Der kleine Hefevergleich

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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Die ersten Alkoholmessungen habe folgendes ergeben:

Freddo über 6%, SIHA3 ziemlich genau 6%, Vin7 4,5, NT45 3%.
Inwieweit man die kleinen Werte mit dem Schätzeisen annähernd genau betrachten kann, dass sei mal dahingestellt. Letztendlich alles keine Überraschung für 4 Tage.

Unnötig zu erwähnen, dass ich die Pipette zwischen den einzelnen Proben in Kalfitlösung geparkt hatte ;)

@Steiner111, wie eingangs geschrieben ist das Ziel eine Hefe zu finden, die
erstens: gut mit meinen Kellertemperaturen zurecht kommt.
zweitens: nett mit den Aromen umgeht

Bei dem zweiten Punkt bin ich mir bei der SIHA 3 nicht so sicher. Sie ist eigentlich schmerzfrei bei den Temperaturen, Gärende beim Nachzuckern ist nicht so klasse, aber ich habe das Gefühl, dass z.B. bei Pflaumen die Schalen sehr herausschmecken, andere Früchte unreif herausschmecken. Aber das ist rein gefühlsmäßig, den einzigen Vergleich habe ich nur über verschiedene Jahrgänge und das hat nicht viel zu heißen.

Was den ersten Punkt angeht, so nennen die Hersteller für die Hefen folgende Rahmendaten aus den Herstellerbeschreibungen:

Freddo:

für die Beimpfung kalter Moste, auch ab 10 °C, sowie für die aromaschonende temperaturgesteuerte Kaltgärung (ca. 13 °C bis ca. 17 °C). Alkoholtoleranz: 15 Vol.%

SIHA 3:
Der Gärbereich liegt zwischen 10 °C und 35 °C. Die optimale Gärtemperatur beträgt 15 – 22 °C. Die Hefe kann bis 16 Vol.-% Alkohol produzieren.

NT 45
In Verbindung mit einer Kaltmazeration begünstigt NT45 die Bildungfruchtiger Aromen.
Optimale Temperatur 14-28°C, Kältetoleranz 13°C
Alkoholtoleranz: 15 Vol.%

VIN 7:
VIN 7 eignet sich besonders für die Erzeugung aromatischer Weißweine bei niedrigen Temperaturen.
Optimale Temperatur 13-16°C, Kältetoleranz 12°C
Alkoholtoleranz: 15 Vol.%

Wie man sieht hat die NT45 einen riesigen optimalen Temperaturbereich von 14-28°C angegeben. Ich hatte sie schon einmal mit guten Erfahrungen verwendet, konnte aber feststellen, dass diese Angabe nur bedeutet, dass sie auch unter 20°C weitergärt, allerdings deutlich verhaltener, aber doch noch deutlich. So hatten die schwarzenJobeeren innerhalb von 6 Tagen 11%, die Kirschpflaumen brauchten im Keller für 10% 7 Tage.
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Der warme Flaschenansatz zeigt Aktivität, aber immer noch viel zu schwach. Es gibt wohl noch lebende Hefen, aber halt sehr wenig. Daher habe ich jetzt den Ansätzen mit NT45 und VIN7 jeweils noch 5g Hefe zusätzlich auf die 2,5l gegeben. Mehr kaputt machen kann man ja sowieso nicht. Für NT45 ist laut Hersteller 30g/hl und für die VIN7 20g/hl vorgesehen. Zum Start hatte ich jeweils ein Zehntel davon dazugegeben, also das vierfache der Herstellerangabe (2g bzw.3g).
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Die NT45 hat zwar nach der zusätzlichen Dosis etwas mehr Aktivität gezeigt, so dass die heutige Alkoholmessung sagenhafte 4% ergab. Der Gärstarter in der Flasche gärte etwas besser, aber nicht wie ich es gewohnt bin und bei einer vitalen Hefe erwarte.

Die VIN 7 hat da deutlich besser angesprochen, sie ist bis 9% geklettert und hat zur Belohnung 100g Zucker bekommen, bevor sie zu sauer wird.

Das Spitzenduo SIHA3 und Freddo liefern sich weiterhin ein Kopf an Kopf Rennen mit über 10% und leichten Vorteilen bei der Freddo, sofern man das bei einem Vinometer sagen kann. Beide haben sich ncoh je 150g Zucker verdient.
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Mal wieder etwas neues von der Hefefront:

Bild

Alle zeigen Absetzbewegungen.

Und die NT45 ist viel heller.
Nein, das ist kein Beleuchtungsproblem, daher hier noch einmal mit getauschten Ballons:

Bild

Die NT45 hat mit der Zusatzhefe jetzt endlich losgelegt und immerhin schon 11% erreicht, schnell etwas Zucker, denn die war fast trocken. Damit hat sie die Vin 7 so ziemlich eingeholt, auch die war bei 11%.

Die Freddo hat mit 14% den Vorsprung ausgebaut, die Siha 3 hatte nur sehr gut 13%.
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Kuli
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von Kuli »

Und der Geschmack?
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Geschmack? Schäbig, wie jeder unfertige Wein :mrgreen:

Erstens habe ich nicht bewußt darauf geachtet (außer bei der Restsüße) und zweitens wird sich das ja noch ändern, wenn er erstmal fertig ist.

Ich habe schon entsätzliche Gäraromen gehabt und trotzdem einen ausgesprochen guten Wein.
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von Kuli »

Schon klar; ich meinte ob man schmeckt, dass die Weinlinge jeweils andere Hefen haben.... :hmm:
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Ja, sie schmecken schon unterschiedlich, haben aber auch unterschiedlichen Zuckergehalt.

Mehr Zugeständnisse mache ich jetzt nicht :mrgreen:

Heute abend muss ich noch mal messen. Und dann sollte ich mir Gedanken machen, wie ich das gefiltert bekomme. Bei zwei Litern darf man sich nicht viel Verlust erlauben. Zwei Flaschen möchte ich shon herausbekommen, drei wären besser.
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Meter
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von Meter »

Ich finde das einen super Versuch.

Weil wir ja neulich schon mal darüber diskutiert hatten, hast Du schon Erkenntnisse zum Verhalten der Hefen bei der Toleranzgrenze gewinnen können?
Met in Germany.
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Meter hat geschrieben:hast Du schon Erkenntnisse zum Verhalten der Hefen bei der Toleranzgrenze gewinnen können?
Nein, aber ich nähere mich.

Bis auf die NT45 sind alle zwischen 14 und 15 Vinometerprozent und haben noch einmal Zucker bekommen. Die Freddo blubbert noch deutlich, bei den anderen muss man darauf warten.

Auch die NT45 war inzwischen schon über 13%.
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JasonOgg
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von JasonOgg »

Gestern habe ich abgefüllt.

Alle haben sich deutlich abgesetzt, nächstes Wochenende ist FWT, also habe ich die Gärung als beendet erklärt.

Und hier zeigt sich, dass 4 x 2,5l mehr Arbeit sein können als 1 x 10l. Bei 2,5l macht es nämlich schon einen Unterschied, wenn 0,5l aus dem vorherigen Ballon eingemischt werden. Also habe ich für jeden Ballon einen eigenen Sterilfiltergang (EK1) mit allem Pipapo gemacht:

- Zielballon mit schwefliger Säure desinfizieren
- eine 10x20cm EK1 Filterplatte in den Pulcino
- Pappgeschmack rausspülen
- Filter, Schläuche etc mit schwefliger Säure desinfizieren
- spülen
- filtern
- währendessen Flaschen mit schwefliger Säure füllen
- noch einmal etwas spülen (damit der letzte Schluck nicht in der Pumpe bleibt)
- Flaschen leer machen, füllen und verkorken.

Und das alles vier mal, wie gesagt, 10l am Stück wäre schneller gegangen.

Trotz fehlender Feinfilterung und ohne Abzug von der Hefe mit anschließender Klärung habe ich direkt steril gefiltert. Was soll's? Die Filterschicht kam nach den 2,5l sowieso in den Müll, dicht oder nciht.

Sterilfilter sind ab Herstellung ziemlich dicht, da geht auch Wasser nicht ungehemmt durch. Wenn man die Filterfläche auf ein viertel reduziert (dank Pulcino), dann dauert es auch viermal so lange.

Ich habe je Sorte eine normale 0,7er Flasche für die FWT abgefüllt, dazu noch 4 kleine Flaschen (330ml) für kommende Jahre und ein paar Probierschlückchen.

Was ich nicht gemacht habe ist, den Zucker anzupassen, die werden also alle unterschiedlich süß sein. Aber dazu hätte ich alles noch einmal aufschütteln müssen.

Morgen werde ich mal probieren, Fotos kommen auch noch, aber erstmal muss ich zu Hause wieder für Internet sorgen. Das Unterwetter hat wohl die Fritzbox zerlegt.
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Sir Terry Pratchett 1948-2015
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Re: Der kleine Hefevergleich

Beitrag von Nathea »

Das hört sich alles sehr interessant an. Danke Dir, dass Du Dir diese Mühe gemacht hast, ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis!

Viele Grüße,
Sylvia
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