Nachzuckermethode III

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schreberpeter
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Nachzuckermethode III

Beitrag von schreberpeter »

Ich weiß, ich weiß: zum Thema gab es schon eine Reihe von Diskussionen. Theoretisch ist mir auch alles klar, aber die Fragen stellen sich mit der Praxis und wer wolle jo koin Fehler mache, net wohr?

Es geht um meinen Bananenwein.
- Ansatz am 22.4.
- Abgepresst am 1.5., Säure 6,0, nicht korrigiert, weil: da wars schon zu spät für die mich intelektuell stark fordernden Berechnungen, will ich heute nachholen. Alkoholgehalt: 12,5 % nach Vinometer. Deutlich Restsüße schmeckbar.
- 7.5. (also heute): Blubbern hat stark nachgelassen, nur noch nach schütteln, Alkohol: 12%, keine Restsüße mehr schmeckbar (naja, vielleicht ein Hauch)

Jetzt zu meinen Fragen:

1. Ich habe den Ansatz nach Fruchtweinkeller-Rezept gemacht (20 Liter). Nach dem Abpressen habe ich jetzt noch etwa 18 Liter im Ballon. Beziehen sich die 20 Liter des Rezepts auf vor dem Abpressen oder nach dem Abpressen? Dann müßte ich ja noch 2 Liter Wasser nachkippen. Ich nehme an: 20 L vor Abpressen, also kein Wasser nachkippen?

2. Im Johannisbeerwein-Beispiel auf der Website wird in 50 Gramm-Schritten nachgezuckert. Mhm. Das scheint mir etwas defensiv und macht die Sache langwierig. Ich habe mir folgendes zurechtgelegt:

- Der Wein ist jetzt ganz trocken. So mag ich Ihn nicht! Je 10 Liter Wein brauche ich 100 bis 150 Gramm Zucker, damit ich eine angenehme Restsüße habe (steht irgendwo unter Zucker auf der Homepage). Wenn ich jetzt also 180 bis 270 Gramm Zucker nachkippe und (worst case) die Gärung tatsächlich schon abgeschlossen ist, dann ist der Wein eben fertig und hat genau die richtige Süße. Also: mit 180 - 270 Gramm Zucker kann ich nix falsch machen.

- Ich habe Hefe Portwein verwendet. Die hat eine Alkoholtoleranz von 12-15% laut Homepage. Da dürfte also auch noch Reserve sein.

- Mein Plan ist also: 250 Gramm Zucker hinein und schauen, was passiert.

Haltet mich zurück, wenn das zu mutig ist!

3. Könntet Ihr mir meine Säureberechnung bestätigen, nur zu meiner Sicherheit :) :
- 18l Wein
- Säure derzeit: 6,0 g/l
- mein Ziel: 7,25 g/l
- also: 7,25 - 6 = 1,25 g/l benötige ich
- 1,25 ml 80% Milchsäure erhöht die Säure um 1g/l
- ich will aber um 1,25g erhöhen, also brauche ich 25% mehr Milchsäure: also 1,25ml + 0,3125ml = 1,56 ml/l
- das ganze für 18l, also 1,56ml * 18 = 28,08ml
- Ich brauche also 28ml Milchsäure. Uff. Richtig?
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Uff, die Antworten :D


zu 1:
Das hängt vom Fruchtgeschmack und der Säure ab. Schmeckt er fruchtig genug und hat eher viel/zuviel Säure: Dann wieder mit Wasser auf das Endvolumen auffüllen. Ist der Geschmack nicht so intensiv: Dann lieber nicht auffüllen.

zu 2:
Stimmt, bei dem Beispiel wird eher vorsichtig nachgezuckert. Aber es soll ja für Anfänger eine Richtlinie sein. Wenn man etwas Erfahrung gesammelt hat und seine Hefe kennt wird man automatisch etwas mutiger beim Nachsüßen. Bei Deinen Messwerten hätten wir uns wohl auch für eine Gabe von 200 bis 300 g Zucker entschieden :)

zu 3:
absolut richtig. Wenn Du noch verdünnst auf 20 l brauchst Du etwas mehr.

[Dieser Beitrag wurde am 08.05.2005 - 12:14 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von Tompson »

Hallo Schreberpeter

Bei Portweinhefen habe ich bisher nie unter 14% erhalten. Die ziehen richtig durch. Da kann man auch noch für umgerechnet 2% nachzuckern.

Ich habe mich da auch erst ein bißchen dusselig angestellt und eine Wissenschaft daraus gemacht. Im Grunde genommen bekommt man ein Gefühl dafür...
Da gibt es außerdem noch das Phänomen, daß trotz Nachzuckern kein Alkohol mehr gebildet wird, der Zucker aber trotzdem verschwindet. Hatte ich jetzt bei Gapefruitmelomel und Wintermet. Zweimal für 1% nachgezuckert und futsch der Zucker aber der Alkohol sinkt zum Schluß sogar noch... ?-| :schlecht:
Andreas hatte das schonmal erklärt, ich weiß es wieder nicht mehr :( aber ich werte das dann immer als Gärende - wird ja eh noch sterilgefiltert.

Was ich Dir damit jetzt eigentlich sagen wollte, durch dieses - bei mir sehr häufig auftretende - Zuckerverschluckphänomen hast Du auch noch einen gewissen Puffer, um nicht überzuckern zu können. Und wie Du selber sagst, wenn Du nur für 1% nachzuckerst, kannst Du auch gar keine süße Plörre erhalten.

Für die Säureberechnung hast Du mein vollstes Mitgefühl. Ich setze mich auch immer unter großem Zeremonie zur Berechnung nieder ?-|

Achso, nach dem Abpressen verdünne ich eigentlich nie. Mir ist es lieber, wenn mehr Fruchtgehalt drin ist. Soll ja auch z.Bsp. nach Kirsche schmecken :D Wenn natürlich wie letztes Jahr ständig zu viel Säure drin ist, macht es keinen großen Spaß ?-|

[Dieser Beitrag wurde am 08.05.2005 - 12:09 von Tompson aktualisiert]
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Beitrag von schreberpeter »

Vielen Dank für die Tips, für das Nachrechnen und auch für das Mitgefühl bezüglich Berechnungen. Das Problem hat Uwe12 ja heute mit einen Super-Rechner deutlich minimiert www.foren.de/system/thread-metkarechner ... 08829.html

Ich habe also gestern 28ml Säure nachgekippt und 250 Gramm Zucker aber kein Wasser. Und heute blubberts wieder :shock:

Eine Nachfrage: "für 1% Nachzuckern" heißt: 20,5g/l Zucker hinzugeben (in meinem Fall hätte das also bedeutet 18 * 20,5 = 369g)?
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Genau, aber ganz so genau brauchst Du das nicht abzuwiegen :D Pi mal Daumen 200 g auf 10l, passt immer.
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Beitrag von Uwe12 »

Zucker wiege ich eigentlich nicht mehr ab. Das Volumen ist in etwa gleich dem Gewicht.
Also 200"ml" ins Becherglas gerieselt sind etwa 200g. :D
...es ist ein kleines bißchen weniger, meine ich, das entschärft aber dann nur die Überzuckerungsgefahr.

Gruß, Uwe
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