Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Weinliebhaber
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von Weinliebhaber »

Hallo erstmal.
Es tut mir Leid, wenn einem das schonmal passiert ist und dies hier schon geklärt wurde. Dann bitte ich um den entsprechenden Link und dieses Thema kann geschlossen werden :| .

Zu meinem Problem, das Thema verrät ja schon fast alles. Trotzdem schildere ich es mehr oder weniger Ausführlich. Habe diesen Herbst das erste mal "versucht" Rotwein selber herzustellen. Spätburgunder von einem befreundeten Winzer. Trauben entstiehlt und gemaischt. Dann ne knappe Woche in der Maische stehen gelassen und Schlussendlich gepresst, filtriert und im 30 l Fass mit Gähraufsatz, mittels Zuchthefe, 500 g Zucker gähren gelassen.
Gährung ist schnell eingesetzt bei anfänglichen 20°C. Dann für gute 4 Wochen im Weinkeller, bei ca 17°C stehen gelassen. Dann ist mir ein erheblicher Fehler passiert. Dachte die Gährung würde mindestens 5 Wochen dauern. (Bin schon eines besseren belehrt worden). Denn nach 4 Wochen war die Gährung scheinbar schon seit Tagen stark gemindert bis gestopped.
Also brachte ich mein Fass wieder in den Warmen Flur 21 °C um die Gährung nochmal in Gang zu bringen. Das war nichts, war anscheinend schon durchgezogen. War nicht sehr pflichtbewusst mit meinem Wein, sodass er noch über eine Woche so da stand, wodurch etwas Essig enstanden war.
Um dem entgegenzuwirken, zog ich den Wein in ein anderes 30L Fass ab, brachte nochmal 500g Zucker mit Zuchthefe mitrein und ließ die ganze Sache stehen, mit der Hoffnung, die Gährung wurde erneut einsetzten.
Das tat sie nicht und da ich mehr oder weniger die Schnauze voll hatte blieb das Fass 2 Wochen so da stehen.
Doch siehe da es scheint so als habe sich doch einiges getan... Denn der Essigsäuregeruch, wie auch Geschmack sind verschwunden. Er sah zwar nun etwas mehr nach einem dunklen Rose aus. Doch im Vergleich zu vorher, recht aktzeptabel vom Geschmack. Ich war wirklich überrascht.
Um das Ding nun in trockene Tücher zu bringen, wollte ich ihn erneut abziehen und Schwefeln. Und da passierte es. Hatte vorher schonmal ein 10l Gebinde geschwefelt, mit der richtigen Konzentration. Doch bei der Umrechnung kam ich Gedanklich irgendwie darauf, dass ich mehr Schwefel brauchen würde. Hatte 10g Kaliumdisulfit Päckchen. Dachte oh da brauche ich noch 3 Stück...Klar 30L Wein dreifache Menge.... Wie ich allerdings darauf gekommen bin weiß der Geier.
Gedacht getan, 30 g ins Fass und Wein draufgezogen.
Dann die erschreckende Einsicht, das war die 10 fache Menge...beißender Geruch...Farbe etwas bräunlich...viel saurer...

Bei 50 %iger Umsetzung des Kaliumdisulfits im Wein, sollte der Gehalt des SO 2- jetzt bei 500mg/L liegen, wenn ich mich nicht täuche! Gesetzliche Grenze liegt glaube ich bei 160mg/L. Auch wenns nur für den eigen Verzehr gedacht ist.

Meine Frage, war meine ganze Mühe nun umsonst und ist es ein Fall für den Gulli. Oder lässt sich da noch was mit lüften lüften lüften machen und wenn ja wie geh ich da am besten vor?
Woher weiß ich wann er Genießbar ist?
Gibts eventuell noch andere Möglichkeiten?

Bin etwas verschweifelt, da ich Monate lange Arbeit so unüberlegt und dumm zerstört habe. Und das jetzt auch noch wo er echt wirklich lecker geschmeckt hat! :(

Bin um jeden Rat und jede Hilfe dankbar

:schlecht: Gruß Weinliebhaber
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Josef
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von Josef »

Erst mal ein paar Fragen: Nein erst mal Willkommen. :shock:

Jetzt die Fragen:

Hast du die Hefe erst nach dem Abpressen zugefügt, also nach einer Woche?

Wie viel Wein hast du denn in deinem 30er Fass?

Wo kommt der Essig her?
Ist irgendwie Sauerstoff an den Wein gekommen????

Wie viel % hat der Wein jetzt eigentlich?

Nun aber zu deinem Problem:
Wenn etwas hilft, dann belüften. Das heißt du müsstest den Wein mehrere male umziehen, damit er möglichst viel Luftkontakt bekommt.
Ich weiß aber nicht ob das bei der Menge an Schwefel wirklich noch funktioniert. Oder anders herum gesagt, wie willst du feststellen wann du die Schwefelmenge auf ein annehmbares Maß zurück geschraubt hast?

Wenns meiner wäre, würde ich mich nur noch einmal darüber ärgern, nämlich wenn ich das gluckern in den Abfluss ertragen müsste. :?:

Sieh es positiv: So was wird dir nicht noch mal passieren. ?-|
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich finde es bemerkenswert dass der Essiggeruch wieder verschwunden ist. Das ist untypisch.
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Beitrag von Professore »

Josef hat geschrieben: Oder anders herum gesagt, wie willst du feststellen wann du die Schwefelmenge auf ein annehmbares Maß zurück geschraubt hast?
Bei der Menge müsste es doch jetzt riechen wie bei Teufels unterm Sofa (Vielleicht riecht man deswegen den Essig nicht mehr).

Ich würde mich da auf meine Nase und den Gaumen verlassen.

Wir hatten letztens einen Domina, der roch und schmeckte auch leicht nach Schwefel, da wurden aber
die Grenzwerte mit Sicherheit eingehalten.
Also wenns erträglich riecht, wäre es für mich ok, wenn nicht, dann schmeckt der Wein eh nicht ?-|

Gruß

Jochen
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von Weinliebhaber »

Professore hat geschrieben: Bei der Menge müsste es doch jetzt riechen wie bei Teufels unterm Sofa (Vielleicht riecht man deswegen den Essig nicht mehr).

Danke schonmal für die schnellen ersten Antworten.
Der Essiggeruch/Geschmack war ja vor dem Schwefeln schon verschwunden.

Hefe hab ich nach der Woche erst draufgegeben, als ich es dann im Fass hatte!

Menge sind ungefähr 30L.

Wie viel Alkohol er im mom besitzt hab ich wirklich keine Ahnung, hab nichts um das zu messen. Oder womit macht man das als Winzer? ?-|

Essigsäure ist wohl entstanden, weil die alkoholische Gährung schon ausgesetzt hatte und der nächste Gährungschritt ist doch Essig.. Oder startet das nur unter Sauerstoff einwirkung?

[Dieser Beitrag wurde am 07.12.2011 - 21:07 von Weinliebhaber aktualisiert]
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Josef
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von Josef »

Du kennst doch den Fruchtweinkeller? :schlecht:

Der Alkoholgehalt wird mit einem Vinometer gemessen.

Ohne Sauerstoff kein Essig. :shock:
Fruchtwasser
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von Fruchtwasser »

Der Alkoholgehalt eines Weines wird mit einem Vinometer gemessen.

Für eine Essiggährung bedarf es Sauerstoff und Essigbakterien.

Schwefel haben die Essigbakterien überhaupt nicht gerne. Dann stellen die schon mal die Arbeit ein. Allerdings kann es sein, daß sie irgendwann anfangen den Alkohol mithilfe von Sauerstoff zu Essigsäure veratmen.

Übrigens, wenn man frische Hefe in einen Wein gibt, der schon gärt und Alkohol produziert hat, stirbt diese Hefe ab. Wenn ein Weinansatz aufgrund von Gärstockungen wieder in Schwung gebracht werden soll, muß die Hefe an Alkohol gewöhnt sein. D.h. ein Gärstarter, der schon ordentlich Alkohol enthält.
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von Weinliebhaber »

Dann muss Sauerstoff ranngekommen sein. Essigwars auf jeden fall, wurde mir von mehreren Personen bestätigt.... :(
Vielleicht noch ein paar Tipps oder hinweise zu meinem akuten Problem mit der Überschwefelung.
Mehrere Meinungen wären gut, ob ich den SO2- Gehalt soweit reduzieren kann, bis er wieder genießbar ist. Auch wenns Zeit und Arbeit kostet. Die werde ich defenitiv noch investieren... 8-)
Vielleicht hat jemand schonmal ähnliche Erfahrung gemacht?!
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bei Überschwefelung hilft nur eines: Belüften, Belüften, nochmals Belüften; und vor dem Abfüllen am Besten messen ob das SO2 wirklich auf ein erträgliches Maß gesunken ist.
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Beitrag von Weinliebhaber »

Vielleicht is es auch ne dumme Frage, aber wie messe ich den SO2- Gehalt. Wenn ich nicht gerade ein Labor zur Hand habe. Gibts da was Kostengünstiges?

Wenn ich es belüfte, wie geh ich denn da am besten vor. Umschütten in ein anderes Fass und gucken das schön viel Sauerstoff unter den Wein kommt...dann das alte Fass säubern und wieder umschütten...
Dann paar Tage stehen lassen...oder wie? Was passiert mit dem S02-? Verflüchtig sich das oder fällt es aus?

Bin ja für alles Dankbar, aber lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen! :schlecht:
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Rotwein ums 10fache überschwefelt!

Beitrag von 420 »

Dumme Fragen gibt es erst einmal nicht (wohl unüberlegte ?-| ), nur dumme Antworten.

Zum Messen der gesamten schwefeligen Säure schaue einfach mal HIER und blättere weiter nach unten.

Grüße

[Dieser Beitrag wurde am 07.12.2011 - 23:46 von 420 aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Weinliebhaber hat geschrieben:Bin ja für alles Dankbar, aber lasst euch doch nicht alles aus der Nase ziehen!
Das ist ist ein Forum zu einer Homepage, nicht anders herum ;) Irgendwo dort müsste auch stehen dass Schwefeldioxid Sauerstoff unter Sulfatbildung bindet.
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