Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

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Uwe12
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von Uwe12 »

Hallo Gärfreunde!

Bei vielen Beschreibungen für den Umgang mit Trockenhefe, wird empfohlen, diese erst in blankem Wasser quellen zu lassen.
Das Umrühren soll man lassen, da die spröden (weil trockenen) Hefezellen darunter leiden (verstehe ich).

Just bei meinem Bieransatz aus Malzextrakt (werde bei Interesse im "Bierbrauer" des Forums berichten :) )
steht in der Beschreibung, daß die Hefe direkt in die Würze soll. :-?

Von der Dichte her gesehen, wäre ein Quellen in zuckerhaltiger Lösung eigentlich günstiger.
Ich würde annehmen, daß der osmotische Druck auf die getrocknete Zelle in der dichteren Lösung geringer ist.

Oder schadet ein zu früher Stoffwechselstart den Zellen, die vielleicht noch nicht ganz rehydriert ist?

Falls meine Frage schon anderswo beantwortet wurde, bitte kurzer Hinweis, dann entferne ich mein Posting wieder.

Freitägliche Grüße!
Uwe
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Fruchtweinkeller
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bei dem Punkt scheiden sich die Geister. Du hast recht, meist wird die Rehydrierung in purem Wasser empfohlen. Durch den hohen Konzentrationsunterschied Innen Außen wird die Rehydrierung so am schnellsten ablaufen. Und man muss halt sicherstellen dass die Außenkonzentration niedriger ist als die Innenkonzentration, sonst würde man den Hefen noch Wasser entziehen. Das stelle ich mir schwierig vor bei den Leuten, die für einen Honigwein 5 kg Honig auf 10 l schütten :) Es gibt aber auch Berichte von Hobbywinzern, die ihre Trockenhefe einfach in den Ansatz kippen, und scheint auch meistens zu funktionieren. Auch wenn die Hefen recht zäh sind wird man wohl am besten mit den Hinweisen des Herstellers fahren.

[Dieser Beitrag wurde am 18.03.2005 - 14:41 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Tompson
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von Tompson »

Äh, man darf beim Rehydrieren NICHT umrühren :?: ?-|
´Da die Viecher immer oben auf dem Wasser schwammen, habe ich genau das und dazu noch recht gründlich immer getan :(
Was kann da passieren ?
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fibroin
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von fibroin »

ganz so wie Tompson, ich habe die Trockenhefe so lange gerührt, bis eine sämige Flüssigkeit da war. Und die war dann in max. 20 min einsatzbereit. Von Rührverbot habe ich noch nichts gehört. :(
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
Uwe12
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von Uwe12 »

Hallo Tompson, hallo fibroin!

Ich hatte es schon irgendwo gelesen, daß zunächst nicht umgerührt werden soll...
...ach ja hier habe ich wohl zuerst davon gelesen: www.pier32.de
(3. Absatz von unten)

Im Buch "Bier brauen nach eigenem Geschmack" von Hubert Hanghofer habe ich folgende Passage gefunden, die den Sachverhalt vielleicht etwas erhellen mag
(S. 25 "Trockenhefe", Angaben des renomierten Herstellers "Lallemand", sorry wegen des "Brauerjargons" 8-) )

"...Zur Hydratisierung wird das Hefegranulat in
abgekochtes und auf 40°C (min. 37°C/max. 42°C)
gekühltes Wasser eingestreut.
Das Verhältnis Hefe : Wasser soll etwa 1:10
betragen - für 20l Anstellwürze benötigen
wir also lediglich 50-100 ml Wasser.
Aufgerührt darf erst dann werden, wenn das
aufschwimmende Granulat gut durchweicht
ist, da sonst die spröden Trockenzellen
leicht verletzt werden könnten.

Die Hefesuspension muss mindestens 15 Minuten,
darf jedoch keinesfalls länger als 30 Minuten
stehen, wird dann nochmals aufgerührt und
sofort in die Würze gegossen."

Aber so einig sind sich die Hersteller da auch wieder nicht.
Was ich so aus der Niederländischen Gebrauchsanweisung der Bioferm Killerhefe
radebrechte, soll man nach Zugabe der Hefe zum Wasser "goed roeren".
Im Brouwland Katalog wird empfohlen "vorsichtig umrühren".
Die Alcotec 48 wird wieder direkt in die Maische gestreuselt und dann für 1min umgerührt.

Beim letzten Ansatz habe ich die Killerhefe zunächst nur aufs lauwarme Wasser gestreut und mich dann weiter um die Maische gekümmert. Die Hefe ist abgesunken und bildete einen breiigen Bodensatz im Becherglas. Das habe ich dann aufgeschwenkt und in den Ansatz gegossen, alles bestens!

Allzu wild wird die Geschichte nicht sein, aber wenn mans den Hefchen etwas angenehmer gestalten kann... :D

Gruß, Uwe
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fibroin
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von fibroin »

Uwe, danke für den Tipp. Ich bin als Weinbereiter Hefefreund. Also werde ich das rühren von Trockenhefe in Zukunft lassen! :D

Allerdings, wenn die Hefen ihre Arbeit getan haben, werden sie in Filterschichten geklemmt und in den Müll geworfen. Das tut mir jetzt aber auch wieder weh. ?-|
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Tompson
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von Tompson »

Naja, Du kannst Dir ja im Keller ein Regal einrichten und den Hefeschwutz in Reagenzgläsern zu einer Gedenk-Hefe-Ahnen-Galerie aufreihen.
:D ;)

Burgunder III. - Diese Zellen machten meinen Jphannesbeerwein köstlich :D :D :D
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schreberpeter
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von schreberpeter »

Mist! Ich hatte das schon mal gelesen, aber wieder völlig vergessen.

Also: Gestern habe ich einen Gärstarter angesetzt. 500 ml naturtrüben Apfelsaft in eine Flasche, 0,5g Hefenährsalz und 50g Zucker dazu und die Hälfte eines Tütchens Kitzinger Trockenhefe Portwein. Dann das ganze kräftig und ausdauernd geschüttelt (jaja, blöd!).

Wie teste ich jetzt (ca. 9 Stunden später) ob der Ansatz gut ist. Hab ich mir gedacht: Deckel zu, leicht schwenken, Deckel wieder auf und wenns dann zischt, dann war das Kohlensäure und alles ist gut.

So hab ichs gemacht, beim Schwenken bildet sich eine ca 1/2 cm hohe Schaumkrone und zischen tuts auch.

Was meint ihr? Ist das jetzt ok so, oder doch lieber alles weg und neu ansetzen?

Grüße, Peter
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fibroin
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von fibroin »

Der Gäransatz ist so ok. Wenns schäumt, dann sind die Hefen voll in Aktion.

Aber Grundsätzliches: Der hier im Forum vorgestellte Gäransatz gilt nur für Flüssighefe. Zur Kontrolle der Gärfähigkeit und zur Vermehrung und Hefezellen. Bei Trockenhefe ist es ausreichend, die Hefekügelchen in handwarmen Wasser etwa eine halbe Stunde einzuweichen. Dann sind diese aktiv genug. 8-)
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volk73
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von volk73 »

fibroni ich stimme dir zwar grundsätzlich zu, dennoch bevorzuge ich es einen gärstarter auch mit trockenhefe anzusetzen.

das hat für mich verschiedene vorteile, die hefe kann sich vermehren bevor sie in den ansatz kommt, der ansatz wird mit einer mengen garantiert gärwütiger hefen geimpft und die zeit die meine ansätze somit benötigen bis die gärung ausreichend stark ist verringert sich obendrein.

gruß volker
Inverse Julia function - "orbit" traces Julia set in two dimensions. z(0) = a point on the Julia Set boundary; z(n+1) = +- sqrt(z(n) - c)

"Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Würde der Städter kennen, was er frisst, er würde umgehend Bauer werden." Oliver Hassencamp

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fibroin
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Warum Trockenhefe in blankem Wasser rehydrieren?

Beitrag von fibroin »

Vielleicht gibt es da verschiedene Qualitäten von Trockenhefe. Meine Hefe von www.hobby-winzer.de hat jedenfalls die Eigenschaft, bei einer Einweichdauer von einer halben Stunde aktiv zu sein. Kommt etwas Zucker in das Wasser schäumt die ganze Schose. :D

Bisher hat noch jeder Ansatz damit über Nacht angefangen zu gären. Abends rein und mogens plopp. Das tut gut! 8-)
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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Kann ich bloß bestätigen. Ich handhabe das auch nur mit halbstündigem Einweichen.
Über Nacht haben sich dann die Hefen soweit vermehrt, um den Ansatz zum vibrieren zu bringen. :D
Eine tolle Erfindung, diese Trockenhefen. Ich bin jedenfalls restlos begeistert :shock:
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