Hefestoffwechsel, aerob, anaerob, alkoholfreies Bier/Wein

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Wolf
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Hefestoffwechsel, aerob, anaerob, alkoholfreies Bier/Wein

Beitrag von Wolf »

Hallo,

ich habe eine vielleicht sehr spekulative Frage zunächst mal an den Mikrobiologen Andreas, aber wer sich an einer Antwort ebenfalls beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen.
Also: Unsere Hefe ist doch fähig, sowohl aerob als auch anaerob zu arbeiten. Im ersteren Fall braucht sie Sauerstoff und produziert hauptsächlich CO2 und Wasser. Im zweiten Fall erzeugt sie in Abwesenheit von Sauerstoff in der Hauptsache Aethanol und CO2.
Jetzt müsste es doch theoretisch möglich sein z.B. ein alskoholfreies Bier zu erzeugen, indem ich die Bierwürze nach Anstellen mit der Bierhefe ständig mit Sauerstoff versorge und damit natürlich auch die Hefe. Oder laufen die beiden Stoffwechsel, aerob u. anaerob, parallel nebeneinander.
Naja, wenn das so möglich wäre, könnten sich die Brauereien den nachträglichen aufwendigen Alkoholentzug :D sparen. Also kann das ja nicht so sein, oder doch?

Grüße
Wolfgang
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fibroin
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Hefestoffwechsel, aerob, anaerob, alkoholfreies Bier/Wein

Beitrag von fibroin »

Hefen produzieren doch auch Biomasse. Mir ist zwar noch nicht klar, warum mal mehr und mal weniger, aber sie tun es. Mit Sauerstoff ist jedenfalls die Zellenvermehrung bedeutend günstiger. Und darum vielleicht auch die Biomassenherstellung.

Eine Gärung mit genügend Sauerstoff wird also nach meiner Theorie nur Biomasse erzeugen und dann noch die empfindlichen Ansatzbestandteile oxidieren lassen.

Ich glaube, das wird nix. :schlecht:
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo Wolfgang,

im Prinzip hast Du Dir es schon selbst beantwortet: Wäre es so einfach, würden die Brauereien derart ihr alkoholfreies Bier herstellen :D

Es laufen tatsächlich beide Stoffwechelvorgänge parallel ab. Energie gewinnt die Zelle beim Abbau von Glukose, indem sie ATP gewinnt. Ohne Sauerstoff geschieht dies nur in der Glykolyse durch Seitenkettenphosphorylierung. Das ist vergleichsweise schnell. Ist Sauerstoff vorhanden, kann mit Hilfe der frei gewordenen Reduktionsäquivalente ebenfalls ATP gewonnen werden, durch Atmungsphosphorylierung: Hohe Ausbeute, aber vergleichsweise langsam. Geht es der Hefe richtig gut, läuft die Glykolyse "volle Pulle", und die Atmung kommt förmlich nicht nach, die dabei enstehenden Reduktionsäquivalente auch abzubauen.
Der Hefe kann es wurscht sein: Geht ihr im Kulturmedium der Zucker aus, kann sie den Alkohol hinterher immer noch veratmen, sofern Sauerstoff zur Verfügung steht.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Nachtrag: Stimmt, einerseits wegen der besseren Energieversorgung mit Sauerstoff und andererseits wegen der Bildung von essentiellen Zellmembranbestandteilen, die nur in Gegenwart von Sauerstoff gebildet werden können, ist die Vermehrung in Gegenwart von Sauerstoff besser. Deshalb belüftet z.B. der Bierbrauer ja gern sein Bier bevor die Gärung richtig loslegt. Hinterher ist Sauerstoff verpöhnt, der Aromen wegen.
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sigi
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Beitrag von sigi »

Jaaaa Andreas,

deswegen kein Gärspund auf den Gärstarter,
Sauerstoff darf rein zwecks Vermehrung,
Watte als Schmutzschutz reicht.... :D

Yipiyipiyeee... 8-)

Gruss... Sigi
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Seufz :schlecht:

Das besprechen wir noch bei einem Gläschen Wein :P :D
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sigi
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Beitrag von sigi »

tscha, ausgekontert,

hatten wir das nicht schon bei mehreren Gläschen Wein besprochen ?... :P

Gruss... Sigi

PS: Die Trockenhefebenutzer sind ja sowieso nicht betroffen... oder ... ? ... :-x

[Dieser Beitrag wurde am 28.03.2007 - 22:21 von sigi aktualisiert]
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