Apfelwein gärt nicht

[sebbi]

Hallo liebe Forengemeinde,
ich bin neu hier und versuche mich zum ersten Mal an der Apfelweinherstellung.
Nun zu meinem Problem: Ich habe Folgendes angesetzt:
25 Liter frisch gepresste Äpfel von einer Kelterei
3 g Kaliumpyrusulfat
4 g Hefenährsalz
und Trockenhefe von der Kelterei mitbekommen. Wieviel weiß ich nicht genau.
Folgendes habe ich gemessen: 9 g/L Gesamtsäure und 55° Oechsle

Habe das Ganze in ein Plastikfass mit Gärspund.
Die Gärung hat noch nicht eingesetzt. Wenn ich aber den Gärspund herunterdrücke und ich unmittelbar daran rieche kommt mir ein schwefeliger Geruch entgegen.
Habe ich zuviel geschwefelt? Kann die Gärung noch einsetzen?
Viele Grüße,
sebbi

[MarvellousMarv]

Hallo Sebbi,

Ohjeohje... das Kaliumpyrosulfit kommt doch eigentlich erst NACH der Gährung in den Wein!? In diesem Stadium zugesetzt hemmt es die Hefe in ihrer Gärtätigkeit...
Eventuell besteht aber Hoffnung - soweit ich weiß lässt sich die Hefe durch Schwefelung nicht gänzlich stoppen, wenn du Glück hast wird es also noch was nur musst du vermutlich etwas mehr Geduld mitbringen...

Ich könnte mir eine Möglichkeit vorstellen den Prozess zu beschleunigen, aber bevor du das machst würde ich auf die BEstätigung meiner Theorie durch einen Profi warten!!!!:
Das Pyrosulfit soll im Ansatz ja Sauerstoff abfangen und so den Geschmack des Weins schützen, wenn du deinen Behälter jetzt künstlich mit Sauerstoff versorgt und ab und zu durchschüttelst könntest du das Sulfit künstlich verbrauchen, der Hefe sollte das nichts ausmachen, die fühlt sich auch mit Sauerstoff wohl, inwieweit sich das aber auf den Geschmack auswirkt und am Ende vllt. sogar doch eine Essignote erzeugt wird kann ich nicht abschätzen...

Eine noch wildere Theorie wäre, das Pyrosulfit mit Peroxid zu verbrauchen, das müsste man in Ruhe ausrechnen - aber auch hier ist die Frage ob nicht andere Saftbestandteile dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden würden...

Am besten einfach erstmal abwarten was die Profis sagen.. und einen Beruhigungstee trinken...

(ich hoffe ich bekomme für meine möglicherweise abstrusen Ideen jetzt hier keine digitale Backpfeife... )


daumendrückend,
der Marv

[StSDijle]

Ja hast du. Vor der Gärung wird garnicht geschwefelt. Nimm dir 1 Liter trüben Apfelsaft möglichst ungeschwefelt und wärm ihn auf 30 grad aber nicht mehr an. Gib da eine Tüte Tockenhefe ran, am besten die gleiche die du schon vorher benutzt hast. Steck nen gärspunt drauf und stell es an einen warmen Fleck. Dann belüfte deinen Weinling damit du den Schwefel wieder los wirst. Wenn dein Gärstarter gut blubbert, das sollte nach ein paar Stunden so sein, dann gib ihn zu deinem Weinling.

Ich sage edit, dass sie ihre Rechtschreibfehler behalten darf, Gärspund ...

[fibroin]

Hallo sebbi,
wer hat dir den Tipp mit dem Schwefel gegeben? An dem solltest du dich schadlos halten. Ist nämlich reichlich Schwefel, um eine Gärung anzuhalten.
Doch, die Tipps, die du schon erhalten hast, sind brauchbar, die Gärung wieder zu starten. Versuchs, aber rechne nicht damit, dass der Wein Erste Sahne wird.
Das mache dann im nächsten Ansatz oder im nächsten Jahr.

[sebbi]

Erst ein mal vielen Dank für eure Hilfe,

jetzt frage ich mich, ob es nicht sinnvoller ist das ganze neu anzusetzen...
Wäre zwar ein wirtschaftliches Fiasko, aber dann hätte ich zumindest einen vernünftigen Wein, wenn alles klappt.
Aufjedenfall werde ich nicht mehr vor der Gärung schwefeln. Das habe ich übrigens aus einer Weinfibel. Vielleicht habe ich es auch falsch verstanden. Ich muss nochmal nachlesen....

Viele Grüße,

Sebbi

[Fruchtwasser]

Noch ist nichts verloren.

Kaliumpyrosulfaft reagiert mit Sauerstoff. Als mußt Du Sauerstoff einbringen. Da mußt Du schauen, welche Möglichkeiten Du hast. Richtig schön aufquirlen oder nur mehrfach! umschütten. Am Besten in eine Wanne aus 1 Meter Höhe. Anschließend warm stellen (20-22 Grad), damit sich die Hefe wieder wohl fühlt.

Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Liebe Grüße

[StSDijle]

Quatsch sebbi. Sauerstoff rein und eventuell, wie schonmal beschrieben, nochmal einen Gärstarter. Beim belüften verlierst du eventuell ein wenig der subtileren Aromen, aber einen totalausfall würde ich nicht erwarten. Bei den schwefelmengen die dran sind hast du den Vorteil das du wenig Angst vor Fehlgärung haben musst

[sebbi]

Hallo liebe Forengemeinde,
vielen Dank für eure Ratschläge.
Nun hat sich die Sachlage etwas geändert.
Wenn ich jetzt am Gärspunt rieche kommt zwar noch ein leicht schwefeliger Geruch, aber man nimmt auch einen Gärgeruch war. Zumindest einen ganz leichten.
Ich würde das ganze erst einmal sich selbst überlassen.
Ich habe bisher aus Zeitmangel nicht belüftet.
Besteht die Gefahr falls es anfangen sollte zu gären, dass diese wieder abbricht aufgrund des hohen Schwefelanteils?
Was meint ihr dazu?
Viele grüße Sebbi

[Fruchtwasser]

Wenn es einmal gärt, sollte es auch weitergehen.

Du solltest zweimal am Tag schütteln. Am Besten mit offenem Deckel. Dadurch kommt Sauerstoff rein. Den braucht die Hefe um sich zu vermehren. Das entstehende CO2 schützt dann wieder den Ansatz.

Liebe Grüße

[sebbi]

So, jetzt habe ich aktuell 20 Blubber pro Minute.
Ich habe gestern das ganze geschüttelt und umgerührt.
Ein Schwefelgeruch nehme ich nicht mehr war.
Was ich nicht verstehe: wenn ich das ganze belüfte dann geht zwar der Schwefel raus, aber ich fördere das Wachstum der Essigbakterien.
Ich dachte das Fass muss während der Gärung verschlossen bleiben.

Viele grüße
Sebbi

[StSDijle]

Die Essigbakos mögen den Schwefel noch weniger als die Hefe. Außerdem brauchen die erstmal Alk und da du keine Gärung hast wird es mit dem Alk auch nichts und dann wird es auch mit dem Essig nichts. Sobald es gärt natürlich aufhören mit Sauerstoff. Also im Klartext, wenn du die Hefe hemmst mit Schwefel, dann recht sicher auch die Essigsäurebakkos. Wenn es dann einmal blubbert hast du Alk aber dann ist es mit dem Sauerstoff eh erstmal vorbei. Also keine Panik. Problematisch wird es, wenn du bei recht niedrigen Alkoholgehalt keine Gärung mehr hast. Denn dann sind die Lebensbedingungen für die essigsäurebakkos Ideal. Wenig Alk und Sauerstoff, deshalb würde ich keinen Wein unter 12% Alk machen (es sei den es soll eh Essig werden

S

[Fruchtweinkeller]

Was ich nicht verstehe: wenn ich das ganze belüfte dann geht zwar der Schwefel raus, aber ich fördere das Wachstum der Essigbakterien.

Es dir auch niemand gesagt dass du offen vergären sollst.

Lies dir dazu das hier mal durch:

http://forum.fruchtweinkeller.de/viewto ... =85&t=1742