Kirschwein von Vine

Der Lohn der Mühe: Was trinkt ihr gerade, und wie beurteilt ihr den Wein?
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Nathea
500 Liter Wein
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Kirschwein von Vine

Beitrag von Nathea »

Ja, ich habe die Finger nicht davon lassen können: Heute wurde der Kirschwein von Vine verkostet.

Erster Eindruck, beim ersten Schluck: Die Kirsche ist deutlich zu schnuppern, aber der Geruch ist weitaus intensiver als der Geschmack. Im ersten Moment wirkt der Wein ganz im Gegensatz zum deutlich kräftigen Geruch überaus flach und enttäuschend. Kirsche kommt zwar durch, jedoch bleibt er die (Geruchs-)Erwartung einer Fruchtbombe schuldig. Man wünscht sich auch ein wenig mehr Zucker, vielleicht, damit dieser etwas mehr Geschmack transportiert.

Der zweite Schluck wischt diesen Eindruck ein wenig beiseite. Man erwartet erneut den flachen Geschmack, wird aber von der Kirsche nun fast überrascht, auch die Süße genügt plötzlich durchaus, sofern man nicht einen Dessertwein erwartet. Die Frucht zeigt sich offenbar etwas zögerlich; kein Wunder, wenn es sich um den "2. Aufguss" handelt.

Der Wein ist tatsächlich ein guter, leichter Sommerwein, den ich in der Sonne sitzend auf der Terrasse geniessen werde. Keine Fruchtbombe, aber durchaus süffig und eingewillig.

Gut gemacht!

Viele Grüße,
Sylvia
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Vine
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Re: Kirschwein von Vine

Beitrag von Vine »

Hallo Nathea!

Freut mich, dass du neugierig warst und dir der Wein (doch noch) gemundet hat :D

Dem Problem mit dem anfänglich flachem Geschmack kann man entgehen, indem man dem Wein ein bisschen Luft gönnt. Der mag gerne eine Vorbereitung im Dekanter, zumindest aber sollte er vor dem Genuss eine Zeit lang im Glas geschwenkt werden. Auch hilft es dem Wein etwas Temperatur zu bekommen. Dann hat er neben der feinen Nase auch den Kirschgeschmack gleich deutlich. Allerdings kommt der Wein - und davon hast du gar nichts erwähnt - doch erst im Abgang richtig in Fahrt und überrascht hier mit deutlichen Gerbstoffnoten, sogar einer gewissen Adstringenz und Aromen von Bittermandel. Diese Aromen bleiben noch lange nach dem letzten Schluck zu schmecken und man hat hier richtig etwas, worauf man noch eine Weile herumkauen kann ;) Deswegen, und auch wegen dem Alkoholgehalt von 13,5%, würde ich den Wein nicht unbedingt als leicht bezeichnen, auch wenn er in der Mitte nicht gerade als Kirschmonster herüberkommt.

Mit mehr Zucker würdest du den Kirschgeschmack anheben und der Wein schmeckte insgesamt wohl für die meisten Fruchtweinliebhaber gefälliger. Ich finde ihn trocken ausgebaut viel interessanter (die Aufschrift "Dessertwein" ist ein Fake) und würde ihm eher noch mehr Lagerung gönnen. Der Wein wurde mit der Zeit immer besser, der Kirschgeschmack deutlicher und die herben Noten im Abgang wurden feiner und besser eingebunden. Am Anfang schmeckte er kaum nach Kirsche und hatte einen Stallgeschmack im Abgang ... deswegen habe ich ihn ja auch zunächst fleißig verschenkt :mrgreen: Aber ich habe ja noch nicht so viel Erfahrung mit Lagerung usw. Der Sauerkirschwein war mein 4. Wein, den ich bis dahin hergestellt hatte. Auf jeden fall wurde die letzte Flasche gut eingemottet und wird nicht vor 2016 geöffnet :!:

Ziel hier war es auszuprobieren, was man aus einer bereits verwendeten Maische noch so herausholen kann. Uns selbst schmeckt der Wein (mittlerweile) recht gut und ich hake das Expirement deswegen für mich als gelungen ab. Naturgemäß kann er sich mit einem "A-Wein" in Bezug auf die Fruchtigkeit nicht messen. Es stehen mehr die Geschmacksstoffe im Vordergrund, die sich nach längerer Zeit erst aus den Schalen extrahieren lassen. Man könnte hier mit mehr Zucker oder auch Honig arbeiten, um es fruchtiger zu gestalten. Ich werde das nächste Mal Tannin zugeben und schauen, was dann passiert. Vor allem aber werde ich meine Weine länger lagern, bevor ich sie überhaupt aufmache.

Bei dir könnte ich mir vorstellen, dass dir der Litschiwein sehr gut munden könnte, falls du den Geschmack von Litschi generell magst. Da könnten wir ja mal was tauschen ;)

Liebe Grüße,
Vine
Rotwein ist für alte Knaben
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(Wilhelm Busch)
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