Entscheidungshilfe Milchsäurestich

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Mars
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Entscheidungshilfe Milchsäurestich

Beitrag von Mars »

Hallo liebe Forengemeinde,

Die letzten Jahre habe ich immer weniger Wein gemacht, weil mich der ständig zu hohe Alkoholgehalt von 15-16% gestört hatte.
Nun will ich einen neuen Versuch bei etwa 11% Alk mit dem Simplex Filter stoppen...doch soweit muss es auch erst mal kommen =(

Habe deswegen letzte Woche einen neuen Met angesetzt (nach etwa 1Jahr Pause) und habe prompt mit etlichen Problemen zu kämpfen.
Am Montag (12.5.) habe ich den Ansatz angemischt:
43L Wasser
8kg Honig
Hefenährsalz
Tannin
20stk geriebeneÄpfel
kein! Apfelsaft
ergab ein Ansatzvolumen von etwa 50L

1. Fehler: Das einstellen der Säure wollte ich natürlich auch noch machen. Da meine Blaulauge fast durchsichtig und eher gräulich war, habe ich erst neue bestellen müssen. Leider habe ich mich nicht getraut ohne zu messen genügend Milchsäure für 3g/l zuzugeben (nach meinen Erfahrungen musste das mindestens immer rein).
Somit keine Säuremessung im ANsatz, schätze aber auf 1g/l (da kein Apfelsaft)

2. Fehler: Habe die Trockenhefen rehydriert, temperatur angeglichen und in den Ansatz gegeben (ohne Gärstarter, hat ja sonst auch immer geklappt^^). Nachdem 1,5Tage später rein gar nichts auf Gärung deutete, habe ich eine andere Trockenhefe aus meinen Beständen zugegeben. Außerdem parallel einen Gärstarter gemacht. Es passierte weiterhin nichts und ich nehme an, dass meine Trockenhefen das Jahr Pause nicht überlebt haben.
Die Suche nach kaufbaren Hefen nördlich von Hannover war äußerst schwierig (bin erst umgezogen) und so konnte ich erst Donnerstag abend eine Flüssighefe über die Apotheke beziehen. Trockenhefe habe ich parallel übers Internet bestellt.

Da sich bereits ein dickerer Bodensatz mit sicherlich toten Hefen bildete, habe ich den Wein abgezogen, aus Angst vor Zersetzung oder so.
Dann die Flüssighefe in den Ansatz gegeben und noch einen Gärstarter gemacht. Samstag Mittag stellte sich eine schwache Gärung ein. Zu dem Zeitpunkt kamen die bestellten Trockenhefen per Post an, die ich zur Sicherheit auch noch in kleinerer Menge zugegeben habe.

Ergebnis: Samstag Abend gärte der Ansatz schon sehr gut. Der Gärstarter mit Flüssighefe gärte SOnntag morgen, also 12Stunden später, sehr gut. Der Ansatz stand somit 5 volle Tage ohne Gärung.


Soweit so gut. Die Gärung wurde wesentlich kräftiger.
Ab Montag (19.5.) wurde der Geruch dann langsam säuerlich, was ich ja schon von anderen Weine kenne und kein Problem ist.
Habe dann nochmal mit 5kg nachgehonigt.

Seltsam ist:
Der Geruch driftet mittlerweile stark ins Saure ab. Wenn ich den Geruch mit der Milchsäure aus der Flasche vergleiche ergeben sich gewisse Ähnlichkeiten, bin aber nicht so sicher.
Es ist weiterhin eine extrem starke Blasenbildung und die Süße im Wein nimmt kaum ab.
Habe heute (Mittwoch) endlich Säure gemessen und siehe da: 4,7g/l !!! Kohlensäure habe ich ausgeschüttelt. Dachte erst es liegt an der neuen Blaulauge und habe daher 200ml Wasser mit 1g Zitronensäure gemischt. Säuremessung ergab 5g/l. SOmit sollte die Blaulauge passen.
Alkoholmessung ergab 8% (was ich aber eher auf 4-5% schätze, wegen Restzucker und starker Co2 Bildung)

Nachdem was ich gelesen habe handelt es sich vermutlich um eine Milchsäuregärung - tatah - was auch durch unseren selbstgamchten Joghurt und Käse kommen könnte :engel:

Habe heute abend Zitronensäure für knapp 2g/l in den Ansatz (hoffe das hemmt die Bakkis) und mit 7,5g geschwefelt.
Habe gelesen, dass die Reinzuchthefen das schwefeln besser wegstecken als die Milchsäurebakterien.

Resultat: starke verringerung der Blasenbildung

Nun hoffe ich natürlich, dass das soweit richtig war und es sich wirklich um eine starke Milchsäuregärung handelt.

Aber wie weiter?
Denke da an Sterilfiltern, alles klinisch reinigen und dann versuchen wieder eine Gärung in Gang zu bekommen.
Ist das sinnvoll?
Oder doch lieber abwarten, was passiert?

Alles ziemlich chaotisch für einen Neubeginn :(
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Re: Entscheidungshilfe Milchsäurestich

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Milchsäure ist eigentlich nicht flüchtig und man kann sie eigentlich nicht riechen. Wenn der Ansatz seltsam riecht könnte das auf flüchtige Säuren hindeuten. Wenn die alkoholische Gärung nicht in Gang kommt und kein Säureschutz vorhanden ist, ist der Ansatz für derlei Unfug durchaus anfällig, wobei ich mit Ferndiagnosen immer vorsichtig bin.

Aber:Schwefeln, sterilfitrieren, Gärung wieder in Gang bringen, das ist sehr umständlich und der Erfolg ist nicht garantiiert. Ich würde dazu tendieren dem Ansatz ein Ende zu machen (wenn trinkbar dann wegtrinken) und einen neuen zu starten.
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Re: Entscheidungshilfe Milchsäurestich

Beitrag von 420 »

Fruchtweinkeller hat geschrieben: Ich würde dazu tendieren dem Ansatz ein Ende zu machen (wenn trinkbar dann wegtrinken) und einen neuen zu starten.
Problem ist ggf. die Menge. :o
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Mars
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Re: Entscheidungshilfe Milchsäurestich

Beitrag von Mars »

Der Vollständigkeit halber:

Habe den Wein ein paar Tage sich setzen lassen und dann sterilgefiltert und in Flaschen abgefüllt.

Er ist auf jeden Fall trinkbar, aber es gibt besseren. Mal schauen was die Zeit daraus macht.
Im Moment ist schmeckt man zu viel Säure und zu süß bei 9% Alk.
Wenn ich das Harmoniedreieck oder wie das hieß noch richtig im Kopf habe, könnte man auch sagen, dass er zu wenig Alk hat.

Schöne Grüße
Marius
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tiga
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Re: Entscheidungshilfe Milchsäurestich

Beitrag von tiga »

Warum hast du keinen Apfelsaft genommen?

Ich hätte für ein 50 l Fass etwa 8-12 l Apfelsaft genommen, ca. 6-8 kg Honig (so nach Gefühl und ohne zu rechnen) genommen und am Anfang auch maximal auf 40 l aufgefüllt.
Äpfel kommen auch immer rein, aber meist nicht sehr viele
Gruss
Jan

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