Apfelwein gärt nicht

[Heiksen]

Hallo!
Ich habe auf Basis mehrerer im Netz gefundener Anleitungen vor, einen Apfelwein herzustellen.

Hierzu habe ich in einem Geschäft naturtrüben, frisch gekelterten Apfelsaft gekauft, der auf meine Nachfrage auch zu einer alkoholischen Gärung fähig sei.

Ich habe den Saft fast bis zum Rand in einen fünf Liter-Ballon gefüllt (natürlich mit Gäraufsatz) und wie mir geraten wurde noch flüssige Reinzuchthefe hinzugegeben. Der Saft gärt jedoch nicht (nun seit fast einem Tag, mir wurde gesagt, dass die stürmische Gärung bereits nach wenigen Stunden beginnt).

Der Ballon steht bei "normaler" Temperatur in der Küch auf einem Schrank.

Ich bitte um Hilfe!! Vielen Dank im Voraus!!!

[fibroin]

Hallo Heikensen,

du bist aber ungeduldig! Die Flüssighefe braucht seine Zeit um sich zu entwickeln und das kann länger als einen Tag dauern.

Noch was: Der Behälter ist randvoll gefüllt, schreibst du. Da bekommst du aber Freude, denn die Gärung wird Platz brauchen und durch den Gäraufsatz nach außen streben. Je nachdem wie intesiv die Gärung sich entwickelt, sollte der Ballon nur halb bis zweidrittel gefüllt werden.

Hast du Hefenährsalz zugefügt, das wäre für die Gärung besser und wie warm steht der Weinansatz?

[Heiksen]

Hallo!
Das geht hier aber schnell!! Super!!! Vielen Dank für die schnelle Antwort!

Das es überschäumen wird weiß ich, es steht so auch in der Anleitung, wird als "traditionelle Methode" beschrieben. Außer der flüssigen Reinzuchhefe habe ich nichts hinzugegeben, mir wurde erklärt, dass der Apfelsaft möglichst unbehandelt in den ballon gebracht werden sollte, ich habe also auch keinen Zucker hinzugegeben (Fehler??).

Der Ballon steht bei ungefähr 19-23 Grad Celsius.

Gruß, Heiksen

[fibroin]

Ok, traditionell. Ich bin immer wieder überrascht, wieviele Rezepte noch im Umlauf sind, die moderne Kellertechnik und Hygene außer Acht lassen.

Wenn der Wein den Gärbehälter verläßt, dann vermehren sich ziemlich sofort Mikroorganismen in der herunterlaufenden Flüssigkeit, die im Wein nichts zu suchen haben. Und zur Kontamination des Ansatzes ist es dann nicht weit.

Grundsätzlich kannst du Apfelsaft sich selbst uberlassen. Aber lecker wird das nicht. Es gibt eben den typschen sauren Apfelwein.
Aber du bist auf einem guten Weg, überhaupt Wein zu machen. Lies dich doch mal die die Homepage ein, die gibt dir hier noch machen Tipp, die ich jetzt nicht alle aufzählen möchte.

Und weiter gutes Gelingen!

[Fruchtweinkeller]

Hallo Heiksen,

die Temperatur ist prima.

Erfahrungsgemäß setzt die Gärung nur dann innerhalb weniger Stunden ein, wenn die Hefe absolut frisch und gesund ist. Vermutlich hast Du eine Flüssighefe verwendet? Viele Mitglieder hier im Forum (und auch ich) haben mit denen schlechte Erfahrungen gemacht. Kannst Du z.B. hier nachlesen:

www.foren.de/system/thread-qualitaetvon ... 89319.html

Ich würde mir noch keine Sorgen machen. Gib dem Ansatz zwei, drei Tage Zeit.

Im Zweifelsfall empfiehlt sich immer ein Gärstarter, das ist ein kleiner Weinansatz, der in erster Linie der Hefevermehrung dient. So kannst Du sicherstellen, dass in Deinen großen Ansatz nur frische, gute Hefen kommen. Eine Anleitung dazu findest Du z.B. auf der Homepage im Kapitel "Hefen" oder hier:

www.foren.de/system/thread-derhonigwein ... 34264.html

Habe gerade gesehen, dass Fibroin schon den Punkt Sauberkeit angesprochen hat und kann ihm nur zustimmen: Ein Gäransatz soll immer mit einem Gärröhrchen verschlossen sein zum Luftabschluss und soll nicht übergären, das gibt sonst eine riesige Sauerei, und Fliegen und der Luftsauerstoff fördern Weinkrankheiten.

Im Prinzip ist nichts gegen Deinen "traditionellen" Apfelwein einzuwenden. Du hast nicht nachgezuckert?Dann wird er (hoffentlich) recht schnell allen Zucker vergoren haben und dabei vielleicht 5% Alk oder mehr erreichen. Er sollte dann schnell konsumiert werden. Ansonsten schau mal in die Rubrik "Wein aus Kernobst) im Forum und schau Dir die Apfelweinrezepte auf der Homepage an

Viel Erfolg,

Andreas

[Heiksen]

Vielen Dank euch beiden!

Ein Gärröhrchen hab ich natürlich, daher mache ich mir wegen der Hygiene weniger Sorgen. Ich mach` es nun das erste mal und bin froh, wenn überhaupt irgendwas passiert

Gruß, Heiksen

[fiddler]

Hallo Heiksen,
ich bin auch noch nicht so erfahren, aber drei Ansätze habe ich dieses Jahr dank dieser hervorragenden Seite hier wohl ganz gut in den Ballon bekommen. Der erste ist auch schon in Flaschen.
Mein vierter Ansatz wollte allerdings überhaupt nicht gären. Der Unterschied: ich hatte aus Zeitgründen (zufällig Schlehen gefunden, mußten sofort geerntet werden) keinen Gärstarter gemacht.
Ich habe dann nach vier Tagen Trockenhefe (Weinhefe, keine Backhefe) zugesetzt, dann ging es sofort los. Entweder brauchte die Flüssighefe ohne vorherige Vermehrung einfach so lange, oder aber sie war nicht in Ordnung.
Die "traditionelle Methode" den Ballon überlaufen zu lassen, überrascht mich. Welcher Bauer hätte das wohl früher gemacht, seinen mühsam gewonnenen Apfelsaft einfach so überlaufen zu lassen? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen...

[Neugierer]

Hallo Heiksen !
hallo All !

Also mal Spaß bei Seite, da ich schon mehr als einen Apfelwein hinter mich gebracht habe, erst mal das:

Mit einem Apfelwein kannst Du eigentlich garnichts verkehrt machen, das einzigste was Du Ihm erstmal geben solltest ist, ein wenig mehr Zeit und ein bißchen Temperatur (also so um 20°C) geben.

Zunächsteinmal brauchst Du keine all zu große Angst haben das es zu sehr schäumt, Apfelrohmost hat bei mir noch niemals mehr als max. 10% des Gärraums zum schäumen benötigt (allerdings bei wilden Gärungen ohne Reinzuchthefe). Zucker solltest Du erst in den Ansatz rein tun wenn die Gärung bereits nachläst, bei 5l dürften es wohl so um die 500g sein.

Bei meiner wilden Gärung setzt die spontane Gärung so ca. nach 72 Std., nach knapp 3 Wochen ist dann ein recht hübscher Cidre fertig. Dann ist der halbe Weg zum Apfelwein fertig.

Aber Vorsicht, der fertige Apfelwein ist nicht wie aus dem Laden, der Alkoholgehalt liegt bei bis zu 12% und Kohlensäure ist praktisch keine vorhanden.

Ein Tipp:
Schreib Dir beim ersten Ansatz doch mal den genauen Verlauf der Gärung auf, das hilft Dir dann das nächste mal sehr gut weiter.
Temperatur / Plopp pro Min. / und Beigaben
sollten für den Anfang genügen.

Ansonsten schau Dich mal auf der Seite um, da gibt es verdammt viele, verdammt gute Tips.

Alex der Neugierer

PS Heiksen:
Wo bekommt man den Anfang Januar noch Apfelrohmost her ?

PS ALLE:
Bin mal einige Tage nicht mehr Online ! - Jobbedingt unterwegs !


[Dieser Beitrag wurde am 09.01.2005 - 17:56 von Neugierer aktualisiert]

[zappajo]

Zum Thema: Apfelwein gärt nicht
Dieses Problem hatte ich auch bei meinem Ersten Apfelwein. Den Ansatz habe ich nach Rezept erstell und dann stand und stand er, ohne das sich etwas regte, 2 lange. lange Wochen. Ich habe mich schon mit dem ganzen Zeug in Richtung Kompost gehen sehen. Zu dieser Zeit ging die Gärung des Pflaumenweines gerade zu Ende und in meiner Verzweifelung habe ich den Bodensatz in den nicht gären wollenden Apfelwein geschüttet –denn schlimmer könnte es ja kaum noch kommen. Oh Wunder, nach 2 Tagen begann die Gärung und wird in den nächsten Tagen mit ca. 15% Vol. zu Ende gehen. Als Fehlerquelle vermute ich die Flüssighefe (Portwein). Zu dieser Zeit mußte ich die den Apfelwein als Maischegärung ansetzen, da es damals noch an Gerätschaften fehlte. Das ging ganz gut in einem Maischefaß, den Tresterhutauftrieb habe ich mit einem Suppenteller + Feldsteinbeschwerung „tiefer gelegt“. Nach ca. 2 Wochen habe ich abgepreßt, denn die mit der Küchenmaschine nicht zu kleingeheckselten Stückchen waren nun ganz gut matschig. Alles weitere ging ohne Probleme.
Den zweiten Ansatz Apfelwein habe ich auch als Maischegärung (ebenfalls ohne Kerngehäuse) ansetzen müssen, die Schnipsel aber etwas kleiner geschreddert. An Stelle von Flüssighefe habe ich mir aus Apfelweinansatz Nr. 1 ein Schöpfkelle voll schon gärende Maische abgenommen. Nach 3 Tagen kam die Gärung in Gang. Ansonsten ging alles wie gewohnt; abpressen nach ca. 2 Wochen usw.
Der dritte Ansatz Apfelwein hat ein paar grundsätzliche Änderungen erfahren. Ich habe technisch aufgerüstet. Nach dem sich ein Zentrifugenentsafter für Äpfel als untauglich erwies (zu geringe Ausbeute), habe ich mir bei ebay für kleines Geld eine Saftpresse (Uraltmodell Alexanderwerk) nach dem Fleischwolfprinzip mit Tresterauswurf besorgt (Vorteil: gute Saft-Mus-Ausbeute, Nachteil: an den Wellenlagern kommt der Fruchtbrei mit dem blanken Stahl in Berührung, jedoch nicht in den zu vergärenden Saft durch das geniale Konstruktionsprinzip unserer Altvorderen) dieses Teil gibt es auch als Neuware bei ebay, erscheint mir jedoch in der Bauform etwas zu klein für die zu verarbeitenden Mengen eines 20 Ltr. Ansatzes. Zum anderen habe ich belgische Trocken „Killer“ Hefe verwendet und am nächsten Tag begann die Gärung und hält emsig an.

Gut blop, zappajo

[Heiksen]

Hallo!

Erstmal vielen Dank für die schnelle und zahlreiche Hilfe!!


@ Neugieriger: Den Most hab`ich aus dem Laden (aus Äpfeln vom Bodensee, frisch gekeltert), hab natürlich gefragt, ob mit ihm auch eine Gärung möglich ist.

Ich habe nun doch noch mal etwas Saft aus dem Ballon entnommen, sodass ein eventuelles Überschäumen verhindert wird. Seitdem sind fast vier Tage vergangen und es tut sich immernoch nichts.
Ich möchte es mal mit euren Gärstartern probieren. Gibts da eine spezielle Firma, einen Fachausdruck oder Sonstiges wonach ich im Laden gezielt fragen kann?

Danke und Gruß

[Fruchtweinkeller]

Der Gärstarter wird einfach wie im Rezept beschrieben zusammengekippt und mit der Hefe versetzt. Falls möglich besorg Dir eine Trockenweinhefe. Die sind erfahrunggemäß von besserer Qualität als die Flüssighefen.

[Birgit]

Hallo,

Rezept für den Gärstarter findest Du hier:

www.fruchtweinkeller.de/Wine/hefe.html

Gruß Birgit