Nachzuckermethode

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Vine
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Nachzuckermethode

Beitrag von Vine »

Hallo Gemeinde!

Nachdem ich dieses Frühjahr auf einem Markt an einem Stand selbstgemachten Früchtewein probieren konnte und zu meinem Erstaunen überaus davon angetan war, blubbern jetzt hier die diversen Weinse vor sich hin. Erdbeerwein, Holunderblüten- (die Arbeit tu ich mir nicht nochmal an, ächz), Sauerkirsch-, Aprikosen- und Waldhimbeerenwein. Außerdem ein Met aus Lindenblütenhonig mit Mädesüß. Nun tun sich für mich als Neuling aber doch einige Schwierigkeiten auf. Das Hauptproblem besteht dabei in der Nachzuckermethode. Genau gesagt bin ich bei dem Erdbeerwein wohl in die Klemme zwischen die verschiedenen Methoden gekommen. Ich habe für die Ansätze die Rezepte aus dem Fruchtweinkeller benutzt. Der Erdbeerwein gärte auch fleißig bis stürmisch und hörte nach einer Weile, etwa 2 Wochen, auf. Da ich nicht recht weiter wusste, fragte ich den freundlichen Herrn vom Markt, wie es nun weitergehe und der sagte mir, dass wenn der Wein nicht mehr gärt und sich die Oechsle bei 0 Grad befinden, ich den Wein in den Keller stellen und dann von der Hefe abziehen kann, was ich auch brav tat :D Nach weiteren Eigenrecherchen drängt sich nun irgendwie bei mir der Verdacht auf, dass ich im Keller gerade Erdbeerweinbomben züchte :ugeek: Hier nun erstmal die Bitte um Rat, was ich da jetzt tun kann. Der Erdbeerwein hat laut Schätzröhrchen einen Alkoholgehalt von etwa 10-11 % und schmeckt eigentlich schon recht vielversprechend. Also wieder in die Wärme stellen und versuchen, ob er noch weiter gärt? Oder steril abfiltern? Bin seit heute stolzer Besitzer einer Pulcino oil, aber dazu noch in einem anderen Thread.
Ich versuchte nun die weiteren Ansätze nach der Nachzuckermethode weiter zu gestalten aber da tu ich mir irgendwie schwer. Die Gärung verläuft zunächst immer kräftig und wenn ich nach etwa zwei Wochen die Maische abpresse, tut sich danach nicht mehr viel, wenn ich nachzuckere mit 100 g. Ist das normal? Das mit dem Vinometer ist auch ein Kampf - meine Augen wollen da nur schwer was erkennen und ich weiß nicht wirklich wozu ich das eigentlich benötige. Wenn ich das richtig verstande habe, dann zuckert man immer weiter nach, bis irgendwann der Wein nicht mehr knorztrocken schmeckt sondern eine Restsüße vorhanden ist? Also immer 100 g und wieder eine ganze Woche abwarten, auch wenn sich im Gärröhrchen nichts sonderlich tut? Wie lange stehen bei euch die Bottiche im Warmen bevor sie in den Keller kommen?

So weit erstmal meine Fragen :roll:
Sebastian
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tiga
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von tiga »

Bei mir ist der Keller zu warm, also gebe ich mir mit der Selbstklärung keine Mühe. Wenn die Gärung durch ist, wird gefiltert und abgefüllt.

Das "Schätzometer" verwende ich nur am Anfang um zu sehen wann ich über die 12%-Grenze komme. Danach sind die Weine längst nicht mehr so keimanfällig.

Du gibst zwar Zuckermengen, aber keine Gebindegrößen an. Ich vergäre in Fässern und bei mir kommen meist 500-1000 g Honig oder Zucker in den Ansatz. Aber das sind dann auch meist um die 40 l

Dein Erdbeerwein ist mit dem geringen Alkoholgehalt recht empfindlich. Also am besten schnell verbrauchen und gar nicht erst abfüllen
Gruss
Jan

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Vine
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Vine »

Wie kühl sollte der Keller denn sein, dass sich der Wein gut klärt?
Ich habe Ansätze meist so zwischen 16 und 18 Liter.
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420
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von 420 »

Hallo Vine,

erst einmal ein herzliches Willkommen hier.
Vine hat geschrieben:Der Erdbeerwein gärte auch fleißig bis stürmisch und hörte nach einer Weile, etwa 2 Wochen, auf. Da ich nicht recht weiter wusste, fragte ich den freundlichen Herrn vom Markt, wie es nun weitergehe und der sagte mir, dass wenn der Wein nicht mehr gärt und sich die Oechsle bei 0 Grad befinden, ich den Wein in den Keller stellen und dann von der Hefe abziehen kann, was ich auch brav tat :D Nach weiteren Eigenrecherchen drängt sich nun irgendwie bei mir der Verdacht auf, dass ich im Keller gerade Erdbeerweinbomben züchte :ugeek:
Wenn der Wein nicht mehr gärt und auch kein Zucker mehr im Wein ist (Wein schmeckt wahnsinnig trocken, sodass man von "schmecken" nicht mehr sprechen kann :D ) können auch keine Flaschenbomben entstehen.

Wenn Du eine Pulcino hast, kannst Du die Weine auch auf 11 oder 12 Prozent Alkohol ausbauen und dann, wenn es nicht mehr gärt, den Wein in den Keller stellen.

Dort klärt sich der Wein und Du kannst dann den Wein auf Trinkstärke (Zucker zugeben) einstellen, filtern (ggf. grob, fein und auf jeden Fall steril) und in Flaschen abfüllen.

Wenn Du den Erdbeerwein schon abgezogen hast, würde ich ihn nicht mehr ins Warme stellen und versuchen ihn wieder zum Gären zu bringen. Da könnte es dann zu einer Zickengärung kommen und das Gärende könnte vielleicht erst in 6 Monaten kommen. Deshalb kühl stellen und später wie oben beschrieben arbeiten.

Weil Du filtern kannst, brauchst Du den Wein nicht mit der Nachzuckermethode zum Gärende bringen. Du kannst auch vorab rechnen und die Hefen bei 12 % verhungern lassen. Danach kühl stellen, filtern, nachsüßen, steril filtern und ab in die Flasche,

Mein Vinometer ist für mich auch nur zum Schätzen da. Mein Johannisbeerwein sollte um die 11 % Alkohol liegen. Nun, fast am Gärende nehme ich etwas Wein heraus und stelle den Wein in den Kühlschrank. Nach 3 Tagen ist der Wein schon sehr klar und ich entnehme etwas und messe, ob ich so ca. da angelangt bin, wohin ich wollte.

Nachzuckermethode dauert und ist langwieriger. Das geht dann immer in kleinen Schritten, wie Du beschrieben hast.

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Vine
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Vine »

Hallo 420! Danke fürs Willkommen :)
420 hat geschrieben: Wenn der Wein nicht mehr gärt und auch kein Zucker mehr im Wein ist (Wein schmeckt wahnsinnig trocken, sodass man von "schmecken" nicht mehr sprechen kann :D ) können auch keine Flaschenbomben entstehen.
Jahaaa! Der war schon knorztrocken ... nur hab ich dann auch gleich den Zucker eingestellt, so dass er gut schmeckt :geek:
So wie ich dich verstehe, ist aber mit einem Weinfilter alles kein Problem. Wieder ins Warme stellen mache ich jetzt nicht. Der Wein schmeckt als leichter Sommerwein ganz gut und sobald die Filterschichten da sind, werde ich steril filtrieren... und bis dahin auf locker sitzende Korken auf den Ballons achten. Ich werde jedoch nächstes Mal deinen Rat befolgen und den Zucker erst einstellen nachdem der Wein eine Weile zur Klärung im Keller stand und die Filtration direkt bevorsteht.
420 hat geschrieben: Mein Vinometer ist für mich auch nur zum Schätzen da. Mein Johannisbeerwein sollte um die 11 % Alkohol liegen. Nun, fast am Gärende nehme ich etwas Wein heraus und stelle den Wein in den Kühlschrank. Nach 3 Tagen ist der Wein schon sehr klar und ich entnehme etwas und messe, ob ich so ca. da angelangt bin, wohin ich wollte
Ah, gut! So werde ich das auch machen ... und das erinnert mich daran, dass ich ja noch 7 kg rote Johannisbeeren verarbeiten muss ...

Herzlichen Dank,
Vine
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Josef
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Josef »

Vine hat geschrieben: So wie ich dich verstehe, ist aber mit einem Weinfilter alles kein Problem.
Kein Problem würde ich nicht sagen. :hmm:
Denk dran das du beim und nach dem filtern komplett steril arbeiten muss. :tsts:
Lies dich bitte genau in die Sterilfilterei ein, damit du nicht zuviel Lehrgeld in Flaschenbomben investierst. :schlecht:
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Vine
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Vine »

Danke Josef ... ich werde deinen wedelnden Zeigefinger nicht ignorieren und so steril wie möglich arbeiten :engel:
Hab mich auch schon fleißig eingelesen. Das erste Mal ist immer ein bisschen spannend. Meine größte Unsicherheit bezieht sich im Moment auf die Wahl der richtigen Filterstärke (vor der Sterilfiltration), auf die Anzahl der Filterschichten und wie ich dieselben richtig einlege :mrgreen: Wobei ich von dem Erdbeerwein dermaßen angetan bin, dass wohl eh nur ein Teil davon den Weg in die Flasche findet ...
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Doomed_Angel »

Ich denke das passt hier ganz gut rein, also meine Frage.
Wenn die Gärung beendet ist, wird ja die Restsüße eingestellt. Da mein Wein bald soweit ist, hab ich mir 10 ml abgenommen und probiert. Also mir schmeckt er, wenn auf den 10 ml 1 g Zucker kommt. Auf 10 Liter Ansatz wären das aber 1 kg Zucker? :shock:
Ist das soweit richtig, oder hab ich mich vertan?
Es wird ja in der Literatur beschrieben, dass man die Restsüße einstellt und dann wartet, ob sich noch was tut. Aber bei 1 kg Zucker bekommt die Hefe doch einen Schock? Nicht, dass wenn ich abziehe die Hefe durch den Sauerstoff wieder vitaler wird.
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Metinchen »

@Doomed_Angel.
So wie ich es verstanden habe wird Vine filtern. Dann ist seine vorgehensweise in Ordnung.
Wenn Du nicht vorhast zu filtern, und Du nicht sicher bist das das Gärende erriecht ist, wäre ich mit dem Zuckerzusatz vorsichtiger. Statt ein Kilo vielleicht nur 100g auf 10l. Das entspricht in etwas 0,5% Alk. . Da bekommt die Hefe auch noch keinen Zuckerschock. Die Restsüße wird, im Falle das nichtfilterns, erst eingestellt wenn die Gärung wirklich beendet ist. Also kleine Zuckermengen, abwarten, probieren, evt. nochmal Zucker, abwarten usw. usw, usw.....
Bei der Restsüße Einstellung kann es manchmal sinnvoll sein an mehreren Tagen zu probieren. Wenn Du erstmal ein Kilo Zucker drin hast, bleibt der auch drin. Am nächsten Tag ist man vielleicht nicht sooo süß drauf und mag es etwas trockener.
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Josef
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Josef »

Metinchen hat geschrieben: Bei der Restsüße Einstellung kann es manchmal sinnvoll sein an mehreren Tagen zu probieren. Wenn Du erstmal ein Kilo Zucker drin hast, bleibt der auch drin. Am nächsten Tag ist man vielleicht nicht sooo süß drauf und mag es etwas trockener.
Genau so ist es. Immer vorsichtig mit der endgültigen Zuckereinstellung.

Aber 1Kg auf 10 Liter kann auch nicht sein, da ist irgendwo ein Fehler. Konntest du das eine Gramm denn so genau abmessen?
500g Zucker auf 10 Liter wäre schon ein recht süßer Wein.
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420
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von 420 »

Hallo Doomed_Angel,

wie Metinchen schon schrieb, solltest Du bei der Nachzuckermethode vorsichtig sein. Bitte hier nachlesen.

Wenn Du filterst, würde ich nie mit 10 ml testen. Selber teste ich immer mit 1/2 Liter, rechne hoch und nehme für die Zuckerzugabe nicht die voll errechnete Menge. Grund: Was einmal drin ist ist drin. Bei 10 ml ist die Ungenauigkeit / Toleranz beim Messen einfach zu groß.

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Doomed_Angel
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Re: Nachzuckermethode

Beitrag von Doomed_Angel »

Josef hat geschrieben:Aber 1Kg auf 10 Liter kann auch nicht sein, da ist irgendwo ein Fehler. Konntest du das eine Gramm denn so genau abmessen?
Das eine Gramm ist mit einer auf 0,1 g genauen Waage gemessen.
Josef hat geschrieben:500g Zucker auf 10 Liter wäre schon ein recht süßer Wein.
Kam mir auch schon so komisch vor :hmm: denn auf der HP ist ja das Höchstmaß 45 g je Liter, bei mir wären es 100 g.
420 hat geschrieben:Wenn Du filterst, würde ich nie mit 10 ml testen. Selber teste ich immer mit 1/2 Liter, rechne hoch und nehme für die Zuckerzugabe nicht die voll errechnete Menge. Grund: Was einmal drin ist ist drin. Bei 10 ml ist die Ungenauigkeit / Toleranz beim Messen einfach zu groß.
Filtern kann ich leider noch nicht, da beim ersten Wein noch kein Filter vorhanden ist ;)
Auf einen halben Liter werde ich dann auch mal probieren, vielleicht kommt dann nicht so ein Murks raus. ?-|
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