Sterilisierter Weißwein

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Chili
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Sterilisierter Weißwein

Beitrag von Chili »

Ein herzliches Grüß Gott miteinander,

hab vor eineinhalb Wochen eine Gelegenheit genutzt, die einen Haufen Arbeit mit sich gebracht hat. Am Wochenmarkt gab es Weintrauben zum günstigen Preis.
Zunächst wurden sie für 4€ pro 5 Kilokiste angeboten.
Gegen Ende des Marktes dann für 3€ und als ich sagte ich bräuchte 5 Kisten sagte er einfach: "gibst ma halt an Zehner." Dann schaute ich mir die Kisten an und stellte teilweisen Schimmel fest. Der Verkäufer gab mir dann einfach eine Kiste obendrauf, damit ich daheim aussuchen kann. Damit war der Samstag gelaufen. Aber nur so bekommt man eigenen Weißwein.

Naja ich sortierte sehr sehr großzügig aus und machte mir aufgrund von teilweisem Schimmelbefall (eine Traube war immer mal schimmlig) die große Arbeit des Entrappens, obwohl es sich um weiße Trauben handelte. Ich hatte dann irgenwann 12 Kg beisammen. Den Rest musste ich teilweise leider entsorgen. Und es reichte mir auch mit der Arbeit.
Da die Trauben eigenlich alle mit Schimmelsporen kontaminiert waren, dachte ich es wäre gut, sie mit Kaliumpyrosulfitlösung zu sterilisieren. Ich weiß, dass sind seltsame Ideen, aber ich wollt lieber auf Nr. sicher gehen. Die Trauben hab ich dann in die Lösung gehalten, abtropfen lassen und dann in den Gäreimer. Tja also hab ich alles kleingemacht. Ich hätte nie gedacht das die Trauben so "hart" sind, dass sie den Kartoffelstampfer verbiegen können! Beim zerstampfen merkte ich schon, dass da noch ordentlich Schwefel drin ist. Der stechende Geruch ist ja bekannt. Dann hab ich das ganze mit Antigel versetzt und am Tag darauf abgepresst. Ab auf den Balkon in einen Ballon gefüllt und die Entschleimung durchgeführt und mit A-Saft einen Gärstarter angesetzt.
Tja und dann vom Fruchtzeug abgezogen und den Gärstarter dazu.
Es passierte erstmal nix. Ja klar dachte ich, es war echt kalt auf dem Balkon und der haufen Schwefel tut sein übriges.
Dann bin ich leider krank geworden und konnte mich um den Wein nicht mehr kümmern. Es hat sich ca 9 Tage nix getan, dafür hat nun bei einem von zwei 5 Literballonen die stürmische Gärung eingesetzt. Den zweiten konnte ich leider noch nicht überzeugen. :|
Hab ab und an einfach die Ballone geöffnet und geschüttelt, damit der Schwefel etwas rausgeht.

Nun habe ich die Frage, ob die lange Standzeit vor dem richtigem Angären dem Ansatz geschadet haben könnte. Es ist kein Schimmel zu sehen. Schmecken tut er auch nicht schlecht. Und es war ohne Ende Schwefel darin. Könnte es trotzdem sein das da etwas schädliches wächst? Bestünde da vielleicht eine gesundheitliche Gefahr, oder würde ich das merken. Der zweite Ansatz gärt ja noch immer sehr, sehr verhalten.

Das mit dem Entschleimen hat bei mir auch nur bedingt funktioniert. Obwohl ich super Vorraussetzungen hatte (6 Grad kälte auf dem Balkon). Kriegt man das mit Filtern nach Gärungsende wieder hin? Wegen dem Bodensatzder dann ausfallen könnte, mein ich...

LG
Chili
Schorle75
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Sterilisierter Weißwein

Beitrag von Schorle75 »

Hi

wie konzentriert war denn Deine Schwefellösung?
Wenns beim Stampfen schon ziemlich nach Schwefel reicht scheint das ein bisschen heftig viel gewesen zu sein. Du hättest besser gezielt nach dem Pressen in den Most geschwefelt.
AUf dem Balkon sind die Temperaturen derzeit auch für eine Gärung suboptimal, da kommen die Hefchen nicht in Schwung.
Hast Du Trockenhefe für den Gärstarter genommen? Ich schütt immer meine Trockenhefe direkt in den Most, ohne Gärstarter, bisher hat das immer einwandfrei geklappt, allerding dosiere ich da auch recht üppig.
Falls Du noch Hefe übrig haben solltest, würde ich jetzt mal persönlich Deine Fässchen reinholen, auf Raumtemperatur kommen lassen und nochmals etwas davon zugeben.
Hast ja geschrieben, dass er nicht schlecht schmeckt jetzt nach der Zeit, bei der Kälte die wir da draussen hatten in der letzten Zeit habens die wilden Hefen auch nicht so leicht.
WIe sehr jetzt natürlich der Schwefel das Ganze erschwert kann man so nicht sagen ohne das Wissen, wieviel ungefähr im Ansatz gelandet ist.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Wenn die Entschleimung nicht optimal war, dann muss man ggf. damit leben. Sie faellt ja auch nicht immer gleich aus. Prioritaet muss sein, die Gaerung nun in Gang zu bringen. Also ggf.belueften um das SO2 zu inaktivieren und eine aktive Hefe zugeben.
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Sterilisierter Weißwein

Beitrag von Chili »

Danke für Deine Bemühungen Schorle, aber ich versuchte mich an einem Weißwein, der lt. Homepage nochmal anders zu machen ist. Er wird nach 12 Std. bereits abgepresst und dann bei kühlen Temperatruen entschleimt. Das heißt man hofft, dass sich Frucht und Schimmel sowie Schleimzeugs absetzt und man das ganze als relativ klaren Saft abziehen kann.
Vergoren wird natürlich bei Zimmertemperatur und mit einem aktiven Gärstarter.
Ja es war schon die 20g p Liter Lösung...

Danke auch an FWK.
Also aktive Hefe ist drin, aber das SO2 muss wahrscheinlich raus und deshalb werd ich ne belüftung versuchen.
Ich hab den Ansatz ja aufgeteilt in zwei 5L Ballons.
Einer blubbt, aber sehr verhalten.

Hoffe das dem Ansatz sonst nix fehlt. Hoff das SO2 hat gut konserviert?

Die andere Hälfte gärt bereits wie verrückt!
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Beitrag von Chili »

Juhu der zweite hat auch endlich angefangen richtig zu gären. :D
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Sterilisierter Weißwein

Beitrag von Chili »

Hallo,

der erste der beiden Weine hat mitlerweile schon 10% geschafft und ist staubtrocken gewesen. Leider "duftete" er etwas stechend nach schwefel (nicht so schlimm aber doch erkennbar).
Tja meine Idee die Trauben zu sterilisieren find ich nicht sooo ganz daneben. Ich hätte sie danach nur unbedingt abspülen sollen. Aus mir unerfindlichen Gründen hab ich diesen wichtigen Schritt übergangen. :!:
So ist trotz ausgiebigem abtropfen lassen doch viel von der konzentrierten SO2 Lösung in den Ansatz geraten.

Ich finde der Wein schmeckt etwas seltsam (Überraschung:dizzy :) . Aber wahrscheinlich deswegen, weil noch ordentlich Schwefel darin ist und weil eine gewisse Psychologie ihr übriges tut. Durch die sehr späte Angärung hab ich immer das Gefühl, es könnte etwas mit dem Ansatz nicht in Ordnung sein. Dann schwimmen
weiße bröckchen darin (wohlgemerkt ohne Pelz). Ist das eventuel ausfallendes Eiweiß? Wahrscheinlich weil meine Entschleimung nicht so toll geklappt hat.

Nun meine Frage ist: kann nach der ordentlichen Schwefelung zu beginn trotz langsamer angärung (ca. 9 Tage) überhaupt etwas schlechtwerden? Oder ist es wahrscheinlich, dass es schlecht wird. Oder ist, solange nix schimmelt alles ok? Wahrscheinlich würde ich es auf jedenfall merken wenn der Wein so richtig in die Hose geht?
Naja der Wein schmeckt so ähnlich wie Sekt (mit viel Schwefel). Eigentlich nicht so verkehrt. Nur fast ein wenig langweilig. (Säure sollt ich noch einstellen - da fehlt bestimmt noch Säure). Ich bin halt eher übervorsichtig (oder ein Schisser) was die Gesundheit angeht. Insbesondere dann, wenn ich daran denke, dass ich Flaschen weitergeben könnte die der Gesundheit nicht gut tun könnten.
Deshalb die Frage. Die Ansätze waren über die lange Angärzeit natürlich brav mit Gärröhrchen verschlossen und wurden nicht geöffnet.

Das Schwefelproblem hält sich in Grenzen. Also die Menge, die in den Ansatz gelangt ist, ist zwar hoch, aber liegt im schlimmsten Fall nicht höher als 300mg pro Liter. Das hab ich anhand der fehlenden Menge KPS-Lösung und der Verdünnung mit den Trauben errechnet. Dabei habe ich nicht eingerechnet, das die KPS-Lösung schon ein paar Tage alt war und benutzt wurde um saubere Gefäße zu sterilisieren. Das geht dann noch weg von den 300mg pro Liter.
Der Ansatz gärt mitlerweile prächtig, als ob kein Schwefel darin wäre...
Trotzdem werd ich das Schwefelsterilisieren der Früchte in Zukunft unterlassen ?-|
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Der beste Schutz vor unerwünschtem Bewuchs ist eine schnelle Angärung. Sobald die Hefe den Sauerstoff verbraucht hat bzw. sobald das entstehende CO2 den Sauerstoff verdrängt hat hat Schimmel sowieso keine Chance mehr: Er wächst nur aerob.

Obwohl Reinzuchthefen schwefeltoleranter sind als andere Mikroben sind werden auch sie gehemmt und die Gärung kommt langsamer in Fahrt. Zudem fördert Schwefel die Bildung unerwünschter Gärungsnebenprodukte und die Böcksergefahr. Man sollte sich also gut überlegen ob überhaupt und wenn ja wie stark man zum Gärstart schwefelt.

Steht übrigens auch hier:
www.fruchtweinkeller.de/Wine/sauber.html
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Beitrag von Chili »

Ja eigentlich hab ich das mit dem Schwefel ja schon gelesen und hätte es besser wissen müssen. Naja es war die Versuchung Weißwein herzustellen und ein Schnäppchen zu machen größer als die Vernunft. Im Eifer des Gefechts ist mir diese merkwürdige "Trauben sterilisieren" Idee gekommen. Ich hab zugegebenermaßen erst so richtig gemerkt worauf ich mich eingelassen hatte, als ich das Kapitel über Weißwein auf der Homepage las. Da stand ja ganz oben sinngemäß: "Nix für Anfänger". Aber da hatte ich die Trauben schon ?-|

Solange dabei nix gesundheitsschädliches rauskommt ist es halt ein Experiment. Wer (der nicht hier im Forum ist) kann schon sagen, dass er schon mal Weißwein gemacht hat. Oder es zumindest versucht hat :twisted: .
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