Milchsäure nach Abpressen zugeben?

fhernhachenmaedchen
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Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von fhernhachenmaedchen »

Guten Abend an alle,

als Neuling habe ich eine dringende Frage, die ich leider nicht durch Lesen der großartigen Forumsbeiträge beantworten kann:

Ich habe zwei Ansätze gestartet, Mirabelle am 15.09. und Brombeer am 23.09. Die Mirabellen wurden entsprechend entsteint (6kg, aber eine oder zwei M. sind mit Stein in den Ballon gerutscht) und mit Antigel über Nacht stehen gelassen. Am 16.09. habe ich die Maische mit 2,5l Wasser, 1kg Zucker, 5 Tlb HNS und ca. 300ml gut schäumendem Gärstart angesetzt. Und dabei die Milchsäure total vergessen. Wasser war weniger als im Rezept, da ich einen nur ca. 12l fassenden Ballon habe und schon lesen konnte, dass Mirabellen oft eine große Schweinerei veranstalten (bei mir zum Glück nicht). Mein Plan war, nach dem Abpressen einfach das Wasser zuzugeben, das ich anfangs hätte nehmen müssen. Dann fiel mir die Milchsäure ein. Und ich habe hier gelesen, dass man damit wohl auch "die Hefe erschrecken" kann. Nur das nicht, ich bin so froh, dass der Ansatz auf Anhieb funktioniert hat!

Abgepresst habe ich am 27.09., im Ballon sind jetzt neun Liter. Schmeckt nach Mirabelle und blubbert weiter fröhlich vor sich hin. Nachgezuckert hatte ich übrigens trocken am 19. und 23.09. (je 600g). Mein Acidometer ist leider noch unterwegs, sonst hätte ich mal die Säure bestimmt (es zumindest versucht) und dann hier mit einfließen lassen.

Kern der Frage: soll ich nun noch Milchsäure zugeben oder lieber auf die Messung warten? Vom Gefühl her würde ich höchstens 20g reintun und nicht 35g, wie hier zu lesen ist. Im Rezept wurden (auf 10l) 50g empfohlen, das scheint mir doch etwas viel.

Herzlichen Dank im Voraus!
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420
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von 420 »

Hallo,

Milchsäure max. 35 ml pro 10 Liter als Zugabe.

Wann kommt denn die Blaulauge? Ein paar Tage kann man ruhig noch warten, so meine Erfahrung. Dennoch ist die Säure recht wichtig, weil sie den Wein auch schützt.

Frage: Warum lässt Du die Maische erst über Nacht stehen und gibst dann die Hefe dazu, sodass eine Maischegärung entsteht? Deine Vorgehensweise ist normal für eine reine Saftgärung prädestiniert.

Bei Maischegärungen packe ich alles zusammen und lasse die Gärung sofort starten.

Bei einer Saftgärung lasse ich das Antigel wirken, presse dann ab und nehme eine Saftgärung vor. Dies habe ich in der Vergangenheit nur beim Quittenwein gemacht. Bei anderen Kernobstsorten (Birnen, Äpfel) gewinne ich den Saft durch Häckseln und Schleudern und setzte dann die Saftgärung an.

Grüße
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Metinchen
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von Metinchen »

Hallo und herzlich willkommen.
Da Du schreibst das die Untensilien zur Säurebestimmung schon unterwgs sind, würde ich abwarten bis diese eingetroffen sind und dann schnell messen. Dann kannst Du direkt auf den Endsäuregehalt einstellen.

Gruß Metinchen

PS. Milchsäure soll man nur bis maximal 35g je 10l zugeben, da sie sonst hervorschmecken kann.
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Fruchtweinkeller
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Danke an die anderen Mitglieder für ihre Antworten, bleibt mir zu ergänzen dass die Hefe sehr säuretolerant ist. Eine Säurezugabe bei laufender Gärung ist deshalb unproblematisch. Bei Maischegärungen macht das insbesondere Sinn weil die Früchte Säure enthalten die beim Gärstart uU noch nicht freigesetzt wurden = auch nicht messbar sind. Bei säurearmen Ansätzen kann man ein bisserl was schon vorher zugeben, aber die endgültige Säureeinstellung sollte beim Abpressen stattfinden.
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fhernhachenmaedchen
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von fhernhachenmaedchen »

Guten Tag und vielen Dank allen für die Antworten!

Die Blaulauge sollte morgen eintreffen und ich will abends die Säure versuchen zu bestimmen. Dann entsprechend Berechnung Milchsäure dazu. Würde die dann einfach mit der Digitalküchenwaage abwiegen, das ist doch sicher nicht verkehrt, oder? Andernfalls muss ich die ml in g umrechnen...

@ 420: Hm, im Nachhinein keine Ahnung. Vermutlich dachte ich, dass dann meine Hefe besser futtern kann ;) Brombeere habe ich auch wieder stehen lassen und dann alles in den Ballon gefüllt. Aber für kommende Weine merke ich mir, dass ich nicht eine Nacht drüber schlafen muss.
Ayahuasca
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von Ayahuasca »

fhernhachenmaedchen hat geschrieben:Guten Tag und vielen Dank allen für die Antworten!

Die Blaulauge sollte morgen eintreffen und ich will abends die Säure versuchen zu bestimmen. Dann entsprechend Berechnung Milchsäure dazu. Würde die dann einfach mit der Digitalküchenwaage abwiegen, das ist doch sicher nicht verkehrt, oder? Andernfalls muss ich die ml in g umrechnen...
Umrechnen musst Du glaub so oder so. Wobei das anscheinend von der Milchsaeure abzuhaengen scheint.

Die Homepage sagt zwar, dass 1 Milliliter Milchsaeure (80 Prozent) nur 0.8 Gramm Saeure enthaelt, aber das geht von einer Dichte von 1kg/l aus. Die Milchsaeure, die ich mir bei rekru.de vor ca. 2 Wochen gekauft hab, wiegt 1.25 kg/Liter (hier wuerde gelten: 1 ml = 1.25 Gramm Gesamtgewicht = 1 Gramm Saeure). Ausser ich hab grad einen dicken Denkfehler, was ich bei meiner doch sehr laestigen Erkaeltung nicht ausschliessen mag.

Sei's mal drum, abwiegen funktioniert jedenfalls sicher. Gewicht * 0,8 = Saeuregehalt. Oder halt umgedreht: wenn Du x Gramm Saeure zusetzen willst, brauchst Du x*1,25 Gramm der 80%igen Milchsäurelösung.

Gruss Aya...
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von WeinTheo »

Wenn ich gerade richtig bin, steht sogar auf der Verpackung drauf wieviele ml du zugeben musst auf wieviel weinmenge und um wieviel g/l sich das dann verändert. Zumindest bei meiner letzten war es so... ;) hatte die ganze rechnerei dann unnötig gemacht.
fhernhachenmaedchen
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von fhernhachenmaedchen »

Hallo und Dankeschön für den Tipp mit dem Umrechnen! Die Formel habe ich schon rausgeschrieben und ich hoffe, dass die Postbotin heute klingelt :)

Gruß, fhernhachenmaedchen
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von fhernhachenmaedchen »

Guten Abend an alle,

ich habe nun gemessen und bei meinen 9l Mirabelle sind ohne Milchsäurezugabe 8g/l Säure drin. Alkohol hat er schon 12%, den schmecke ich durchaus :P

Da ja für die Weinstabilität Milchsäure günstig wäre, würde ich nun auf 10l auffüllen, nochmals die Säure messen und im Anschluss MS zugeben (8g/l wie jetzt wären sicher gut, ich finde den Wein für meinen ersten Versuch durchaus trinkbar).

Wäre das so empfehlenswert? Herzlichen Dank und Gruß!

fhernhache
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich persönlich finde 8 g/L etwas hoch. Ich würde 7-7,5 g/L einstellen.
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von fibroin »

@fhernhachenmaedchen
sag mal, was hast du denn für Mirabellen vergoren, waren die reif genug? Ich hatte nur 4 g/l bei meiner Charge. Da musste ich ordentlich nachsäuern.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Metinchen
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Re: Milchsäure nach Abpressen zugeben?

Beitrag von Metinchen »

Den Wein verdünnen um dann mit Milchsäure aufzusäuern würde ich nicht. Ich müßte nun selber nachlesen ob Milchsäure eine besser schützende Wirkung hat, als andere Säuren, glauben tue ich das allerdings nicht. Ein bißchen verdünnen auf max.7,5g/l und gut ist. Unter allem anderen leidet der Fruchtgeschmack.

Grüße Metinchen
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