Kalziumkarbonat-Zugabe

Verwendung der nötigen Zutaten
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Tompson
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Kalziumkarbonat-Zugabe

Beitrag von Tompson »

Ja, was ich gerne noch genauer wissen wöllte: :|
Ich habe also 10 Ltr. Rhabarbermost angesetzt (außerdem sind noch 10 Ltr. Apfelsaft mit von der Partie aber das dürfte ja nicht stören, oder? :-x ).
In meinem vorjährigen Rezept hatte ich 20g Kalziumkarbonat auf 6kg Rhabarberstengel gegeben - das hatte ich so irgendwoher.
Demzufolge bräuchte ich also bei diesjährigen 7,5 kg (7,5kg*20g/6kg) 25g Kalziumkarbonat. Stimmt das? :schlecht: Gibt es eine Faustregel nach Saftmenge? Kann man das Kalziumkarbonat überdosieren? Isses in dem Fall dann schädlicher als die Oxalsäure selbst? Unsicherheit macht sich breit :?:
Irgendwie bin ich voriges Jahr unbedarfter an die Sache herangegangen... :schlecht:

[Dieser Beitrag wurde am 27.05.2004 - 12:20 von Tompson aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Also Deine Rechnung ist schon einmal absolut in Ordnung. Ich habe nur gerade mein Rezeptbücher nicht zur Hand, um die Menge mit anderen Angaben vergleichen zu können.
Calciumcarbonat ist ja nur Kalk und sollte auch bei Überdosierung nicht schädlich sein. Die Frage ist, wieviel CaCO3 im sauren Wein nun tatsächlich in Lösung ist und ob ein zuviel einfach ausfällt :?: :?: Und die Frage ist, ob eine Überdosierung sonst gut ist für den Wein. Einer unserer Ansätze war zartrosa, nach der Fällung gelb... Kann nicht am pH gelegen haben, sauer war der Wein noch immer.
Also meine Chemieerinnerungen sind am Ende. Vielleicht schlage ich mal am Wochende in einem Lehrbuch nach, wie es mit der Löslichkeit aussieht. Wenn ich dsa Buch noch finde :(
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Beitrag von Tompson »

Mein Wein hat gerade so eine schöne Blutorangenfärbung... Wäre schade drum, letztes Jahr war er aber auch blaßgelb. Allerdings habe ich ihn da auch erst Ende Juli angesetzt und da wird ja der Oxalsäuregehalt im Rhabarber deutlich höher, haben wir mal gelernt.
Also mache ich das mit dem Kalziumkarbonat so, wird schon schief gehen.

Vielen DAnk für die schnelle Antwort.
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallöle nochmal,

also ich bin ja schon manchmal matschig im Hirn :( Und das, wo organische Chemie mein nicht-biologisches Nebenfach war, das darf ich hier eigentlich gar nicht erwähnen :shock:
Ich habe nochmal mit meiner Schwägerin telefoniert, sie hat mir was aus dem Kitzinger vorgelesen, und ich habe endlich mal nachgedacht.
Zuviel Säure schadet schon. Der Punkt ist, dass das Calciumcarbonat die Säure auf jeden Fall neutralisiert, aber eben nur die Oxalsäure bindet und mit ihr ausfällt. Was bedeutet das jetzt für meinen Rhabarberweinansatz??
Laut Kitzinger bekommt man aus 7 kg Rhabarber etwa 4,5 Liter Saft mit einer Säurekonzentration von etwa 16,5 g/l. Beim Rhabarber besteht die Säure etwa fifty-fifty aus Äpfelsäure und Oxalsäure. Die Oxalsäure möchte man neutralisieren, die Äfpelsäure aber nicht, damit der Wein noch genügend verträgliche Säure enthält. In den 4,5 l Saft sind also 16,5x4,5/2 g = 37 g Oxalsäure enthalten, die man los werden will, dafür braucht man 37x0,67 g Calciumcarbonat, rund 25 g. Laut Rezept von Kitzinger soll man 30 g nehmen, die rechnen wohl noch eine kleine Reserve ein.
Wenn man mehr als 25 g nimmt, neutralisiert der Überschüss die Äpfelsäure. Die fällt zwar nicht mehr aus, ist aber nicht mehr sauer. Wenn man also etwa 50 g CaCO3 dazu gibt, hat man rechnerisch einen neutralen pH, und der Wein hat gar keine Säure mehr :( Schmeckt dann natürlich nicht mehr gut mit der Gefahr von Weinfehlern usw.
Zuviel CaCO3 ist also gesundheitlich unbedenklich, trotzdem nicht empfehlenswert.
Die Farbstoffe im Rhabarber sind sehr wahrscheinlich Anthocyane, die im sauren Bereich rot sind. Irgendwo in Richtung neutraler pH/basischer pH schlägt die Farbe der Anthocyane um. Wenn die rote Farbe also etwas verloren geht, ist das die Folge der Säureneutralisation durch das Calciumcarbonat.
Uffz geschafft, ist hoffentlich verständlich :!:
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Beitrag von Tompson »

Super verständlich !
Hätte es nicht besser formulieren können :D
Nee, im Ernst, tut doch nicht immer so...
Also, ich habe die 25g eingeworfen, sodaß das klar gehen dürfte.
Mit den Ergebnissen, wieviel Saft man aus Rhabarber gewinnt, habe ich allerdings so meine Probleme. Ich hatte voriges Jahr Versuche mit Dämpfen, Kochen und roh pressen angestellt. Roh ging gleich gar nicht, schon weil ich keine Presse hatte. Wäre auch nie im Leben die Saftmenge herausgekommen. Dämpfen ging leidlich aber am besten wars halt nach Omas Prinzip:
Rhabarber häckseln, in Topf un d fast komplett mit Wasser übergießen. Bei Oma wurde da dann Kompott draus ?-| , heutzutage preßt man das 8-)
Da das ganze Topfabhängig ist ergibt sich dann bei mir aus insgesamt 7,5kg Rhabarber + 4,5H2O - Äksreste (sieht abgepreßt wirklich nicht mehr doll aus) 10 Liter Saft und den möchte ich eigentlich alles andere als dünn bezeichnen.
Die Menge Kalk sollte man dann natürlich nach dem Rhabarbergewicht berechnen, soweit hab ich das kapiert.

Nichtsdestrotrotz vielen Dank für die Arbeit, die Birgit und Du die letzen Tage für mich gemacht habt. Muß ganz ehrlich zugeben, das in der Schule Chemie sowieso und in Bio alles unterhalb der Wirbeltiere mir ziemlich zuwider war. :schlecht:
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