Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

willywinzer
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von willywinzer »

Hallo zusammen, Ich bin Neumitglied hier und ich als Neuling in der Weinproduktion hab ich direkt ein paar Fragen auf die Ich Antworten hier erhoffe,

Ich habe zum ersten mal Wein aus Trauben gemacht (Mischung aus zwei Sorten roten Trauben, die aus einer Nachlese stammen 16Kg).
Verfahren bisher:
Maischegärung mit (Reinzuchthefe Bordeaux + antigel + Hefenährsalz). Die Maischegärung ging auch gut ab und hat ordentlich geschäumt,(leichter Alkoholgeruch und Geschmack schon vorhanden). Als es etwas schwächer wurde (nach 8 Tagen) abgenommen durch Leinen gepresst und durch feines Sieb filtriert und in Glasballon (21°C) gegeben ca. 14Liter ;
mit Gärröhrchen verschlossen. Hier setzte allerdings keine weitere Gärung mehr ein keinerelei entweichen von CO2 im Röhrchen sichtbar auch nach über zwei Wochen.

Daraufhin den Überstand bis auf Hefeschlamm abgenommen, nochmal gefiltert, geschwefelt (Kaliumdisulfit) und in Flaschen abgefüllt.

Jetzt nach zwei wochen die Sache probiert und es schmeckt erstens relativ sauer und zweitens nach einem sehr geringen Alkoholgehalt (leider kein Messgerät für Alk.)
Der Geruch ist allerdings nach wie vor sehr angenehm und sehr fruchtig... :?:

Ich habe die Vermutung, das irgendetwas die weitere Gärung im Glasballon gestört hat.
Meine Frage: kann ich versuchen eine erneute Gärung mit frischer Reinzuchthefe in mit diesem Ansatz Gang zu bringen auch wenn ich diesen schon geschwefelt habe? Oder wird die Hefe da eher nicht mehr arbeiten ? Wäre ja schade um den Ansatz.


Hat jemand kommentare oder Tipps dazu?
Danke
Gruß
willywinzer
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JasonOgg
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von JasonOgg »

willywinzer hat geschrieben:Ich habe die Vermutung, das irgendetwas die weitere Gärung im Glasballon gestört hat.
Ich vermute fehlender Zucker hat die weitere Gärung abgewürgt. Das würde auch Deine Aussage "sauer" erklären.

Hast Du ein Vinometer zum Alkoholgehalt messen?

[Dieser Beitrag wurde am 12.12.2011 - 15:44 von JasonOgg aktualisiert]
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fibroin
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von fibroin »

Hallo willywinzer,
Wenn ich deinen Text richtig deute, hast du erst zwei Wochen nach der Abfüllung den Wein gekostet. Das ist reichlich spät. Ich gehe davon aus, dass in der Maische aller Zucker vergoren wurde. Darum gabs nach dem Abpressen auch keine Gärung mehr. Mit einer Geschmacksprobe wäre das aufgefallen.
Du hast dann sehr zügig und unüberlegt gehandelt. Das zeitige Abziehen und Schwefeln schafft Fakten. Den Wein jetzt weiter zu vergären, ist schwierig. Trinke ihn weg. Gib etwas Zucker in die Flasche, bevor du ausgiest, dann schmeckt der Wein auch. Ist zwar nicht stilecht aber eine Möglichkeit.
Fürs nächste Mal lies dich ein und mache es besser.
www.fruchtwein.de/traubenwein/default.htm

Edit: Zweiter!

[Dieser Beitrag wurde am 12.12.2011 - 15:52 von fibroin aktualisiert]
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
willywinzer
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von willywinzer »

Ich habe leider kein Vinometer zur Hand, aber der Alkoholgehalt (soweit man sich bei diesem Säuerlichen Geschmack nicht täuscht ) ist nicht sehr hoch.

@fibronin: probiert hab ich ihn nach dem abziehen schon natürlich...er schmeckte im Prinzip ähnlich wie jetzt mit einem Hauch mehr Perlung.

Ich habe auch vor der Maischegärung schon gelösten Zucker dazu gegeben (allerdings ohne genauen Oechsle Anhaltspunkt: 5 gehäufte Esslöffel auf 14 Liter)
Das heißt evtl. hätte ich durch Zuckerzugabe nach der Maischegärung die Hefe nochmal ein wenig anfüttern können, damit sie dann im Kolben weiter umsetzt.

Da ich es nicht genau messen konnte war ich mir da etwas unsicher wieviel Zuckerzugabe da ok ist.

Jetzt so wegtrinken mit nachsüßen wird bei der aktuellen Säure aber auch ne arge Zucker-Nummer werden... würde eher noch ne alternative probieren falls es die gibt...

Ist eine erneute Vergärung mit Zuckerzusatz möglich oder durch den Schwefel 1,5g /14L vollkommen blockiert bzw. geschmacklich durch entstehende Schwefelverbindungen ruiniert??

Gibts da Erfahrungen bei euch oder hat das noch keiner probiert ?

Danke !
Zecke
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von Zecke »

Hi,

willywinzer hat geschrieben: (allerdings ohne genauen Oechsle Anhaltspunkt: 5 gehäufte Esslöffel auf 14 Liter)
Och wie süß ... ich messe schon lange nicht mehr mit Esslöffel sondern mit Meßbecher :schlecht:
Lese dir mal die Webseite zum Forum durch. Mit diesen geschätzten 50g Zucker kommst du bei 14 Liter nicht weit.

Gruß
Zecke
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fibroin
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von fibroin »

Zum Glück habe ich abgefüllten Wein noch nie wieder geöffnet und versucht, ihn weiter zu vergären. Ob es sich für dich lohnt, ist mir nicht klar. Der Wein muss belüftet werden, damit sich der Schwefel schneller abbaut und einen Ansatz mit Alkohol wieder mit Hefe zu beleben, dass macht die Sache nicht einfach. Frische Hefen mögen keinen Alkohol, man muss Hefe auf den nötigen Alkoholgehalt mit Gärstarter vorziehen.

Ein weiteres Problem hast du jetzt angesprochen, die Säure. Wenn die zu hoch ist, dann sollte die aber vor der Abfüllung reduziert werden. Der Säurewert wäre jetzt wichtig zu wissen, dazu braucht man ein Tritierset.

Als Trinkalternative kann ich dir noch Schorle vorschlagen. Mit etwas Zucker und Wasser wirds (hoffentlich) schmecken.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Ehli
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von Ehli »

Wenn Du nur was trinkbares erhalten willst, und nicht auf ein Getränk dass sich Wein nennen kann aus bist, kannst Du mal folgendes probieren.
1 Liter Traubensaft rot, ein Liter Wasser als Gärstarter mit frischer Hefe ansetzen. Nach und nach 600g Zucker zugeben... dann solltest Du bei ca. 11 - 12% landen. in den kannst Du dann (bitte nicht auf einmal) Deinen Wein + zusätzlich eine Zuckergabe flaschenweise kippen. Das Wasser könnte die Säure ein wenig nehmen.
Du wirst spätestens nach der 2. 3. Buddel sehen ob der Schwefel zu sehr hemmt oder ob's weitergärt.
Optimal ist das bei Leibe nicht aber ein verzweifelter Rettungsversuch.
Ich weis jetzt nicht ob ich das richtig verstanden habe aber nach 8 Tagen Gärung quasi auf Flasche gezogen :?: Du gehörst doch keiner terroristischen Organisation an :!:
Andy
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo williwinzer,
du hast die Hefe entfernt uns hast geschwefelt. Die verbliebene, gestresste Resthefe wird für eine (in der Flasche gefährlichen) langsame Nachgärung "reichen"; jetzt eine ordentliche, stabile Gärung wieder herzustellen, das ist schwierig und lohnt meiner Meinung nach nicht. Im Zweifelsfall solltest du dem Vorschlag von Ehli folgen, noch besser wäre diese Methode:

www.fruchtweinkeller.de/Wine/weinfehler.html

Und auf "Gärprobleme oder
Was kann ich tun wenn die Gärung stockt?" klicken, siehe Abschnitt "Behandlung von nicht mehr gärenden Ansätzen". Ganz wichtig: Die alte Hefe solltest du komplett loswerden, sofern sich noch welche absetzt.
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von willywinzer »

Ok Danke,
Da ich nicht so ein Fan von Rotweinschorle bin werde ich versuchen das so nach den Tipps bei Gärproblemen und deiner Anleitung (@ Ehli) versuchen nochmal in Gang zu setzen.

Bin leider etwas spät auf dieses Forum gestoßen sonst hätte ich evtl. noch vorher eingreifen können. :|

@ Ehli: ja 8 Tage Maischegärung und fast drei Wochen im Kolben (wo allerdings dann nichts mehr passiert ist)
Ehli
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von Ehli »

Hol das aus der Flasche bevor einer zu Schaden kommt.
willywinzer hat geschrieben: @ Ehli: ja 8 Tage Maischegärung und fast drei Wochen im Kolben (wo allerdings dann nichts mehr passiert ist)
Das kann nicht fertig sein. Flaschenbomben sind kein Spaß.
Halt uns auf dem Laufenden. Evtl. können wir Dir noch den einen oder anderen Tip zusätzlich geben.
Einen gleich vorneweg: "Unter 8 Wochen ...kein Wein."
Andy
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Ist die Gärung abgebrochen ?? Nachgärung möglich?

Beitrag von 420 »

Oder mache eine Flaschengärung und produziere Sekt. Dann aber mit richtig schweren Flaschen (ab 750 g aufwärts) und Drahtbügeln. Wenn nicht, knallt es irgendwann. ?-|

Grüße
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willywinzer
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Beitrag von willywinzer »

So ich habe mir nun mal ein Vinometer besorgt und ein paar mal gemessen was ich da in der Flasche noch hab.
Das Vinometer sagt mir 10% ...das ist ja schonmal ein bisl was.
Ich hab parallel auch nochmal eine Hefegärstarter angesetzt (350ml) und der scheint auch mit etwas Zugabe von dem geschwefeltem Wein noch Schaum zu produzieren.

Da der Wein wie gesagt noch etwas sauer schmeckt und ich mit einem Ansatz jetzt eine weitervergärung ausprobieren will ist die Frage nach der Zuckerzugabe... kann man das berechnen oder abschätzen wieviel zucker ich bei weitervergärung von 1L noch saurem 10% Wein dazugeben sollte? ...der Geruch ist übrigens wunderbar aromatisch und duftend...deswegen auch mein bestreben den noch weiter zu prozessieren.
Ehli hat geschrieben: in den kannst Du dann (bitte nicht auf einmal) Deinen Wein + zusätzlich eine Zuckergabe flaschenweise kippen.
danke
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