Der Säure-Midas...

Professore
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Der Säure-Midas...

Beitrag von Professore »

...hat wieder zugeschlagen :!:

Ich kann es nicht glauben, der Boskop-Apfelsaft den ich letzte Woche angesetzt habe, schlägt
mit 15 g/l zu Buche. Ein Wert, den ich geschmacklich irgendwie nicht nachvollziehen kann.

Zwei Dinge gehen mir nun durch den Kopf:

1) Hat schon mal jemand eine Doppelsalzfällung bei Apfelwein gemacht? Denn aufs doppelte verdünnen kann
ich mir bei Apfel als geschmacklichen GAU vorstellen.

2) Ich mache einen systematischen Fehler, da ich, seit ich Säure messe, eigentlich immer zu hohe Werte
(mehr als 10 g/l) hatte.

Ich bin ratlos :schlecht:

Jochen
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Das Dilemma zu viel Säure kommt mir bekannt vor. 15 g/l für Apfel ist allerdings etwas viel, obwohl ich jetzt auch 9,5 hatte. Das habe ich mit Bergischem Talsperrenwasser abgefangen.
Das hilft dir jetzt wenig. Halbe halbe habe ich bei Johannisbeere schon ohne Probleme gemacht.

Um deine Ratlosigkeit etwas abzuschwächen fällt mir folgendes ein:
Mach einen Versuch mit der Blaulauge. Hast du die vielleicht selbst falsch gemischt? Ist käufliche zu alt geworden? Neue kaufen, noch mal messen. 8-)
Ein Teil des Saftes mit 50 % Wasser mischen und Geschmack testen. :schlecht:
Einem Teil mit Doppelsalzfällung die Säure entfernen. Das wäre ein Pilotprojekt, das dir an einem FWT einen Lorbeerkranz bescheren könnte. 8-)
Süsse Plörre mit hoher Säure herstellen. :mrgreen:

Hoffentlich war ich hilfreich. :D
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Professore hat geschrieben:Zwei Dinge gehen mir nun durch den Kopf:
Lass Dir Fibroins Tipp durch den Kopf gehen. Ich hatte heute auch 15g/l Säure, bis ich die Flöckchen in der Natronlauge gesehen habe :schlecht:

Da betrachte ich meine Zunge als genauer 8-)
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Vielleicht machst du mal eine Testlösung mit bekanntem Säuregehalt und titrierst sie?
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Beitrag von 420 »

Letzten Tipp würde ich zuerst einmal machen.

Grüße
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Josef
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Beitrag von Josef »

Ich würde auch erst mal einen Geschmackstest machen. 15g/l kann man auch mit Zucker nicht überdecken.

Dann natürlich, wie Andreas schreibt, erst mal einen Messfehler ausschließen.
Sollte der Wert sich bestätigen, gibts von Brouwland eine Hefe: "Bioferm Malic" die soll die Apfelsäure zum großen Teil abbauen. Probiert habe ich es noch nicht, aber wenn keiner Einwände hat, würde ich es an deiner Stelle mal tun.
Wenns nicht klappt, kannst du später immer noch verdünnen.
Aber das weisst du als alter Hase ja selbst. :-x
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Beitrag von Professore »

Okay, die Blaulauge hab ich anrühren lassen, die ist nicht gekauft. Der Fehler müsste dann ein
systematischer sein, weil ich mit der alten und der taufrisch angemischten den gleichen Wert gemessen habe.

Für die Bioferm Malic ist es zu spät, ich hab heute 11% (gemessen) geschätzt.

Verdünnen ist bei Johannisbeer ok, aber bei Apfel kann ichs mir geschmacklich nicht vorstellen.

Ich muss mal schaun, ob ich noch eine Milchsäure hab. Oder ich nehm Zitronensäure
um eine Testlösung anzusetzen.

Gruß

Jochen
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Beitrag von Professore »

So, ich hab ein bisschen rumgemessen:

100 ml Wasser mit 1,2 g Zitronensäure ergaben 14 g/l (möglicherweise ist die billige Waage nicht so
genau). Der Quittenwein ergab 10 g/l, der Felsenbirnen/Apfelbeeren-Mischmasch 8 g/l.

Hab ich immer noch den Apfelwein mit 15 g/l an der Backe. Kennt sich jemand mit Doppelsalzfällung aus,
kann ich die Hälfte des Weins auf null bringen und mit der zweiten Hälfte verschneiden? Im FWK steht
etwas von 10% des Weins, damit würde ich aber zu wenig Säure ausfällen.

Gruß

Jochen
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

10%???

Die Anleitung für die Doppelsalzfällung findest du im Traubwenweinteil. Sollte eigentlich 1:1 übertragbar sein auf Apfelwein. Die Frage ist wie sich da der Geschmack entwickelt.
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Nur ein Tipp: Ich habe meinem Apfelwein von 21 l auf 29 l erhöht. Schmeckt noch aromatisch und die Säure ist erträglich.
Ein Versuch ist es bei dir auch wert. Nur die Gefäße werden voll... :?:
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Beitrag von 420 »

@ fibroin

etwas verdünnen ist schon ok. So wie bei Dir, mache ich es bei meinem Apfelwein bei zu viel Säure auch. Aber bei 15 g???? Das ist schon eine Ansage.

Bei mir habe ich aktuell von 25 auf 30 Liter mit Wasser aufgebessert. Dadurch habe ich die Säure auf ca. 8 g herunter bekommen.

Eine andere Möglichkeit wäre einen Parallelansatz mit kaum Säure an zu setzen (z.B. Holunder oder etwas Ähnliches) und die beiden Weine dann zu verschneiden.

Grüße

[Dieser Beitrag wurde am 01.11.2012 - 22:01 von 420 aktualisiert]
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Beitrag von Professore »

420 hat geschrieben: Eine andere Möglichkeit wäre einen Parallelansatz mit kaum Säure an zu setzen (z.B. Holunder oder etwas Ähnliches) und die beiden Weine dann zu verschneiden.
Da müsste ich wahrscheinlich Wasser vergären. Mein Holunder hatte das letzte Mal auch über 10%.

@Fruchtweinkeller: Sorry, da hab ich nicht nachgelesen, nur im allgemeinen Teil unter Säure.
Ich überlegs mir, wenns schief geht, wäre zwar die Hälfte verloren, den Rest könnt ich dann immer
noch verdünnen.

Gruß

Jochen
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