns ist das viel zu viel. Aber wenn das Dein erster Met werden soll würde ich den Ball flach halten und nicht zu viel Aufwand treiben. Wenn er Dir schmeckt hast Du dann ja noch viel Raum für Verbesserungen :D

Vitamin C ist nicht unbedingt notwendig, aber sehr sinnvoll, weil es Oxidationsschutz dient. Honigweine sind sehr anfällig gegenüber Oxidation, deshalb sollte man es ruhig verwenden. Vitamin C gibt beim Winzerbedarf oder aber sehr günstig in Drogerien.
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Beitrag von fibroin »

Hallo pyro,

alle Achtung, du hast dich schon sehr stark in die Materie eingelesen und dir die Schritte zum Weinmachen theoretisch aufgearbeitet. Auch eine Möglichkeit.

Allerdings würde ich doch einfach mal anfangen und die weiteren Schritte wie Abziehen erst bedenken, wenn es dran ist. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten, die ein "theoretisches" Weinemachen über den Haufen wirft. Angärung, Gärzeiten, Gärintensität, Schaumbildung, Gärende und Klärung sind einfach nicht festzuschreiben und mit Geduld zu beobachten.

Fang mit dem Gäransatz an. Falls du keine Trockenhefe bekommst, dann nimm Flüssighefe, damit kannst du schon die ersten Erfahrungen sammeln. Es kann aber 4 Tage dauern bis es in der Flasche abgeht. Dann Ansatz machen und Hefe dabei.

Wird schon was! 8-)
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
pyro
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Beitrag von pyro »

So nur noch eine Frage:

Kann ich die Gewürze ganz weg lassen, oder schmeckt es dann fad? Wenn ich mir einen "normalen" Met kaufe, sind dann da Gewürze drin? Ich möchte ihn wie gesagt am Anfang so natürlich bzw. normal wie möglich machen, aber er soll auch gut schmecken!

[Dieser Beitrag wurde am 27.10.2005 - 22:55 von pyro aktualisiert]
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Im Grundrezept sind keine Gewürze drin, die brauchst Du nicht unbedingt.

Gruß Birgit
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Beitrag von fibroin »

Selbstverständlich kannst du ganz normalen Honigwein machen. Dann kannst du die Aromen des Honigs genießen. Darum nimm dann nicht den billigsten, den du krigen kannst. Das könnte dann doch eine Enttäuschung geben. :(
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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