Diverse Fragen zur sterilen Filterung

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DerFennek
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Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von DerFennek »

Hallo zusammen,

erstmal möchte ich mich bei allen für die tollen Beiträge und natürlich für die tolle Website bedanken. :clap:

Ich habe nun etliche Seiten, Beiträge, Anleitungen, .. gelesen und trotzdem bin ich ein wenig durcheinander.

Ich produziere zwar als Anfänger nur sehr wenig Wein (aktuell 4 Sorten mit insgesamt 25 Litern) möchte diesen aber trotzdem richtig Filtern. So habe ich mir den kleinen 10x10 Oil Filter aus Italien bestellt. Ich möchte es einfach gleich richtig machen und natürlich Luft nach oben haben.

Aktuell gehen meine Weine (Met, Himbeer, Aprikosen & Ananas) langsam auf das Gärende zu.

Nun zu meinen Fragen:

- Reicht es eigentlich nicht, wenn ich die Säure und die Restsüße unmittelbar vor dem Filtern einstelle? Also ich würde meinen fertig gegärten Wein schwefeln, 1 Woche kühl stellen, anschließend von der Hefe abziehen und dann eben Säure und Zucker einstellen > Filtern und abfüllen. Natürlich würde ich den Wein ein bisschen überzuckern. Filtern würde ich bis steril um eine Nachgärung zu vermeiden.

- Wäre es auch möglich., nur den Zucker nach dem filtern einzustellen? Damit man quasi das "Endprodukt" hat. So wäre der Hefeton schonmal weg ... und man könnte sich voll auf die Süße konzentrieren. In diesem Fall würde es sich um einen Desertwein handeln.

- Wenn ich steril filtere, könnte ich damit ja auch einen Gärstopp erzwingen? Bei 0,25micron müsste doch alles entfernt sein? Mein erster Honigwein blubbert seit 6 Wochen nur so vor sich hin.

- Wie kann in denn am besten Filtern, um möglichst viel Wein rauszuholen? Manche Testansätze haben nur 4-5 Liter. Gibt es da vielleicht ein paar Tricks? Sorry für die blöde Frage.


Viele Grüße
Pascal
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Vine
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Vine »

Hallo DerFennek!
DerFennek hat geschrieben: - Reicht es eigentlich nicht, wenn ich die Säure und die Restsüße unmittelbar vor dem Filtern einstelle? Also ich würde meinen fertig gegärten Wein schwefeln, 1 Woche kühl stellen, anschließend von der Hefe abziehen und dann eben Säure und Zucker einstellen > Filtern und abfüllen. Natürlich würde ich den Wein ein bisschen überzuckern. Filtern würde ich bis steril um eine Nachgärung zu vermeiden.
Ein saures Milieu ist für den Gärprozess selbst schon mal von Vorteil. Die genaue Säureeinstellung ist dann Geschmackssache. Ich stelle die Säure während des Gärverlaufs ein, meist nach Abpressen der Maische. Weiß nicht, ob es sinnvoll oder möglich ist, die erst unmittelbar vor dem Filtern einzustellen. Wenn du verdünnen musst, dann wars das dann mit deinen erreichten Prozenten. Die Restsüße wird ohnehin erst unmittelbar vor dem Filtern eingestellt. Allerdings würde ich dem Wein eine angemessene Zeit auf der Feinhefe gönnen, damit er besser schmeckt.
DerFennek hat geschrieben:- Wäre es auch möglich., nur den Zucker nach dem filtern einzustellen? Damit man quasi das "Endprodukt" hat. So wäre der Hefeton schonmal weg ... und man könnte sich voll auf die Süße konzentrieren. In diesem Fall würde es sich um einen Desertwein handeln.
Nach der Sterilfiltration darfst du nichts mehr in deinen Wein geben, denn dann würdest du wieder Verunreinigen hineinbringen. Ich sag nur Flaschenbomben :geek: Außerdem ist die Beurteilung des Weins nach einer Sterilfiltration überaus schwierig. Das schmeckt nur nach fader Plörre meist.
DerFennek hat geschrieben:- Wenn ich steril filtere, könnte ich damit ja auch einen Gärstopp erzwingen? Bei 0,25micron müsste doch alles entfernt sein? Mein erster Honigwein blubbert seit 6 Wochen nur so vor sich hin.
Möchtest du den noch in der Gärung befindlichen Wein durch den Sterilfilter jagen, um die Gärung zu stoppen? Hehe ... das wird nicht hinhauen. Mal vom geschmacklichen Desaster ganz abgesehen ... und den zugesetzten Filtern ... und der Kohlensäure, die sich noch im Wein befindet ... So übe er sich doch in Geduld!
DerFennek hat geschrieben:- Wie kann in denn am besten Filtern, um möglichst viel Wein rauszuholen? Manche Testansätze haben nur 4-5 Liter. Gibt es da vielleicht ein paar Tricks? Sorry für die blöde Frage.
Das kriegt man mit der Zeit schon heraus :D Musst halt gut schmecken, wann der Wein aus dem Schlauch kommt. Ich mache keine Spülung mit Wasser zwischen den verschiedenen Weinen und bekomme dann halt eine Flasche Mischwein heraus - so ist der Spülverlust wenigstens gemindert.
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Fruchtweinkeller
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Vine hat geschrieben:
DerFennek hat geschrieben:- Wenn ich steril filtere, könnte ich damit ja auch einen Gärstopp erzwingen? Bei 0,25micron müsste doch alles entfernt sein? Mein erster Honigwein blubbert seit 6 Wochen nur so vor sich hin.
Möchtest du den noch in der Gärung befindlichen Wein durch den Sterilfilter jagen, um die Gärung zu stoppen? Hehe ... das wird nicht hinhauen. Mal vom geschmacklichen Desaster ganz abgesehen ... und den zugesetzten Filtern ... und der Kohlensäure, die sich noch im Wein befindet ... So übe er sich doch in Geduld!
Das geht schon: Restzucker vollständiger vergären lassen, Hefe absetzen lassen, unmittelbar vor Filtration Restsüße einstellen, Filtrieren. Stellt halt nur besonders hohe Ansprüche an die Sorgfältigkeit, mit der du arbeitest.

Mit dem Simplex lassen sich knapp 4L noch halbwegs sinnvoll filtrieren, mit anderen Filtern habe ich keine Erfahrung. Ich fürchte, das Totvolumen wird eher größer als kleiner sein.
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420
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von 420 »

Stelle doch die Säure, wie Vine geschrieben hat, schon recht früh ein. Damit hat Dein Wein schon einen gewissen Schutz. Säure schützt auch bei der Klärung und Klärung dient nicht nur der Geschmacksbildung, sondern spart auch viele Filterschichten.

Und mit dem Mischwein, der taucht bei mir auch mal auf. Der ist oft recht lecker. Der entsteht, weil ich auch beim Sortenwechsel beim Filtern nicht mit Wasser spüle. (Wasser verwässert doch den Wein oder :pfeif: ) Filtere von weiß nach rot und von feinem nach intensiven Geschmack.

Mit der Zeit erhält man ein gewisses Gefühl dafür. Meine Vorgehensweise kannst Du auch hier sehen. klick
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Vine
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Vine »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Das geht schon: Restzucker vollständiger vergären lassen, Hefe absetzen lassen, ...
Das wäre ja ein Gärstopp per Hefe verhungern lassen. So wie ich ihn verstanden habe, wollte er die Gärung durchs Filtrieren stoppen, also die ganze Brühe durch den Sterilfilter jagen :mrgreen: Oder aber die grobe Hefe sich absetzen lassen und den noch gärenden Ansatz durch den Filter jagen. Vielleicht geht das ja auch? Neue Dimensionen der Turboweinbereitung tun sich da auf :!:
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Nathea »

Wenn ich die hin und wieder auftauchenden Darstellungen der "kommerziellen Weinmacher" richtig interpretiere, wird genau das gemacht:

Laufende Gärung mittels Temperaturabsenkung und "Mittelchen" zum Stehen gebracht, um eine vorher definierte Alk- und Zuckerkonzentration übrig zu behalten. Ich weiss nur nicht, ob ich diesen Wein gern trinken mag ... Oder sollte ich da was falsch verstanden haben? Ein Schelm, wer Übles dabei denkt ... ;) :ugeek:

Gruß,
Sylvia
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Professore »

Vine hat geschrieben:Oder aber die grobe Hefe sich absetzen lassen und den noch gärenden Ansatz durch den Filter jagen. Vielleicht geht das ja auch?
Nun ja. Gehen würde es schon, aber ob es sinnvoll ist? Mit den ganzen Trübstoffen die
noch drin sind wird es eine kostspielige Angelegenheit. Ich konnte es am Anfang auch
nicht erwarten und hab mal einen Kirschwein kurz (so 4 Wochen) nach dem Abziehen
von der Hefe filtriert. Nach den ersten 2 Litern waren die Filterscheiben (grob) dicht.

Ich hab es dann aufgegeben und gewartet, bis er einigermaßen geklärt war.

Gruß

Jochen
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Vine »

Professore hat geschrieben:Nun ja. Gehen würde es schon, aber ob es sinnvoll ist? Mit den ganzen Trübstoffen die
noch drin sind wird es eine kostspielige Angelegenheit.
Also mit einem Wort: Unfug :mrgreen:
Professore hat geschrieben:Ich konnte es am Anfang auch
nicht erwarten und hab mal einen Kirschwein kurz (so 4 Wochen) nach dem Abziehen
von der Hefe filtriert. Nach den ersten 2 Litern waren die Filterscheiben (grob) dicht.
Ich erinnere mich gut an meine anfängliche Ungeduld ... Aber wegen Kirschwein: Sauerkirschwein ist ja wirklich eine deliziöse Sache. Falls du beim Treffen bist, musst du unbedingt meinen Sauerkirschwein (aus Altmaische) probieren! Ganz interessant, was eine scheinbar ausgelaugte Maische noch alles für Geschmacksnoten produzieren kann ...

LG
Vine
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Man kann halt alles irgendwie irgendwo durchprügeln. Ob es sinnvoll ist und ob es Spaß macht weißt du spätestens wenn es zu spät ist :mrgreen:
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Vine »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Man kann halt alles irgendwie irgendwo durchprügeln. Ob es sinnvoll ist und ob es Spaß macht weißt du spätestens wenn es zu spät ist :mrgreen:
Wer schon mal beim Filtrieren die Tropfen gezählt hat, die in der Minute noch herauskommen, weil der Filter fast komplett zugesetzt ist, während sich im Vorratsgefäß nur noch etwa ein knapper Liter befindet, der weiß was Spaß ist ?-|
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Professore »

Vine hat geschrieben:Falls du beim Treffen bist...
Öhmm, da muss ich jetzt mal ganz dumm nachfragen:

Welches Treffen meinst Du? Leider kann ich Dich im Anmeldetrööt nicht finden...
Schade, schade, ich hätte gerne den Hut im Original gesehen :mrgreen:

Gruß

Jochen
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Re: Diverse Fragen zur sterilen Filterung

Beitrag von Vine »

Hehe .. ich bin inkognito da. Du wirst meine Flaschen erkennen :engel:
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