Der Punkt, an dem zu viel Info undurchsichtig wird.. Hülfee

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Sai
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Der Punkt, an dem zu viel Info undurchsichtig wird.. Hülfee

Beitrag von Sai »

Aloha liebe Leuts,

Letztens erst vorgestellt, seitdem gut was gelesen, jetzt verwirrt.
Eigentlich bin ich eher so der Typ "mit den paar Infos komm ich aus, da stell ich mir schon gut was bei vor". Lief auch klasse bisher, 5 Generationen/jahrgänge an JohannisbeerMet habe ich hinter mir.
Aber jetzt, wo ich richtiges keimendes (Wortspiel unbeabsichtigt) Interesse habe und wirklich Verstehen will, was in meinen Bottichen so abgeht und wozu manches gut ist, habe ich nur ein fragezeichen im Kopf und fühle mich doch recht naiv.. Ich kann doch nicht ausversehen so viel richtig gemacht haben? Oder ist der Wein den ich mache nicht ansatzweise so gut wie er sein könnte?
Mein Vorgehen wie folgt im groben:

Zutaten:
- JohannisbeerSaft aus dem Getränkemarkt (100% fruchtanteil ofc)
- Blütenhonig aus dem Supermarkt (der Kristalline) (der Naturhonig meines Opas, Imker, ist mir bisweilen für meine Versuche zu teuer gewesen)
- Reinzuchthefe
- Hefenährsalz
- Schwefelpulver

Vorgehen
- Gärstarter mit 500ml Saft, Salz und Hefe. Waaarten 2-3 Tage und zack wars am keimen. Klasse
- Dann Honig mit anderem Saft erwärmen und verrühren, dann in den Gärballon/-Fass einfüllen, warten bis der bis 25° abgekühlt ist und gärstarter hinterher. Zumachen, täglich schwenken bis gärfortschritt verzeichnet werden kann. Dann, gärende, aufmachen und schwefeln mit 1g/10l. Dann stehen lassen ca 3 Tage. Zu Ende 2 mal durch eine Schichtenfilteranlage mit Pumpe jagen auf einer Durchlässigkeit von 10mykrometer. Das ist das feinste Papier welches ich habe zu der Pulcino Oil und damit filter ich 2 mal. Nach dem 2ten filtern wird der Wein noch einmal mit 1g/10l geschwefelt und ab in die Flasche.
Schmeckt gut und fühlt sich gut an was die Umdrehungen angeht.

Jetzt zu meinen Fragen rund ums Thema.. Oft lese ich und verstehe (nur) ansatzweise etwas zu folgenden Dingen, die eher als ein Schritt im Rezept genannt werden ohne wirklich erklärt zu werden in dem Maße dass ich das Prinzip dahinter verstehe.

1. Was ist Milchsäure und sollte ich sie haben/benutzen?
2. Was hat es mit diesem antiGel auf sich? (Name entfallen, Gedächtnis geht nur von 12 bis Mittag)
3. Mache ich so grundlegend etwas verkehrt? Habe gelesen dass es nicht gut ist vorerhitzen Saft oder Honig zu nutzen, warum also stand in meinem alten Weinbuch ich ich solle die Kombi auf knapp 50 grad erwärmen?
4. Zu was ist ein Oechsle gut und kann man es essen?
5. Der Zuckergehalt ist doch eigentlich auf 0 wenn die Hefe durch ist, aber warum hört sie früher auf?
6. Was muss vor dem ansetzen eines neuen Rezepte (zb erbeermet) von den Werten (Säure, Zucker (Oechsle?), Alkohol) ermittelt werden?


Bin da noch etwas ganz planlos und weiß nicht so recht was damit anzufangen ist. Ich hoffe man verzeiht mir die Naivität und den Textschwall :D

Mit besten Grüßen aus Porta :)
Gärtrud, Gärhard und Gärlinde
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JasonOgg
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Re: Der Punkt, an dem zu viel Info undurchsichtig wird.. Hülfee

Beitrag von JasonOgg »

Da ist schon viel richtiges dabei. Hauptsächlich, die Gedanken, warum und wie etwas passiert. Mit gesundem Menschenverstand schaffst du auch den Rest.

Die Homepage kennst Du? Da findest du schon viele Antworten, z.B. das Harmonie-Dreieck zum Verhältnis von Säure, Zucker und Alkohol. Denn dafür brauchst du ...
Sai hat geschrieben: 25 Oktober 2021 12:39 1. Was ist Milchsäure und sollte ich sie haben/benutzen?
Milchsäure nimmt man zum Aufsäuern von Zutaten, die zu wenig oder keine Säure haben. Bei deinen Johannisbeeren ist eher das Gegenteil der Fall (obwohl beim Kufsaft könnte das schon verdünnt worden sein). Bei Honig- oder Blütenweinen sieht das ganz anders aus.
Sai hat geschrieben: 25 Oktober 2021 12:39 2. Was hat es mit diesem antiGel auf sich? (Name entfallen, Gedächtnis geht nur von 12 bis Mittag)
Der wichtigste Wirkstoff im Antigel und vergleichbaren Präperaten ist die Pektinase. Die Zellhüllen von Früchten werden aufgeschlossen und es werden mehr Saft und Farbstoffe freigesetzt. Außerdem schäumt es nicht so stark.
Sai hat geschrieben: 25 Oktober 2021 12:39 3. Mache ich so grundlegend etwas verkehrt? Habe gelesen dass es nicht gut ist vorerhitzen Saft oder Honig zu nutzen, warum also stand in meinem alten Weinbuch ich ich solle die Kombi auf knapp 50 grad erwärmen?
Was denn nun? Ob hattest du erwärmen geschrieben, unter erhitzen stelle ich mir schon mehr vor als 50°C. Warm löst sich der Honig natürlich besser, wie viele Keime man bei 50°C abtötet weiß ich nicht, ist aber eher niedrig, Bag'n Box Abfüllungen gehen auf 80°C. Je wärmer es ist, desto mehr verändert sich der Geschmack. Es gibt Leute, die schwören auf Saft aus gekochten und andere aus ungekochten Quitten, das ist letztendlich Geschmacksache. Holunderbeeren sollte man kochen. Ab wieviel Grad Honig Inhaltsstoffe abbaut weiß ich nicht.

Mit Kaufsaft hättest Du dir das wahrscheinlich sparen können. Den entscheidenden Punkt -- für die Hefe abkühlen lassen -- hast Du ja beachtet.
Sai hat geschrieben: 25 Oktober 2021 12:39 4. Zu was ist ein Oechsle gut und kann man es essen?
Das Oechsle zum Essen heißt Kalb und gibt es beim Metzger :mrgreen:
Beim Wein geht es eher um die Maßeinheit für Zucker im unvergorenen Traubenmostes. (s. Grad Oechsle). Uns interessiert das weniger, Hauptsache genug Zucker damit die Hefe nicht verhungert und wenig genug, damit sie nicht platzt.
Sai hat geschrieben: 25 Oktober 2021 12:39 5. Der Zuckergehalt ist doch eigentlich auf 0 wenn die Hefe durch ist, aber warum hört sie früher auf?
Genaugenommen gibt es ein paar Zuckerarten, die nicht so gut vergoren werden. Aber gehe ruhig davon aus, dass die Hefe alles vergären will was sie findet, früher oder später. Es kann schon passieren, dass die Hefe nach dem Abfüllen meint, "och, da ist ja noch Zucker, das vergär ich mal noch" und man hat eine Flaschenbombe.
Oder man entfernt die Hefe.
Oder tötet sie ab.
(s. Homepage)
Sai hat geschrieben: 25 Oktober 2021 12:39 6. Was muss vor dem ansetzen eines neuen Rezepte (zb erdbeermet) von den Werten (Säure, Zucker (Oechsle?), Alkohol) ermittelt werden?
Muss? Gar nichts, aber du willst ja nachvollziehbare Rezepte. Schau mal auf die Homepage, da findest du funktionierende Rezepte, die du auch deinen Bedürfnisssen anpassen kannst. Um das Säuremessen wirst du nicht drumherum kommen, wenn du einen harmonischen Wein haben möchtest. Oechsle? Nimm das Rezept für den Zuckerbedarf. Alkohol? Hilft beim nachzuckern.

Hoffe das hilft erst mal weiter.
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„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

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Sai
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Re: Der Punkt, an dem zu viel Info undurchsichtig wird.. Hülfee

Beitrag von Sai »

Hallo JasonOgg,

Vielen vielen Dank für deine sehr detaillierte Antwort! :)
Warum meine Antwort im September hier nicht angekommen ist ist mir unklar, aber dennoch danke nochmal ^^
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JasonOgg
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Re: Der Punkt, an dem zu viel Info undurchsichtig wird.. Hülfee

Beitrag von JasonOgg »

Uih, kann ich Dir auch nicht sagen.

Aber die Tatsache, dass Du das nach so langer Zeit nachholst spricht eindeutig für Dich. Das macht den Tag gleich schöner.
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
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Sai
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Re: Der Punkt, an dem zu viel Info undurchsichtig wird.. Hülfee

Beitrag von Sai »

Wies auch ist, ich finds nur richtig wenn man Hilfe zu einem Sachverhalt sucht und auch bekommt sich dafür auch zu bedanken.. :)
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