Maracujawein, 10l - Gehversuch-Doku eines Beginners

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Raufbold
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Maracujawein, 10l - Gehversuch-Doku eines Beginners

Beitrag von Raufbold »

Hallo liebe Forengemeinde!

Ich lesen hier jetzt schon seit ein paar Wochen täglich haufenweise Threads durch und sammle Eindrücke. Jetzt will ich selber mal berichten und ggf. ein paar Kommentare und hilfreiche Tipps ernten ?-| !

Die Tage kam mein bestelltes Equipment und sogleich legte ich los mit einem Gärstarter für die Kitzinger Trockenhefe Burgund. Habe alles so gemacht, wie es in den "Memoiren eines Gärstartes" beschrieben wurde - außer die Dauer habe ich missachtet, da hat die Ungeduld gesiegt und ehrlichgesagt glaube ich, war die Hefe auch extrem OK: Der Ansatz hatte nach 10 Minuten seinen ersten Blubb und ab da sieg die Drehzahl stetig an auf fast 40 BPS (Blubbs pro Sekunde?). Nach 24 Stunden war der naturtrübe Apfelsaft farblich eher einem Bananennektar ähnlich und ansonsten schien auch alles sehr gut zu laufen. Hier eine Impression:


Am Folgetag setzte ich eine erste Mischung für die Saftgärung an. Meine Überlegung war, dass ich bei einem 10l-Ballon ja max. 9l füllen sollte wg. der Schaumbildung:

- 8,1l Maracujanektar (min. 25% Fruchtsaftgehalt): Ich habe darauf geachtet, dass keine Ascorbinsäure im Nektar enthalten war (zumindest stand bei den gekauften Marken nichts auf der Packung) wobei ich das beim Kauf irgendwie falsch im Kopf gehabt haben muss. Ich war der Meinung, Vitamin C schade der Gärung... stimmt ja gar nicht, oder? Im Kitzinger Weinbuch steht sogar, dass dadurch Farb- und Aromastoffe besser erhalten bleiben, weil die Oxidation gehemmt ist. Außerdem enthält Maracuja von Natur aus ja Vitamin C, von daher war das totaler Unsinn von mir.
- 800g Zucker
- 20ml Antigel
- 6g Hefenährsalz: Etwas mehr als im Rezept, aber Schaden tut das ja nicht, oder?
- Gärstarter


Zur Säure:
Das alles habe ich in einen 34l-Weithalsballon (ich weiß, etwas überdimensioniert) gekippt und ca. 5 Minuten intensiv gerührt, damit sich vor allem der Zucker vernünftig löst. Dann fix eine Probe gestochen und die Säure gemessen. Erst dachte ich, ich hätte beim erstmaligen Gebrauch des Acidometers wieder einen Fehler gemacht, aber dann schlug die Farbe doch ins Grünliche um - bei fast 9,5g/l.

An dieser Stelle: Mir ist klar, dass man mit dem Acidometer keine Haarspalterei betreiben sollte, aber wie muss der Farbumschlag genau aussehen? Das Spektrum ist ja doch etwas größer. Wikipedia sagt: "Bromthymolblau schlägt bei einem pH-Wert von 5,8–7,6 von gelb auf blau um. Neutrale Lösungen (pH = 7,0) sind grün gefärbt.". Also wäre ein recht dunkles Grün (bei heller Flüssigkeit) der gesuchte Punkt, richtig?

Ich habe mir überlegt aus alten, noch zu Hause herumliegenden PC-Teilen (Lüfter, Magneten) einen kleinen kostengünstigen Magnetrührer zu basteln. Funktioniert das überhaupt bei einem so schmale Zylinder von ca. 1cm Durchmesser?

Naja, weiter im Text: Mir war nun klar, dass ich verdünnen musste. Also setzte ich noch 1,2l destilliertes Wasser hinzu. Der zweite Säuretest ergab 8,4g/l. Das ließ ich dann so, verdünnen kann man später ja auch noch. Und da hier im Forum mehrfach von "Säureschwankungen" beim Maracujawein berichtet wurde, will ich erst mal abwarten.

Den Ballon habe ich mit 9,25l gefüllt, da er einen Tick mehr als 10l fasst. Jetzt fällt mir aber ein, dass der Ballon nachher spundvoll sein soll. Abgesehen davon, dass sicher noch Zucker rein kommt und ebenso sicher noch weiter verdünnt werden muss, geht mir ja ca. 1l beim Abstich verloren. Hier mal ein Foto direkt nach dem Befüllen [Sonntag, 5.5.13]:


Eine wichige Frage für zukünftige Ansätze: Wie wärt ihr vorgegangen? Hättet ihr den kompletten Ansatz von 10,5-11l im 34l-Weithalsballon gelassen? Oder hättet ihr einen 15l-Ballon gewählt, damit nicht so viel O2 mit dabei ist und die Oberfläche möglichst klein wird?


Zum Zucker:
Auf den Nektarflaschen stand, dass der Zuckergehalt 14,5g/100ml beträgt, was 145g pro Liter wären und die 8,1l Saft entsprechend 1,175kg Zucker enthalten sollten. Dazu kommen 40g aus dem Gärstarter und 40g aus den 400ml Apfelsaft, plus natürlich noch die 800g fü den Ansatz. Summe: 2,055kg.

So viel waren es zumindest bei dem Volumen von 10,28l. Davon habe ich aber nur 9,25l weiterverarbeitet, also sollte die Zuckermenge in den 9,25l - angenommen, es war alles in Lösung - 1,85kg betragen.

Auf der FKW-Seite steht, dass 20,5 g/l Zucker vergoren werden müssen, damit 1 Vol.% Alkohol gebildet werden kann. Um 9,25l um 1 Vol.% zu erhöhen werden also 20,5g/l*9,25l=190g Zucker benötigt. Mit der derzeitigen Zuckermenge wird der Wein wohl einen Alkoholgehalt von 1,85kg/0,19kg=9,7 Vol.% erreichen. Das soll nicht so bleiben, ca. 12-13 Vol.% wären mir lieb. Ich schlürfe auch härtere Weine weg, aber die weiblichen Familienmitglieder sollen auch davon trinken können, ohne gleich betrunken durch die Gegend zu tanzen ?-|


Sind denn soweit meine Berechnungen in Ordnung? Würdet ihr etwas anders machen? Bei der Bereitung waren es eben die Details, bei denen ich mich als Beginner aufgehängt habe - Ansatzmenge richtig (mit Vorraussicht!) dimensionieren, Zutaten richtig vermengen (Zucker gescheit lösen), blaue Hände beim Säuremessen (Schlumpfenparty) und wie vermische ich die Probe richtig, ohne dass zu viel am Daumen kleben bleibt - oder auch Schaumbildung in der Probe, weil ich nicht langsam gemischt habe sondern wild geschüttelt :schlecht: Da kann man lesen, wie viel man will. Prakische Erfahrung ist eben unersetzlich.


Gärungsphase:
Nach 1h kam der erste Blubb, über die Nacht muss das wohl richtig losgegangen sein. Am Folgetag zählte ich 90 BPM - das hält so in etwa bis dato an! Hoffentlich bekomme ich dadurch nicht zu starke Aromaverluste... Geruch ist sehr angenehm, Schaumbildung eigentlich fast gar nicht vorhanden - zumindest habe ich es mit eigenen Augen noch nicht gesehen, aber wie das untere Foto zeigt, schein wohl etwas hochgekrochen zu sein, das muss in meiner Abwesenheit passiert sein. Die Kohlensäure perlt wie wild die Ballonwand entlang. Wie von euch mehrfach beschrieben sehe ich auch vereinzelt kleinere und größere "Wolken" durch den Ansatz gleiten. Macht wirklich Spaß da zuzusehen, könnte stundenlang davor hocken :D

Eine kurze Frage zum Schluss: Warum schafft es der Pegel im Gärröhrchen nicht sich in beiden Kugeln die Waage zu geben? Das Wasser fängt erst kurz vor der Kurve zur zweiten Kugel an. Oder liegt das an der stürmischen Gärung? Übrigens: Es ist wirklich nur normales Leitunsgwasser im Röhrchen. Reicht das aus oder besser eine Wasser/Kaliumpyrosulfit-Mischung nehmen?

Hier noch das versprochene Foto vom [Dienstag, 7.5.13]:


Sorry, dass da der Korb noch drum ist. So bleibt vielleicht etwas verborgen. Sorry auch für die Fotoqualität, Smartphones sind in der Hinsicht halt doch nicht das Gelbe vom Ei.

Vielen Dank fürs Lesen!
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Maracujawein, 10l - Gehversuch-Doku eines Beginners

Beitrag von 420 »

Hallo,

schön, dass Du angefangen hast. Gärstarter am Anfang ist vollkommen ok. Bei Trockenhefe nicht so notwendig, aber verkehrt ist es auf jeden Fall nicht.
Raufbold hat geschrieben:6g Hefenährsalz: Etwas mehr als im Rezept, aber Schaden tut das ja nicht, oder?
Zuviel Nährsalz schadet, da dies den Geschmack beeinflussen kann. Bei Dir wird es gehen, da Du wohl noch etwas verdünnen must (siehe Säure).

Wenn der Wein beim Säuremessen in ein sattes Grün übergeht, hast Du den Gesamtsäuregehalt. Aber so auf 0,1 oder 0,2 g kommt es bei mir nie drauf an.

Magnetrührer:
für die Säuremessung....wahrscheinlich wohl bei Deinem Zylinder etwas überdimensioniert. Für die Messung nehme ich immer Einwegspritzen für die Blaulauge und ein einfaches Glas für die Gesamtmischung. Allein schon deshalb, weil ich die dunklen Weine mit dest. Wasser verdünne, damit ich den Farbumschlag besser erkennen kann.
Raufbold hat geschrieben:Eine wichtige Frage für zukünftige Ansätze: Wie wärt ihr vorgegangen? Hättet ihr den kompletten Ansatz von 10,5-11l im 34l-Weithalsballon gelassen? Oder hättet ihr einen 15l-Ballon gewählt, damit nicht so viel O2 mit dabei ist und die Oberfläche möglichst klein wird?
Da hätte ich einen 15 Liter Ballon genommen. Säure eingestellt und später wäre dann der 10er spundvoll für die Klärung. Wenn bei bestimmten Früchten eine stürmische Gärung zu erwarten ist, gebe ich am Anfang nicht alles Wasser zu und gleichzeitig halte ich noch etwas Zucker zurück. Nach ein paar Tagen der stürmischen Gärung gebe ich dann den Rest dazu. Vorsicht ist besser, als wenn der Schaum bei der Gärung aus dem Röhrchen kommt. Das könnte sonst unschöne Flecken an der Wand und Decke geben.

Über den Ausbau des Weines kannst Du Dir jetzt schon Gedanken machen. Wie willst Du Deinen Wein später stabilisieren?
Wenn der Wein nur eine bestimmte Prozentzahl mit Restsüße haben soll, musst Du die Gärung gezielt auf diese Prozentzahl steuern. Dann sollte der Wein ohne Restalkohol sein. Nach Klärung müsstest Du ihn süßen und stabilisieren, z.B. durch filtern, erhitzen...siehe HP-Seite. Die andere Methode wäre die Nachzuckermethode, bei der Du wahrscheinlich - wahrscheinlich aber wohl ziemlich sicher - auf einen höheren Alkoholgehalt kommst. Restzucker im Wein ist dann möglich.

Bezüglich Gärröhrchen... da hast Du einen Überdruck während der Gärung im Ballon.

Grüße
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Beitrag von Latemar »

420 hat geschrieben:Wein ohne Restalkohol
Auch ein Versuch Wert. Habe ich noch nicht im Keller :D

Ich denke du meinst Restzucker ;)

Gruß
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Beitrag von 420 »

Versuch war es Wert. :D

natürlich Restzucker, klar.
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Beitrag von Latemar »

Wollte ja nur beweisen, dass ich beim Lesen mitdenke :D

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Beitrag von Raufbold »

Hallo und sorry für die späte Rückmeldung, hatte die Tage alle Hände voll zu tun.
420 hat geschrieben:Zuviel Nährsalz schadet, da dies den Geschmack beeinflussen kann. Bei Dir wird es gehen, da Du wohl noch etwas verdünnen must (siehe Säure).
Oha, gut zu wissen. Ich war mir eig. fast sicher, dass ich recht habe :D Da wäre ich wohl fast auf die schiefe Bahn geraten^^
420 hat geschrieben:...schon deshalb, weil ich die dunklen Weine mit dest. Wasser verdünne, damit ich den Farbumschlag besser erkennen kann.
Wie stark verdünnst du denn einen dunklen Wein, damit du das vernünftig erkennen kannst? 10ml Wein zu 10ml Wasser? Dann brauchst du ja die halbe Menge an Blaulauge, um den Umschlag zu erreichen, verstehe ich das richtig? Wenn man dann z.B. 10ml Wein mit 40ml Wasser verdünnen, dann wird die Messung aber recht unpräzise.
420 hat geschrieben:Wenn bei bestimmten Früchten eine stürmische Gärung zu erwarten ist, gebe ich am Anfang nicht alles Wasser zu und gleichzeitig halte ich noch etwas Zucker zurück. Nach ein paar Tagen der stürmischen Gärung gebe ich dann den Rest dazu.
Das muss ich mir merken. Bei der Maracuja war das noch im Rahmen, aber vorsichtig genug kann man da nicht sein.
420 hat geschrieben:Über den Ausbau des Weines kannst Du Dir jetzt schon Gedanken machen. Wie willst Du Deinen Wein später stabilisieren?
Also ich will den Alkoholgehalt bei 14 Vol.% ansiedeln, nachgezuckert habe ich bereits ein mal (570g = +3 Vol.%) und der sollte aktuell max. 12,5 Vol.% anstreben.

Mal eine Frage zum Nachzuckern, dafür folgendes Beispiel: Habe einen 10l-Wein mit bereits 5 Vol.%, welchen ich auf 12 Vol.% bringen möchte. Pro 1 Liter und 1 Vol.% brauche ich 20,5g, d.h. 10lx7*20,5g/l = 1435g. Wenn Saccharose eine Dichte von 1,57g/ml hat, erhöhe ich den Pegel durch die Zugabe um 914ml und habe dann einen 10,914l Weinansatz, der dann denn Alkoholgehalt auf 11 Vol.% verdünnt. Ist das so richtig gerechnet? Weil, dann müsste ich noch eine kleine Korrektur vornehmen um auf die 14 Vol.% zu kommen: 10,914lx7*20,5g/l = 1566g, muss ich also nochmal 1566g-1435g=131g hinzugeben - was ja wieder das Volumen um weitere 83ml auf 10,997l erhöht und ich statt 12 Vol.% wieder nur 11,91 Vol.% habe usw. Klar, das ist natürlich Spielerei, aber das sollte man bei größeren Zugaben schon im Hinterkopf behalten.

Verkostet habe ich den Wein am 12.5.: Riecht wie Prosecco mit einer Maracujanote, irgendwie süsslich. Der Geschmack ist sehr sauer, aber auch fruchtig. Etwas süsser und man könnte ihn glatt mit Genuss trinken! :D

Hier noch ein paar Fotos der letzten Tage:
9.5. vor dem Nachzuckern:


9.5. nach dem Nachzuckern:


9.5. nach dem Schüttlen (2o Min Standzeit):


11.5., einfach so:


12.5., einfach so:


12.5., Bodensatz:


Die Tage folgen weitere Updates!
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Beitrag von 420 »

Raufbold hat geschrieben:Wie stark verdünnst du denn einen dunklen Wein, damit du das vernünftig erkennen kannst? 10ml Wein zu 10ml Wasser? Dann brauchst du ja die halbe Menge an Blaulauge, um den Umschlag zu erreichen, verstehe ich das richtig? Wenn man dann z.B. 10ml Wein mit 40ml Wasser verdünnen, dann wird die Messung aber recht unpräzise.
Ich verdünne mit destilliertem Wasser, wie war es noch einmal...ph-neutral?. Dabei ist es egal, wieviel Wasser Du zum Verdünnen nimmst. Ab und zu reichen 10 ml und ab und zu nehme ich 40 ml. Nur wenn Du 5 ml Wein nimmst, must Du die Zugabe an Blaulaube mal 2 nehmen. Bei 10 ml Wein bedeutet es Zugabe an Blaulauge = Gesamtsäure.

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Beitrag von Has »

Raufbold hat geschrieben: Mal eine Frage zum Nachzuckern, dafür folgendes Beispiel: Habe einen 10l-Wein mit bereits 5 Vol.%, welchen ich auf 12 Vol.% bringen möchte. Pro 1 Liter und 1 Vol.% brauche ich 20,5g, d.h. 10lx7*20,5g/l = 1435g. Wenn Saccharose eine Dichte von 1,57g/ml hat, erhöhe ich den Pegel durch die Zugabe um 914ml und habe dann einen 10,914l Weinansatz, der dann denn Alkoholgehalt auf 11 Vol.% verdünnt. Ist das so richtig gerechnet? Weil, dann müsste ich noch eine kleine Korrektur vornehmen um auf die 14 Vol.% zu kommen: 10,914lx7*20,5g/l = 1566g, muss ich also nochmal 1566g-1435g=131g hinzugeben - was ja wieder das Volumen um weitere 83ml auf 10,997l erhöht und ich statt 12 Vol.% wieder nur 11,91 Vol.% habe usw. Klar, das ist natürlich Spielerei, aber das sollte man bei größeren Zugaben schon im Hinterkopf behalten.
Die Rechnung VolumenZucker+VolumenWasser=VolumenGemisch stimmt nicht, da Zucker in Lösung weniger Volumen einnimmt als in kristallisierter Form.
Ich weiss jetzt die genauen Verhältnisse nicht (ein kurzer abstecher nach Googlien sagt, man könne das gar nicht berechnen), meine aber, dass du getrost auf die komplizierte Rechnerei verzichten kannst, da sich Zucker in wässriger Lösung ordentlich dünn macht.

Gruss
Hansi

[Dieser Beitrag wurde am 13.05.2013 - 23:44 von Has aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ja, weiterhin bildet sich aus Zucker ja nicht nur Alkohol, auch Biomasse. Und die nimmt im feuchten wie im trockenen Zustand ein Volumen ein. Unterm Strich ist das so komplex dass es sich nicht lohnt, sich deswegen einen Knoten ins Hirn zu machen: Einfach ignorieren :D
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Beitrag von 420 »

Kurze Ergänzung noch:

Im Kitzinger Weinbuch:
"Zur Erhöhung des Mostgewichtes um 1 Oe sind 2,6 g/l Zucker nötig. In der Praxis wird meist nur von 2,5 g/l gerechnet."

also auch nicht so genau.

An einer anderen Stelle steht dann auf der gleichen Seite, dass die Zuckerzugabe eine Volumenverdrängung vom Faktkor 0,6 bedeutet.

Wenn ich nun Wasser zugeben müsste, da die Säure z.B. zu hoch und meine errechnetet Zuckerzugabe 500 g wäre, müsste die Wasserzugabe um 0,500 * 0,6 l = 300 ml reduziert werden.

In der Praxis wird dies häufig auch vernachlässigt.

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Beitrag von Raufbold »

Dass das mit dem Zucker doch so komplex ist, hätte ich mir eingentlich denken müssen - das war echt zu simpel um wahr zu sein :D

Wahrscheinlich werde ich es sogar einfach vernachlässigen. Mir fehlt noch die Gelassenheit des Routiniers und ich mache mir über viel zu viele Details Gedanken.

Habe am Montag wieder 300g Zucker zugegeben, ich denke, dieses WE wird die Gärung ihr Ende finden. Ich bin gerade nicht sicher, wie ich den Hefetod feststellen soll. Unten sammeln sich ja auch Trübstoffe der Frucht und ich habe die Sorge, dass die Hefe irgendwann quasi leise verstirbt und unbemerkt den Geschmack belastet. Woran erkennt ihr den richtigen Zeitpunkt des Abstichs?

Ich kann gerade keine aktuellen Fotos liefern, aber bei den letzten Fotos sieht man eigentlich auch schon ganz deutlich den Bodensatz, der sich nach intensivem Schütteln innerhalb von nur 30 Minuten bildet. Ich hätte vermutlich nach Gärende einfach noch einen Tag gewartet und dann abgezogen.

Übrigens: Die Säure lag am Montag bei 9,5g/l und der Alkohokgehalt laut Präzisions-Vinometer ungefähr bei 12,5 Vol.%. Anschließend gab ich die 300g Zucker hinzu. der nächste Schritt Wäre die Verdünnung. Um bei 9,6l die Säure auf 8g/l zu bringen wäre eine Verdünnung auf (9,6l*9,5g/l):8g/l=11,4l nötig. Also würde ich 1,8l destilliertes Wasser hinzugeben, right?
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Beitrag von Metinchen »

Hallo Raufbold,

die Gärung ist beendet wenn es im Röhrchen nicht mehr blubbt. So ganz und gar nicht blubbt, wenn also ab und zu ein müdes blubb zu hören ist, gärt es noch. Mache Dir keine Sorgen das wenn der Wein, dann noch 1-3 Wochen auf der Hefe steht, so schnell verdirbt es (in der Regel) nicht. Bei 3 Monaten sieht das Ganze schon anders aus. Tägliches Ballon schwenken aber nicht vergessen.
Grüße Metinchen
Blumen sind das Lächeln der Erde!
(Herkunft unbekannt)
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