Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Benutzeravatar
JasonOgg
7500 Liter Wein
7500 Liter Wein
Beiträge: 7846
Registriert: 13 August 2007 00:00

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von JasonOgg »

Es stimmt schon, nichts holziges oder hartes vergären. Aber bei einer kurzen Maischezeit (rund 3 Tage)kann man mit den Kernen leben, mache ich nicht nur bei Mispeln so, sondern auch bei Brombeeren und FWK wahrscheinlich mit Schlehen :mrgreen:

Soviel wie möglich von Kelchblättern und Stielen wegnehmen. Kerngehäuse rausnehmen funktioniert nicht, da hätte man bestimmt 50-70% Verlust.
(Sorry für die frühe Zustimmung zu FWK)
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Benutzeravatar
weiningo
100 Liter Wein
100 Liter Wein
Beiträge: 127
Registriert: 25 Oktober 2020 10:48
Wohnort: Zeulenroda-Triebes / Thüringen

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von weiningo »

Juhu... Danke dem letzten Beitrag von JasonOgg ;) und ein herzliches Hallo!
Wie versprochen setze ich meinen Bericht fort. Dass es so lange gedauert hat, ist wohl den Mispeln zu verdanken. Es sei auch der Aussage mit geschuldet, das die Kerne und Kerngehäuse aus den Früchten müssen. Ich habe wirklich alles (auch auslöffeln) ausprobiert, um das zu schaffen. Doch der Blick auf die Uhr und den Abfallberg belehrte mich eines Besseren.
Bild Bild Bild Sieht eklig aus, oder?
Nach einer Weile lagen meine Nerven blank und ich beschränkte mich darauf nur noch die Stielansätze und die Blütengruben sowie alle schwarzen Stellen herauszuschneiden und das dauerte schon eine Ewigkeit :o
Jedenfalls hatte ich dann mitten in der Nacht 4 KG Mispel Brei von rund 250 Mispeln im Gärballon. (Ich möchte bei den Gärprozessen auf Plastik-Gefäße (Weichmacher usw.) verzichten. Mein Maische Ballon hat an der engsten Stelle einen Durchmesser von 45 mm und ein Fassungsvermögen von 20 Litern. Das lässt sich das gut händeln.)
Aber das war ja noch nicht alles, die Äpfel warteten auch noch. Als erstes befreite ich mit Papiertüchern diese eklige und ölige Schicht von ihnen. (Wie schon geschrieben, es waren welche aus dem Supermarkt.) Nun konnte ich sie auch vernünftig abwaschen, ohne das sie mir aus den Händen glitten. Jetzt Vierteilen, Kerngehäuse, Blüten und Stiele heraus und ab in die Saft-Zentrifuge. Alles (Saft und Fruchtfleisch) kam in den Ballon. Es war dann 4,8 kg Apfelbrei. Das macht nun 8,8 kg Fruchtbrei insgesamt. Dazu kamen dann noch 3 Liter abgekochtes und erkaltetes Wasser, 0,5 kg Zucker (mit im Wasser aufgelöst), 20 ml Antigel, 4 Gramm Hefenährsalz und die vorher (1/8 Liter frisch zentrifugierter Apfelsaft) eingeweichte Portweintrockenhefe, die schon am Gehren war.
Nach einiger Zeit sah das ganze dann so aus: Bild
Meine Messgeräte, die ich bestellt hatte, waren noch nicht eingetroffen. Deswegen bin ich mit dem Zucker erst einmal sparsam umgegangen. Der Apfelsaft war eh schon ganz schön süß. Der Ballon musste verschlossen werden und es dauerte auch gar nicht lange, da fing er das Blubbern an.
Endlich, die Messmittel sind eingetroffen. Allerdings hatte es keinen Sinn den blubbernden Saft zu messen. So nahm ich mir ein paar Äpfel und Mispeln, warf sie nach der entsprechenden Vorbehandlung in die Saft-Zentrifuge und erhielt folgende Werte: 5 g/l Säure und 65 Öchsle. Sozusagen von allem zu wenig, aber das war sowieso ungenau, da ich nicht mehr dieselben Äpfel hatte und die Mengen waren auch nur geschätzt. :tsts: Aber ich habs probiert! :clap: :tsts:
Am 09.12.2020, also nach 4 Tagen, habe ich dann abgepresst, denn schließlich waren ja die Kerne mit in der Maische. Die Gärung war noch richtig gut zu Gange. OK. Jetzt vom Saft was abzapfen, mit dem Milchaufschäumer die Kohlensäure austreiben und messen :D .... :o 3 g Säure und 20 Öchsle!
Jawoll, das ist wie es ist. Hier lässt sich jetzt keine ordentliche Aussage mehr machen. Der Zucker wurde schon ordentlich in Alkohol umgewandelt. Mein Bauchgefühl sagt mir, das noch 1 kg Zucker hinein kann, (gedacht, getan) und es fehlt auch noch Säure. Auf Zitronen-Säure-Granulat möchte ich verzichten.
Da habe ich was Fruchtigeres: Bild Bild
Die Früchte haben einen hohen Gehalt an Vitamin C und einen niedrigen Zuckergehalt. Deshalb sind die Früchte der Zierquitte (auch Scheinquitte genannt) so gesund. Werden die Früchte auspresst, dann erhält man einen leckeren Saft, der dem Saft von Zitronen geschmacklich ähnelt. Aus meinem Eimer strömt ein aromatisch intensiver Duft, also der i-Punkt in meinem Ansatz! Um es nicht zu übertreiben habe ich sechs Früchte in einem kleinen Topf mit 1/2 Liter Wasser kurz gekocht (bis die Früchte aufplatzen), erkalten lassen (dann löst sich das Fruchtfleisch mit Schale ganz leicht ab) und beides zusammen mit der Maische mit ausgepresst.
Die Kerngehäuse wandern mit in den Abfall:Bild 2,6 kg von 8,8 kg Super!
Der Säurewert des Saftes lag bei 7 g/l. Den habe ich ebenfalls mit in den Saftballon gegeben. Es hat ca. einen 3/4 Tag gedauert, bis die Gärung wieder in Gang kam. Aber jetzt ist alles wieder gut. Solange wie es jetzt schön blubbert, ist alles i.O. Da will ich nicht mehr stören. Der spätere Geschmackstest wird Klarheit bringen.
Und so sieht's jetzt aus: Bild Da bekomme ich gleich großen Appetit! :lol:
Ja, ich weiß, der Ballon ist ganz schön voll gefüllt. Ich glaube nicht, dass die Gärung so wild wird. Meine Raumtemperatur liegt außerdem im Durchschnitt bei 18 bis 20 Grad. Und die hat auch Einfluss auf die Intensität. Sollte Überlaufgefahr drohen stelle ich eben vorübergehend noch eine Flasche bei.
Aber halt :!: Da war doch noch was :?: Bild Die warten auch noch :!:
Das sollen jetzt 20 Liter nur Mispel Wein werden. Übrigens: Der Reifeprozess im kalten dauert bei vielen Früchten länger! Aber nicht bei allen. :tsts:
Ich werde wieder berichten, wenn ihr mögt. Bis Dahin :roll:
Ingo.
Wer nicht lachen will, sollte keinen Wein trinken.
Benutzeravatar
apple87
100 Liter Wein
100 Liter Wein
Beiträge: 207
Registriert: 14 September 2011 00:00

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von apple87 »

Sehr interessant und schön, dass du dir die Mühe mit den Bildern machst! :clap:
Ich würde auch gerne mal Mispel verarbeiten. Aber der Baum den ich kenne wird von einer bekannten schon immer zum Frischverzehr abgeerntet...
Hosch Du Ärger, brauchst Du Troscht,
no hock no ond drenk en Moscht

(Frau Maier, Grötzingen)
Benutzeravatar
weiningo
100 Liter Wein
100 Liter Wein
Beiträge: 127
Registriert: 25 Oktober 2020 10:48
Wohnort: Zeulenroda-Triebes / Thüringen

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von weiningo »

Na hallo!
Ich wollte doch etwas Gutes tun und einige von meinen Mispeln jemanden zukommen lassen. Einen oder zwei Sträucher musste ich ungeerntet in der Natur belassen, weil meine Kapazität erschöpft ist. Ich hätte sie dann einen Tag nach der ernte mit der Post versenden müssen. Da waren sie noch hart. 5 Kilo hätten bestimmt kein Problem dargestellt. Ich war jetzt ca. 14 Tage nach der ernte noch nicht wieder nachsehen, ob die Früchte inzwischen heruntergefallen sind oder jemand anderes "zugeschlagen" hat. Es gibt ja noch so viele bei mir im Lager. Nächstes Jahr ein neuer Versuch?
An den Frischverzehr habe ich mich nicht gewagt, der Brei sieht doch so unappetitlich aus.
Wer nicht lachen will, sollte keinen Wein trinken.
Benutzeravatar
Fruchtweinkeller
Administrator
Administrator
Beiträge: 31341
Registriert: 29 März 2004 00:00
Kontaktdaten:

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Sorry, off-Topic: Mispeln gibt es auch immer mal wieder bei den Kleinanzeigen, kostet manchmal weniger als ein Appel und ein Ei. Wenn sie die Früchte nicht selbst verarbeiten können oder wollen sind die Besitzer oft froh wenn sie sie sinnvoll loswerden.
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

PMs mit Fragen werden ignoriert
Benutzeravatar
apple87
100 Liter Wein
100 Liter Wein
Beiträge: 207
Registriert: 14 September 2011 00:00

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von apple87 »

weiningo hat geschrieben: 13 Dezember 2020 18:49 Na hallo!
Ich wollte doch etwas Gutes tun und einige von meinen Mispeln jemanden zukommen lassen. Einen oder zwei Sträucher musste ich ungeerntet in der Natur belassen, weil meine Kapazität erschöpft ist. Ich hätte sie dann einen Tag nach der ernte mit der Post versenden müssen. Da waren sie noch hart. 5 Kilo hätten bestimmt kein Problem dargestellt. Ich war jetzt ca. 14 Tage nach der ernte noch nicht wieder nachsehen, ob die Früchte inzwischen heruntergefallen sind oder jemand anderes "zugeschlagen" hat. Es gibt ja noch so viele bei mir im Lager. Nächstes Jahr ein neuer Versuch?
An den Frischverzehr habe ich mich nicht gewagt, der Brei sieht doch so unappetitlich aus.
Ja, hab deinen Faden erst jetzt gelesen! Allerdings hab ich dies Jahr sowieso mehr ansätze als sonst, war also vielleicht ganz gut, dass ichs nicht gelsen hab. :-x
Nächstes Jahr? Ein entschlossenes vielleicht! :pfeif: Sehen wir mal würde ich sagen. ;)

Frischverzehr: Ja, sieht unappetitlich aus, die Konsistenz ist hald wie sie ist. Passt nicht ganz in unsere Zeit. Aber geschmacklich interessant. Irgendwie Birnig, Bratapfelig.
Hosch Du Ärger, brauchst Du Troscht,
no hock no ond drenk en Moscht

(Frau Maier, Grötzingen)
Benutzeravatar
JasonOgg
7500 Liter Wein
7500 Liter Wein
Beiträge: 7846
Registriert: 13 August 2007 00:00

Re: Mispel-Apfelwein wer macht mit?

Beitrag von JasonOgg »

@WeinIngo, ich kann mich nicht erinnern, dass jemand schon einmal Zierquitten verwendet hat. Ich lasse sie auch immer jedes Jahr verkommen, weil ich nicht so die richtige Idee habe, was man damit machen kann. Aber deine Kombination hört sich vielversprechend an.

Was den Plastikeimer angeht, der hat seine Weichmacher seit 13 Jahren auf hunderte Liter verteilt und ist immer noch weich :pfeif:
Mispeln hatte ich einmal im Ballon und anschließend große Schwierigkeiten sie wieder herauszubekommen. Wie gesagt mit Kernen und viel Schale, nur ohne Holz und Blätter. Bei 5-7 Tagen sollte der Eimer vernachlässigbar sein.
apple87 hat geschrieben: 14 Dezember 2020 19:34 Frischverzehr: Ja, sieht unappetitlich aus, die Konsistenz ist hald wie sie ist. Passt nicht ganz in unsere Zeit. Aber geschmacklich interessant. Irgendwie Birnig, Bratapfelig.
Ja, ich lutsche die auch ganz gerne aus. Bei Blindverkostung würden einige Leute wahrscheinlich an Exoten denken.
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Antworten

Zurück zu „Die Maischegärung“