Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Bitte zuerst die FAQ lesen!
wfmicha
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Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von wfmicha »

Hallo!
Nachdem ich aus meinen Garten-Weintrauben letztes Jahr das erste Mal Wein hergestellt habe, was auch ganz passabel (wenn auch nicht ganz fehlerfrei) gelungen ist, hatte ich die Idee, Met herzustellen. Nach der Lektüre eurer FAQ hatte ich zwar etwas Angst bekommen, aber trotzdem den großen Ballon befüllt.
Hab mich an euer Rezept gehalten.
35l Gesamtvolumen im 50l Ballon, 8 Kilo Honig vom Imker umme Ecke, ca. 13 Liter Apfelsaft, dest. Wasser, 8 Bio-Elstar kleingerieben, Säure eingestellt mit Milch- und Zitronensäure auf ca. 6,5 g/L, Tannin (Tannoblanc) 3,5g, Antigel entsprechend dem Volumen (hab's nicht mehr im Kopf, passt aber), Portweinhefe vom Arauner.

Gärung läuft seit ca. 4 Wochen, mit Gärstarter gearbeitet, ging auch gut zur Sache, jetzt wurde es weniger mit geblubber und nur noch beim täglichen schütteln trat CO2 aus.
Also Probe gezogen, Alkohol liegt bei ca 10-11% nach Vinometer. Vinometer ist getestet mit dest. H2O und eben nochmal mit dem gekauften Rose... zeigt 2% zu viel an. Also 10-11% passt... Wobei ich mich da jetzt Frage, wenn das CO2 nicht ordentlich raus ist, verfälscht das das Ergebnis nach oben oder unten? Wo ich hier so schreibe, fällt mir auch auf, dass ich GARNICHT vor der Probe geschüttelt habe :?

Habe gestern auf jeden Fall ordentlich nachgezuckert, ca 1,5 Kilo Haushaltszucker. Ist ja noch ordentlich Luft bis 15%, die die Portweinhefe schafft, dachte ich.
Beobachte jedoch keinerlei Anstieg der Gäraktivität, es ist eher weniger geworden... :!:
Hatte immer einen bräunlichen Schaum obenauf vor dem durchschütteln, von den Apfelstücken, die aufschwimmen. Ist dann ein weisser Schaum geworden beim durchschütteln, logisch, Trübstoffe gehen in die Flüssigkeit, CO2 tritt aus und macht Schaum.
Das ist jetzt fast gar nicht mehr vorhanden, auch im Gärspund tut sich nix und Gasaustritt auch nur beim schütteln. Hab jetzt aber auch öfter als 1x täglich geschüttelt.

Mache mir jetzt ein bisschen Sorgen, was da los ist, habe eher mit einem starken und zeitnahen Anstieg der Gasproduktion gerechnet :hmm:

Messfehler wegen CO2 und der Alkoholgehalt ist schon höher, was die verhaltene Gäraktivität erklären würde?
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Du hast nicht nur einen Fehler durch Gasblasen, auch durch Zucker, durch Trübstoffe.... bei laufender Gärung ist dem Vinometer nicht wirklich zu vertrauen. Viel wichtiger als der ganz genaue Alkoholgehalt ist die Frage: Wie süß schmeckt die Chose? Das die Gäraktivität im Bereich über 10 % dramatisch abnimmt ist zunächst einmal normal. Ganz stoppen sollte sie aber nicht.
Ich hätte weniger vor dem Rezept, sondern mehr vor dem Volumen Angst :mrgreen: Was nutzt du als Gärbehälter? Wenn möglich: Deckel auf, Gründlich durchmischen, es darf gerne Sauerstoff an den Ansatz. Dann zumachen, abwarten. Und Geschmacksprobe wegen des vorhandenen Restzuckers nicht vergessen.
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wfmicha
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von wfmicha »

Ah, verstehe.
Danke schonmal für die fixe Antwort :)

Deckel war ja gestern beim Nachzuckern auf, und durchschütteln mach ich seit gestern auch täglich mehrmals. Ausgiebig. Weiss ja nicht, wie lange der Zucker zum Auflösen braucht in der Brühe. Hochheben und gucken muss auch nicht sein. Einmal hochwuchten vorm Abziehen wird schon lustig :lol:

Das mit dem Vinometer ist mir neu, hab ich mir auch erst jetzt für den Met gekauft :)
Dass man den Alkohol messen soll, steht natürlich so in eurer Anleitung. Vielleicht sollte man das ergänzen, dass bei laufender Gärung das Messergebnis durch so viele Faktoren verfälscht wird ;)
Kann man sich ja dann fast sparen, das Vinometer, und nur nach der Restsüße schauen.
Gibt's denn da Erfahrungen, ob die von Dir angeführten Faktoren den ANGEZEIGTEN, INKORREKTEN Alkoholgehalt eher nach unten bringt, ergo mein Wein schon stärker ist?

Der Met war schon noch sehr trocken, also hoffe ich mal, dass ich nicht zu viel Zucker reingekloppt habe.

Ich benutze einen 50l Glasballon und einen Gummistopfen mit 2 Löchern, also auch 2 Gärröhrchen.
War der einzige, den ich für die fette Öffnung gefunden habe, der Ballon ist eine Leihgabe der Nachbarn... ich hoffe, ich kann ihnen den aus dem Kreuz leiern irgendwann.
Was meinst du mit "vor dem Volumen Angst"? 35l im 50l Ballon ist doch ok, ca. 1/3 Platz. Schaumbildung hält ich auch in Grenzen, so 1-2cm Schaum waren es immer.

Noch ne Sache... wollte mit Haushaltszucker an die Alkoholtoleranzgrenze gehen und dann mit Honig die Restsüße herstellen. Hab aber irgendwas im Kopf, irgendwo gelesen zu haben, dass man das nicht machen sollte?! War hier im Forum, meine ich.
Kann mich aber auch irren. So viel neues, wenn man das zum ersten Mal macht.
Dachte halt, was die Hefe jetzt zu futtern bekommt, ist relativ egal, und für die Restsüße dann Honig, da der mehr Zuckerarten hat, also der Wein seinen Charakter bei Lagerung nicht so stark verändert wie bei Benutzung von Haushaltszucker.
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Deckel war ja gestern beim Nachzuckern auf, und durchschütteln mach ich seit gestern auch täglich mehrmals. Ausgiebig.
Sehr löblich. Bedenke dass du durch die Aktion auch das CO2 "austreibst". Das kann dazu führen dass es erst wieder willig blubbert wenn das CO2-Reservoir wieder etwas "aufgefüllt" ist.
Vielleicht sollte man das ergänzen, dass bei laufender Gärung das Messergebnis durch so viele Faktoren verfälscht wird ;)
steht irgendwo im Kapitel "Analytik" :mrgreen:
Kann man sich ja dann fast sparen, das Vinometer, und nur nach der Restsüße schauen.
Richtig. Die Anfänger messen aber gerne mal was, was soll ich machen :engel: Steht glaube ich auch irgendwo auf der HP, da müsste ich aber suchen :hmm:
Gibt's denn da Erfahrungen, ob die von Dir angeführten Faktoren den ANGEZEIGTEN, INKORREKTEN Alkoholgehalt eher nach unten bringt, ergo mein Wein schon stärker ist?
Schwierig. Mit Gasblasen bekommt man Hausnummern, gelöste Stoffe sollten den Messwert der Theorie nach wohl erhöhen. Gegen Ende der Gärung sinkt der Messwert freilich auch mal ab. Könnte aus dem Zusammenspiel von Kohlensäure, Zucker usw. resultieren, ich nehme das so hin.
Noch ne Sache... wollte mit Haushaltszucker an die Alkoholtoleranzgrenze gehen und dann mit Honig die Restsüße herstellen. Hab aber irgendwas im Kopf, irgendwo gelesen zu haben, dass man das nicht machen sollte?!
Honig hat eine ungünstige Zuckerzusammensetzung weshalb es zu einer Gärhemmung kommen kann. Haushaltszucker vergärt etwas williger, deshalb erreicht man damit die Alkoholtoleranzgrenze sicherer. Du masst halt eine Balance finden zwischen ausreichendem Honiggeschmack und Gärwilligkeit, im Zweifel also lieber früh mit Honig arbeiten und später dann mit Raffinade.
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von wfmicha »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: 18 Mai 2020 23:28
Sehr löblich. Bedenke dass du durch die Aktion auch das CO2 "austreibst". Das kann dazu führen dass es erst wieder willig blubbert wenn das CO2-Reservoir wieder etwas "aufgefüllt" ist.
ja klar :)

steht irgendwo im Kapitel "Analytik" :mrgreen:
Super :ugeek: :mrgreen:
Schwierig. Mit Gasblasen bekommt man Hausnummern, gelöste Stoffe sollten den Messwert der Theorie nach wohl erhöhen. Gegen Ende der Gärung sinkt der Messwert freilich auch mal ab. Könnte aus dem Zusammenspiel von Kohlensäure, Zucker usw. resultieren, ich nehme das so hin.
Hausnummern?!
Oh Mann... sind Refraktometer besser? Kosten ja auch nicht mehr die Welt.
Honig hat eine ungünstige Zuckerzusammensetzung weshalb es zu einer Gärhemmung kommen kann. Haushaltszucker vergärt etwas williger, deshalb erreicht man damit die Alkoholtoleranzgrenze sicherer. Du masst halt eine Balance finden zwischen ausreichendem Honiggeschmack und Gärwilligkeit, im Zweifel also lieber früh mit Honig arbeiten und später dann mit Raffinade.
Also wie ich auch dachte... durch die Gärhemmende Wirkung wird es schwieriger, das Gärende festzustellen. Deswegen ja mein Plan, erst Zucker bis zum Gärende, dann mit Honig süßen, wenn alles safe ist.
Da müsste ich dann allerdings wirklich sicher sein, dass die Gärung durch ist...
Deswegen also erst Honig, dann Zucker. Alles klar.
Aber am Ende nochmal Honig für Restsüße wäre für mich erstmal logischer gewesen. Naja, mal schauen.
Als nächstes kommt dann Honig drauf, wenn noch nachgezuckert werden muss 8-)
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Oh Mann... sind Refraktometer besser? Kosten ja auch nicht mehr die Welt.
Siehe Homepage, Kapitel "Analytik" ;)
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von wfmicha »

Wollte mal Rückmeldung geben...
Der Met ist fertig und wurde heute abgefüllt.
Für den ersten Versuch sehr gut, find ich.
Verhältnis Säure/Zucker hat sich während der Klärung scheinbar etwas Richtung Zucker verschoben, aber schmeckt echt gut. Nicht zuletzt dank dieses Forums. Danke, ihr habt echt Ahnung vom Winzern! Ich bin infiziert 🙃

https://ibb.co/h9xhgRK
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Heutzutage muss man ja aufpassen womit man sich infiziert, aber die Hobbywinzerei ist vergleichsweise harmlos :mrgreen: Schön dass dir dein Tropfen schmeckt :clap:
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Metinchen »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: 27 September 2020 18:48 Heutzutage muss man ja aufpassen womit man sich infiziert, aber die Hobbywinzerei ist vergleichsweise harmlos
Nur das man diesen Infekt nur sehr schwer wieder los wird :lol:
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ja, mit der Infektion kämpfe ich schon seit Dekaden :lol:
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von maddino »

Ich mach mal diesen alten Thread auf, weil es eigentlich genau meine aktuelle Situation widerspiegelt: Erster Met, Anleitung von hier (Kapitel 3) mit den genauen Mengen übernommen. Hab eine Trockenhefe (Sherry) verwendet. Gärung hat sehr schnell eingesetzt und ging gute 2 Wochen hörbar. Als es dann nur beim täglichen Schütteln geblubbert hatte, hab ich die Geschmacksprobe gemacht (wie beschrieben: kurz vor Gesicht verziehen) und den Alkoholgehalt gemessen: ca. 10%. Hab dann erstmal mit 150g Zucker nachgezuckert, um es nicht gleich zu übertreiben aber seitdem (1.5 Tage) tut sich auch nur sehr wenig.
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Re: Erster Met - Gärverhalten nach dem Nachzuckern

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hi Maddino, dann hast du die angemessene Antwort ja auch schon gefunden: Alles ganz normal, weitermachen ;)
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