Wildhefe in Großstadt?

Antworten
jabbdo
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 3
Registriert: 25 August 2016 19:24

Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von jabbdo »

Hi,
gerade angemeldet und Regeln gelesen :)
Möchte diesen Herbst Apfelwein machen.
Erstmal klein: 2x 8l ``Fässlen´´
hab mir alles gekauft. Wollte in einem gleich mit Obsthefe starten, in dem Anderen traditionell auf Wildhefe glauben/hoffen.

Nun zur frage: Ich wohne im Herzen des Ruhrgebietes. (Die Äpfel kommen aber aus der Heimat in Hessen :D ;) )
Ist es einen Versuch wert hie eine Wildhefegärung zu probieren?

Tips zur Wildhefegärung würde ich auch gerne schreiben

Liebe Grüße
Jabbdo
Onza
Unregistriert
Unregistriert

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von Onza »

Ich denke, der Wohnort ist da nicht so wichtig, wie die Anbauart. Wurde das Obst chemisch behandelt? Gewaschen?

Aber ich habe auch eine Frage an dich: Was möchtest du herausfinden? Was erhoffst du dir von der Wildhefe?
jabbdo
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 3
Registriert: 25 August 2016 19:24

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von jabbdo »

Erstmal danke für die Antwort!
Die Äpfle sind aus Gärten von Verwandten. Also Unbehandelt.
Was ich mir erhoffe:
Einen leckeren Rauscher :D
Eine Gärung ohne Zusätze wie Hefe, Nährsalz,...
Etwas traditioneller. Mein Vater hat es vor 40 Jahren auch so gemacht, dann aber nach dem Rauscherzustand Gärhefe zugesetzt.
Benutzeravatar
CaptainPatrick
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 671
Registriert: 04 Dezember 2015 22:32
Wohnort: Göttingen

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von CaptainPatrick »

Ein Kumpel macht auch jedes Jahr wieder Apfelwein mit Wildhefen. Aber dieses Jahr ist ihm der gesamte Ansatz gekippt/gegammelt und es war ein Fall für den Ausguss. Das ist das Risiko dabei (ist zwar mit Reinzuchthefe nicht komplett eliminiert, aber deutlich reduziert).

Nicht alles was früher "gut" war ist nach heutigem Stand der "Technik" auch noch gut. Ich bin zwar im Thema Braugeschichte nicht bewandert, kann mir aber vorstellen, dass es vor 40 Jahren eher schwieriger als heute war als Privatmann an Reinzuchthefen zu kommen (kein Internet ;) ) und dein Vater deswegen auf Wildhefegärung setzen musste oder wollte, weil es ihm sonst zu teuer geworden wäre oder er es schlicht nicht anders wusste (keine FWK Homepage).

Und mein Großvater hat in den 60ern auch Apfelwein gebraut und hat dort Reinzuchthefe, Nährsalz, Milchsäure, Antigel, etc genutzt. Für mich wäre also das die "traditionelle Methode", wenn man es genau nimmt ;)

Wenn du also mit den Äpfeln von deinen Verwandten auf Nummer sicher gehen willst, kauf dir eine Reinzuchthefe für ein paar Euro. Stell dir einfach vor, deine Verwandten fragen, wie es denn mit dem Wein aus ihren Äpfel steht und du ihnen sagen musst: "Musst ich alles wegschütten, war ungenießbar und hat geschimmelt".

Den "traditionellen Weg" kannst du auch noch gehen, wenn dein erster Wein nach State-of-the-Art-Methode geglückt ist und ein Erfolg war.
jabbdo
0 Liter Wein
0 Liter Wein
Beiträge: 3
Registriert: 25 August 2016 19:24

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von jabbdo »

Du hast wohl recht.
Die RZHefe hab ich auch schon (für das zweite Fass).
muss ich dann mit meinem gewissen ausmachen ob ich 6-7 l leckeren Saft aufs Spiel setze.

Liebe Grüße
Jabbdo
Bahnwein
500 Liter Wein
500 Liter Wein
Beiträge: 956
Registriert: 27 September 2014 21:52
Wohnort: Radolfzell

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von Bahnwein »

Ich finde an Reinzuchthefe nichts Verwerfliches. Ich würde das Risiko, die guten Rohstoffe wegschütten zu müssen, nicht eingehen.
Benutzeravatar
Fruchtweinkeller
Administrator
Administrator
Beiträge: 31341
Registriert: 29 März 2004 00:00
Kontaktdaten:

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Siehe zum Hefethema auch:

viewtopic.php?f=85&t=8857

Zitat: "Weder auf den Früchten noch in der sauberen Küche finden sich verlässliche Hefestämme. Eine Reinzuchthefe sollte deshalb immer verendet werden."
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

PMs mit Fragen werden ignoriert
willi2000
100 Liter Wein
100 Liter Wein
Beiträge: 118
Registriert: 19 April 2013 00:00
Wohnort: Odenwald

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von willi2000 »

Ja, das Thema Spontangärung ist in diesem Forum nicht gerne gesehen.

Ich lasse meinen Ebbelwoi schon immer spontan gären. Das hat mein Opa so gemacht, das machen in meiner Umgebung (nördlicher Odenwald) die meisten so und ich hatte bisher bei meinen jährlich 500 l Ebbelwoi in verschiedensten Ansätzen noch nie Probleme.
Wichtig ist, dass man die Hefequelle nicht eliminiert, das heißt, dass man vollreife Früchte mit Fallobst nimmt. Der Apfel wird infiziert, wenn er auf den Boden fällt oder wenn er angepickt oder angefressen wird und von der Obstfliege besucht wird (https://www.mpg.de/8912012/fruchtfliege ... oxidantien). Ja die Obstfliege als Nützling ;)
Geht jetzt mal auf die Wiese und rieche am Fallobst, wenn es schön angefault ist (ich meine nicht die Braunfäule) und ihr werdet die Hefe riechen (ich nerve meine Kollegen gerade damit, da ich meinen mittäglichen Spaziergang durch die alten Steuobstwiesen an der Frankfurter Uni auf dem Riedberg mache).
Ich glaube inzwischen, die meisten Leute arbeiten zu steril. Ich kenne mich in Sachen Hygiene ja ganz gut aus (ich bin in meiner Klitsche der Hygienebeauftrage und Mikrobiologe), komme aber im Bezug auf Ebbelwoi zu einer ganz anderen Sicht der Dinge als die meisten Leute in diesem Forum. Die Zugabe von Reinhefe ist für mich beim Ebbelwoi zum eine überflüssig und zum andern ein Standardisierung und somit eine Reduktion der Vielfalt. Ihr müsst nur mal auf die Frankfurter Apfelweinmesse oder zu einem Selbstkelterertreffen wie auf dem Lohrberg kommen, um diese Vielfalt zu erleben.

Wenn man bedenkt, dass bundesweit etwa 1l Ebbelwoi (oder ähnliches) pro Person und Jahr getrunken wird, in Frankfurt aber 70 l, dann ist eigentlich klar, wo das Epizentrum der Ebbelwoiherstellung zu finden ist.

Schobbe,
--------------------------------------
Hopp, Hopp, Hopp, Schoppe in de Kopp.
willi2000
100 Liter Wein
100 Liter Wein
Beiträge: 118
Registriert: 19 April 2013 00:00
Wohnort: Odenwald

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von willi2000 »

und um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, Hefen gibt es überall und wenn die Früchte aus Hessen kommen, kann eh nichts schief gehen.

Schobbe,
--------------------------------------
Hopp, Hopp, Hopp, Schoppe in de Kopp.
Benutzeravatar
Fruchtweinkeller
Administrator
Administrator
Beiträge: 31341
Registriert: 29 März 2004 00:00
Kontaktdaten:

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ja, Hefen gibt es überall. Aber es gibt eben nicht überall hochalkoholtlerante Hefen die einen Wein bis zur Alkoholtoleranzgrenze von 15% bringen oder Hefen die einen vernünftigen Low Alk Most ergeben. Insofern sind Vergleiche von Most und Wein eben ein Vergleich von Apfel mit Blümchen.

Hier gibt es durchaus Berichte von spontanen Gärungen die geklappt haben. Und es gibt genügend Berichte wo es nicht geklappt hat. Wer ein Risiko eingehen will: Bitteschön, wohl bekommt's ;)
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

PMs mit Fragen werden ignoriert
Benutzeravatar
JasonOgg
7500 Liter Wein
7500 Liter Wein
Beiträge: 7846
Registriert: 13 August 2007 00:00

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von JasonOgg »

willi2000 hat geschrieben:Ja, das Thema Spontangärung ist in diesem Forum nicht gerne gesehen.
Aber natürlich, das geht hier immer wieder um :mrgreen:

Genauso wie sich die Stämme der guten Weinhefen in den Kellern von "Burgund", "Bordeaux", "Tokay" in den Kellern und auf dem Wein, der dort "wild" vergoren wurde, durchgesetzt haben, so gilt das bestimmt auch für die Ebbelwoi-Keller, wo es seit Generationen klappt.

Schön für Euch. :clap: Macht weiter, immer Sommer trinke ich gerne einen Schoppen, wenn ich in der Gegend bin.

Und irgendwann gibt es dann bei Kitzinger gelbe Tütchen auf denen dann "Wetterau" steht (Frankfurter vergären gehört in einen anderen Thread :pfeif: ) Dann bin ich vielleicht auch dabei.

Aber vorher habe ich die Bedingungen nicht, besonders nicht im Neubau.

Dazu kommt bei mir noch das Problem, dass wir momentan fast 35°C im Schatten haben. Da die Äpfel alle in der Sonne hängen sind wohl alle Hefen geröstet, die bei mir im Keller gären würden. Da hilft auch kein Südwind, der mir die aus Hessen hochblasen könnte.

Obstfliegen halte ich so weit wie möglich weg vom Wein, denn bei mir machen die keinen Ebbelwoi sondern nur Apfelessig im besten Fall. Wahrscheinlich, weil bei mir keine Woi-Hefen auf den Ebbeln sind, die sie anlocken, bevor sie die weiterverbreiten können.

Lange Rede kurzer Sinn, was funktioniert das soll man ruhig beibehalten, wenn man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Bei mir und vielen anderen funktioniert es nicht, daher mogel ich lieber und nehme künstlich vermehrte Weinhefen damit ich ein reproduzierbares gutes Ergebnis bekomme.

Für lange Winterabende empfehle ich (auf Trauben bezogen): -------------
Nicht böse sein, wenn es etwas lang und heftig rüberkommt, aber wenn ich solche Sprüche wie "hier nicht gern gesehen", dann bin ich etwas empfindlich. Das einzige was hier nicht gern gesehen wird ist Werbung und Pöbelei. Ansonsten wirst Du wenige Foren finden, in denen die vorherrschende Überzeugung gegenüber abweichenden Meinungen überhaupt begründet wird. Schon der alte Fritz hat gesagt, ein jeder solle nach seiner Facon vergären dürfen, oder so ähnlich
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Igzorn
1000 Liter Wein
1000 Liter Wein
Beiträge: 1593
Registriert: 05 Januar 2016 20:43

Re: Wildhefe in Großstadt?

Beitrag von Igzorn »

Jo, alles ist gesagt.

Ich stehe auf dem Standpunkt: meine Arbeit ist futsch, ich muss wieder ein Jahr warten. Warum hab ich keinen Gärstarter angesetzt? ?-|

Wenn ich bedenke, was das Sammeln, Transportieren, Waschen, Musen und Pressen für Arbeit bereitet hat, bin ich wirklich dankbar, wenn es eine sichere Möglichkeit gibt, den Saft in Wein umzuwandeln.
Ist das Trinkgefäß erst leer, macht es keine Freude mehr. ... Rechtschreibfehler kommen alle durch dem Handy...
Antworten

Zurück zu „sonstige Fragen zur Praxis“