Honigwein v1.0

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Zoddel
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Honigwein v1.0

Beitrag von Zoddel »

Hallo liebe Frucht-und Honigwein-Community,

ich bin neu in diesem tollen Forum angemeldet und möchte in 1-1,5 Wochen meinen ersten Honigweinansatz starten. Ich habe bisher keinerlei Erfahrung in der Weinherstellung gesammelt, habe mich aber auf diesen Seiten sehr gründlich in das Thema eingelesen. Dennoch bestehen mangels Erfahrung natürlich noch einige Fragen und weitere werden während des Prozesses zwangsläufig auftauchen. Ich bin deshalb sehr Dankbar für Tipps und Anregungen.

Ich möchte das Basis Rezept von der HWK-Homepage 1:1 verwenden, ich werde es hier nicht noch einmal posten, ihr kennt es eh sicher alle auswendig.


Als Gärbehälter habe ich mir ein 30L Speidel Fass mit Gäraufsatz und Ablaufhahn bestellt. Das Fass habe ich bereits eingelitert und ich plane, es mit 20 L oder 22 L Ansatz zu befüllen. Nach beendeter Gärung soll es spundvoll zum Klären in einen 20L Gärballon überführt werden (welchen ich mir noch besorgen muss, aber bis dahin vergeht ja noch ein Weilchen).

Hier meine Zutatenliste, die ich bereits vorliegen bzw bestellt habe (Ebay bzw Brouwland):

- Speidel Fass, 30 L, mit Gäraufsatz und Ablaufhahn
- Acidometer (das günstige mit Blaulauge und Messzylinder)
- Vinometer 0-25%
- Trockenhefe Kitzinger Portwein
- Tannorouge 20g (muss reichen für den ersten Versuch, das Tannin Superb war mir zu teuer)
- Antigel
- Hefenähralz (Nutrivit)
- Milch- und Zitronensäure
- Waldhonig und naturtrüber Apfelsaft von bekanntem Süd Discounter, Äpfel.
- 80 cm Kochlöffel aus Holz (siehe Fragen unten)

Kaufen werde ich noch:

- dest. Wasser
- Kaliumdisulfit
- Schlauch zum Abziehen
- Flaschen, Korken Verkorker9
- evtl Schönungsmittel falls nötig, möchte ich aber am liebsten drauf verzichten.

Fragen:

1) Zur Ansatzgröße: um einen 20L Gärballon einigermaßen spundvoll zu befüllen macht es doch sicherlich Sinn, das Anfangsvolumen etwas größer zu bemessen (ich dachte an 22L),da beim Abziehen immer etwas vom Ansatz verloren geht, oder? Andererseits,wenn ich mit 20L starte, erhöht sich das Volumen durch die Nachzuckermethode eh noch...

2) Wie fein sollten die Äpfel gerieben werden? Ich habe eine viereckige Metall-Kartoffelreibe zur Verfügung. Soll ich da lieber die Seite nehmen, die quasi Brei produziert oder eine etwas gröbere Seite? Ich habe auch einen Gemüsehacker, bei dem man die Stücke durch ein 5x5mm Messergitter in eine Auffangdose kloppt. Ich könnte die Äpfel auch in kleine Stücke schneiden und dann nochmals durch das Metallgitter drücken. Mir kommt es neben einer verbesserten Gärung vor allem drauf an, dass der Wein später möglichst gut von alleine klärt, da ich mir aus Kostengründen keinen Weinfilter kaufen möchte.

3) Ich habe mir überlegt, dass es Sinn machen könnte,gerade beim Ansetzen und in den 1-2 Wochen den Ansatz mit einem großen 80cm Holzlöffel umzurühren, anstatt das ganze 30 L Fass zu schwenken, da es so zu besserer Durchmischung kommt, was der Hefe zu beginn wahrscheinlich gut tun wird. Am Anfang wird die CO2 produktion so hoch sein, dass sich sehr schnell wieder eine Schutzschicht bilden wird. Gegen Ende der Gärung,wenn nur noch wenig CO2 entsteht funktioniert das wahrscheinlich nicht mehr,weil zuviel Sauerstoff n den Ansatz gelangt. Wie geht ihr mit solchen Fäsern um, bleibt das Fass beim Schwenken/Schütteln zu, mit Gäraufsatz? Stand jetzt würde ich während der heftigen Gärung umrühren und später, sobald die Gärung stark nachlässt, nur noch das (mit Gäraufsatz) geschlossene Fass schütteln.


So das ist dann doch mehr Text geworden, als ich anfangs dachte. Ich werde hier wenn es soweit ist auch Bilderposten und freue mich über Meinungen/Anregungen.

Viele Grüße,

Zoddel
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Vine
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Vine »

Tach Zoddel! Willkommen im Club :D

Schaut schon ganz gut aus dein Plan und deine Zusammenstellung.

Zu 1: Mit 22 Litern könntest du hinkommen, wenn du noch etwas nachzuckerst. Besser noch einen halber Liter mehr als zwei Liter zu wenig ;) Überschüsse finden garantiert ihren Weg!

Zu 2: Ich nehm an ungeraden Tagen immer die Musseite und an geraden Tagen die etwas gröbere ;) Meistens setze ich Weine an ungeraden Tagen an ...
vielleicht auch eine Frage der persönlichen Note. Mal schauen ob noch jemand einen begründeten Senf dazu abgeben kann aber ich vermute doch, dass sich die Hefchen am Mus besser anhaften können.

Zu 3: Ich selbst verwende ja Glasballons. Ein Kunststofflöffel könnte aber hygienischer sein als Holz (leichter zu reinigen/desinfizieren). So weit ich weiß verwenden hier manche irgendwelche Ständer oder Untersetzer auf denen man die Fässer dann rütteln oder sogar schwenken kann. Schau mal in der Suche oder vielleicht meldet sich noch einer dazu.

LG
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich benutze zum Zerkleinern der Äpfel gerne eine grobe Reibe, das reicht.

Meine befüllten Gäreimer rühre ich auch gerne mit einem langen Braulöffel durch, aber ich bevorzuge hier Kunststoff.
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von 420 »

Hallo Zoddel,

Du hast schon eine gute Zusammenstellung hinbekommen.

Kurze Randbemerkungen noch von mir:

Acidometer (das günstige mit Blaulauge und Messzylinder)
Blaulauge und Einwegspritzen reichen vollkommen. Man benötigt keinen Messzylinder.

80 cm Kochlöffel ist schon gut. :D Mein Meinungsverstärker ist noch 20 cm größter. Den benutze ich auch bei Maischegärungen im 60 Liter Behälter und auch beim Nachzuckern und beim Zuckern vor der Filtration. Kunststoff habe ich auch nicht. Mein Holzlöffel hat sich mit der Zeit schon etwas verfärbt. Auch nicht schlimm.

Und bei meinen kleinen Filmchen (siehe Signatur) kannst Du sehen, wie ich es mache.

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Zoddel
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Zoddel »

Vielen Dank für eure Tipps!

Mit der Blaulauge und Einwegspritze hatte ich auch überlegt, habe dann aber doch aus Bequemlichkeit einfach das Set mitbestellt. Wenn die Blaulauge irgendwann mal verbraucht ist, werde ich mir selbst welche aus NaOH-Plätzchen und Bromthymolblau ansetzen.

Kann ich mit dem Löffel auch gegen Ende der Gärung noch umrühren (damit meine ich das tägliche Schütteln,nicht zwangsläufig nur eine Nachzuckerung)? Oder wäre es, wie ich vermute, besser das Fass zu diesem Zeitpunkt zu zu lassen und es nur zu schwenken, damit nicht unnötig viel Luftsauerstoff in den Wein gerührt wird?

Jetzt muss eigentlich nur die Lieferung von Brouwland kommen, dann geht's endlich los. Habe bereits vor ca. 15 Jahren mal einen Ansatz mit zwei Kommilitonen gemacht, der leider mangels Fürsorge desjenigen, bei dem der Ansatz stand, mislungen ist. Mangelnde Fürsorge wirds bei mir nicht geben, soviel ist klar ;)


LG,
Zoddel
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Chesten »

Ich stelle meine 20L Ballons auf einen Pflanzenroller dann stehen die nich direkt auf dem Boden und die haben Rollen drunter so das man die bewegen kann. Mit etwas Übung bekommt man dann den Wein in Ballon auch "durchgedreht".
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
Latemar
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Latemar »

Hallo Zoddel,

ich rühre (wenn ich rühre) im Fass mit einem Edelstahllöffel.
In den Glasballon passt der leider nicht durch die Öffnung. Dort verwende ich immer (noch) einen Buchenholzstab 10x10mm. Der hat endzwischen auch seine Patina angesetzt, obwohl ich diesen nach jedem Gebrauch mit Leitungswasser abspüle und auf eine zügige Abtrocknung achte.

Was den Sauersoffeintrag beim nachzuckern angeht:
Solange die Gärung noch im Gange ist, schadet der Sauerstoff nicht. Die Hefen werden dadurch eher wieder zum Arbeiten angeregt. Am Ende der Gärung wird das schon problematischer. Nachdem du ja ohne Filterung den Wein bis zum Ende durchgären willst, würde ich nicht mehr "trocken" nachzuckern.
Ich mache es oft so, dass ich den Zucker (Honig) in einen Eimer gebe und dann mit dem Weinheber Wein in den Eimer laufen lasse. Dort verrühre ich den Wein mit dem Zucker (was durch schwenken des Eimers gut geht) und lass dann durch hochheben des Eimers den Wein wieder in den Ballon/Fass zurück laufen. Das wiederhole ich solange, bis der gesamte Zucker im Ballon/Fass ist. Dann noch mal kurz das Gärgefäß durchgeschwenkt und fertig.

Und immer auf gute Temperatur achten, das führt zu einem zügigen Gärungsende ;-)

Gruß aus
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Zoddel
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Zoddel »

Ok, ich werde dann während der starken Gärungsphase mit dem Löffel umrühren und später dann nur noch das Fass schwenken ohne es zu öffnen. Zum Nachzuckern kann ich jeweils etwas vom Ansatz aus dem Ablaufhahn ein einen Topf ablassen und darin den Zucker/Honig lösen und danach einfach oben wieder ins Fass kippen, zumachen und schwenken.

Auf die Temperatur kann ich nur begrenzt Einfluss nehmen, da ich es in meiner Küche machen muss, Raumtemperatur also. Bringt es etwas, das Fass in eine Decke einzuwickeln, wenn es mal tendenziell eher zu kühl als zu warm ist?

Einen Weinfilter wollte ich mir aus Kostengründen erst einmal nicht zulegen. Hoffe, das der Met sich mit dem Tannin und den geriebenen Äpfeln einigermaßen selbst klärt. Mich würde mal interessieren, wie vernünftig selbstgeklärter Honigwein nach HP-Rezept später im Glas aussehen kann, werde mal ein wenig da Forum durchsuchen, vielleiht gibt es ja Bilder...

VG aus Bonn
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Fruchtweinkeller
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Zumindest in der heftigen Gärphase produziert der Ansatz Eigenwärme, da könnte eine Isolation Sinn machen wenn der Ansatz zu kühl steht.
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Zoddel »

Soo, heute kamen alle fehlenden Sachen an und ich habe den Ansatz gestartet

- 8 L naturtrüber Apfelsaft
- 5,5 richtig dicke Boskopf Äpfel; mit Schale, ohne Kerngehäuse, gerieben (sind aber auch gröbere Stückchen drin)
- 4 Kilo Aldi Waldhonig
- 10 L dest. Wasser
- 8,8g Hefenährsalz
- 20 mL Antigel
- 2,2 g Tannorouge
- 5 g Kitzinger Trockenhefe Portwein, 1h vorher in Apfelsaft/Wasser/Zucker zum Schäumen gebracht

Zusammen ergab das 22 Liter im 30 L Speidel Fass.

Habe vor Zugabe der Hefe mehrfach die Säure gemessen, die lag erstaunlicherweise bei 6g/L, weshalb ich erst einmal keine zusätzliche Säure hinzugegeben habe. Laut dem, was ich so im Forum gelesen habe, sind derart hohe Säurewerte eher unrealistisch. Allerdings waren die 5,5 Äpfel auch ziemlich groß und recht sauer. Ich will lieber vorsichtig mit der Säure sein und lieber in ein paar Tagen nochmal messen, dann kann ich ja immer noch einstellen, oder?. Ich schätze dass auf jeden Fall genug Säure für die Hefe zum Arbeiten vorhanden sein wird.



So, Hefe ist gut drauf und drin, jetzt heißt es abwarten...
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Vine
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Vine »

Das klingt doch gut! Wegen der Säure musst du dir keinen Kopp machen. Scheint ein gut saures Milieu für die Gärung zu sein. Du kannst nach einer Weile nochmal nachmessen und die Säure ggf. noch korrigieren. Einzig was ich nicht so verstehe: Warum nimmt man Aldi-Honig? Der Honig ist beim Met schließlich das Produkt, was vergoren wird und ist deswegen maßgeblich für die Qualität und den Geschmack des späteren Produkts verantwortlich. Da würde ich - wenn man schon den ganzen Aufwand betreibt - möglichst hochwertige Honige nehmen und genau an dieser Ecke nicht sparen.
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Re: Honigwein v1.0

Beitrag von Zoddel »

Es gärt nach nun ca 10 Stunden schon fleißig mit 16 s/blubb :)

Die Säure messe ich in ein paar Tagen nochmal.

Warum man Aldi Honig nimmt? Zum einen, weil es Leute gibt, die damit durchaus positive Erfahrungen gemacht haben (Zitat der HP: "Wir vergären oft Waldhonig vom großen Nord-Süd Discounter und waren bislang zufrieden.")zum anderen aus Budgetgründen. Zumal teurer Honig nicht automatisch mehr Geschmack bedeutet,da kommte ja auch auf die Sorte etc an. Ich glaube z.B. nicht, das jeder Waldhonig vom Imker automatisch besser schmeckt als der Aldi-Honig. Zumindest nicht soviel besser dass ich in meinem Stadium bereit wäre, dafür knapp das doppelte auszugeben ;)
Wenn der erste Wein gelingt, werde ich sicher auch mal einen spezielleren Honig verwenden!
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