Wer kennt den Uhudler?

Der Lohn der Mühe: Was trinkt ihr gerade, und wie beurteilt ihr den Wein?
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Professore
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Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Professore »

In Bayreuth ist heute Stadtfest und da gibt es im Hof des Stadtmuseums
traditionell kulinarische Spezialitäten einer Partnerstadt/ -region.

Dieses Jahr sind die Burgenländer dran und die haben Uhudler mitgebracht.
Angepriesen wurde der Wein als "Spezialität, die nach Erdbeeren schmeckt!"
(nicht von den Österreichern, sondern von Laien, die ihn schon getrunken hatten).

Bei uns am Tisch saß ein älterer Herr, der der Weinkunde kundig war und uns
aufklärte, das es sich um einen Rotwein aus einer speziellen Rebe handelt, die
es nur im Burgenland gibt und das der Wein eigentlich auch nur dort verkauft
werden darf.
Ich hab mir ein Glas voll besorgt und konnte ihn mit der Feststellung beeindrucken:
"Ahh, ein Fox-Ton!"

Der Uhudler ist ein leichter Rotwein (farblich geht er in Richtung Rose), der
kalt serviert wird. Der Fox-Ton ist eher dezent und das Aroma nach Erdbeeren
tatsächlich ziemlich ausgeprägt.

Die baE kannte zum Glück den Chef der burgenländischen Delegation und
organisierte 4 Flaschen. Ich werde eine zurück legen, dann können wir
den Uhudler eventuell auf der nächsten Tagung mal probieren.

Gruß

Jochen
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fibroin
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von fibroin »

Ich erinnere mich schwach, der Uhudler war die Antwort auf das Wüten der Reblaus in Europa. Wenn die europäischen Reben nicht mehr wachsen, pflanzen wir eben amerikanische. So ganz ist das Konzept nicht aufgegangen. Aber wem es schmeckt, bitte. :(
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Fruchtweinkeller
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich glaube, den hatte ich mal bei einem Österreichbesuch. Fällt für mich in die Kategorie "interessant" :mrgreen:
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Tompson
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Tompson »

Ja, eine Weile her, das ich mich damit beschäftigt habe aber es ist richtig, gerade die Ösis habe sehr intensiv nach Alternativen zu den zerstörten Rebstöcken durch die Reblausplage gesucht. Neben einer ausgeprägten Johannisbeerweinkultur (die es wohl so nicht mehr gibt) hatte es Bestrebungen gegeben, reine Amerikanerreben zu kultivieren. Liebhaber pflegen diesen Uhudler wohl immer noch. Ich habe ihn noch nicht kosten können ... :pfeif:
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Professore »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Fällt für mich in die Kategorie "interessant" :mrgreen:
Wahrscheinlich isses damit wie mit Kaviar. Spezialität und selten, schon gibt es Abnehmer.
Tompson hat geschrieben:Ich habe ihn noch nicht kosten können ...
Können wir ändern :mrgreen:

Gruß

Jochen
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Neugierer »

Hallo !

Ein Bekannter hier hat Uhudler, es wurde Ihm als Rebunterlage verkauft,
er hat einige Pflanzen damit eine starke Wurzel gegeben.

Einige Stöcke der Unterlage durften wachsen,
sie geben bei Ihm allerdings einen kräftigen Weißwein,
(erinnert mich ein wenig an Kerner).

Gruß
neugierer ....
.... erträgt die Hitze kaum.
Gruß, Neugierer ...

Lecker Honig, lecker Wein .... so soll es sein !
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Das Fruchtwunder »

Der Uhudler wird in ganz Österreich angebaut, hauptsächlich jedoch im Südburgenland und in letzter Zeit wieder vermehrt in Wien. Obwohl Wien eine Großstadt ist, gibt es am Stadtrand recht große Weinbaugebiete. Vor gefühlten 120 Jahren sind in Österreich fast alle heimischen Reben an der Reblaus verstorben. Dieser Parasit befällt die Weinrebe an den Wurzeln. Die amerikanische Traubensorte Isabella war zwar gegen die Reblaus resistent, jedoch der daraus zu gewinnende Wein war nicht jedermanns Sache. Deshalb hat man als Untersatz Isabella mit resistenten Wurzeln genommen, und darauf die jeweilige eigentliche Traube veredelt. Mit dieser Methode wurde die Reblaus vertrieben. Wenn man jedoch nicht veredelt und den Isabella Untersatz Früchte tragen lässt, dann heißt der daraus gewonnene Wein Uhudler. Der Uhudler war in Österreich jahrzehntelang verboten, da er angeblich zu viel Methanol enthalten hatte. Neuere Untersuchungen haben aber ergeben, dass dieser Mythos nicht haltbar ist, und der Uhudler genauso wenig Methanol wie jeder andere Traubenwein enthält. Deshalb darf der Uhudler erst seit einigen Jahren wieder in Österreich hergestellt werden. Beim Absynth war es ja ähnlich, da hat der Mythos der Giftigkeit durch den extrem geringen Thujongehalt auch nicht gehalten.


Und jetzt kommt das Unglaubliche

Damit die Reblaus in Österreich keine Chance mehr hat, ist es per Gesetz verboten Trauben ohne resistenten Untersatz wie Isabella anzubauen. Das klingt auf's Erste ganz logisch und sinnvoll, so etwas wie eine Pflichtimpfung für Reben. Die österreichischen Behörden nehmen dieses Gesetz jedoch wörtlich. Das bedeutet, dass wenn man Isabella für Uhudler als Rebe anbauen will, muss man trotzdem einen resistenten Untergrund wie Isabella nehmen. Also zB. Isabella auf Isabella veredeln. Ich habe einen Freund, der in der Nähe von Wien einen kleinen Weingarten besitzt. Da er Uhudler mag, hatte er einen Teil des Gartens vom Untergrund aus, also ohne Aufpropfung Isabella auf Isabella als Reben gezogen. So unglaublich das klingt, aber in diesen Fällen wird immer wieder gestraft. Er hatte einen Bescheid bekommen, dass er entweder pfropfen soll oder die Behörde wird entsprechend einschreiten. Alle logischen Erklärungen wegen Isabella auf Isabella waren sinnlos.
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Fruchtweinkeller
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Tja, Gesetz ist Gesetz. Sollte da steht, das gepfropft werden muss, dann muss halt gepfropft werden :pfeif:
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Josef
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Josef »

Und ich dacht so etwas gäbe es nur in Deutschland. :-x
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Re: Wer kennt den Uhudler?

Beitrag von Tompson »

Die Gesetze der Ösis klingen aus der Enfernung recht niedlich und harmlos, sind aber sicher für den Betroffenen genauso nervend oder einengend wie unser Großpreußentum :schlecht: :-x
Oak ne jechn!
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