Fruchtreste weiterverwenden?

Obstpressen, Fruchtmühlen, Ensafter usw.
BruderTack
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Fruchtreste weiterverwenden?

Beitrag von BruderTack »

Aloha!

Ich habe ja vor ein paar Tagen eine größere Menge Wein angesetzt und nach der fertigen Arbeit blieb mir noch ein gewaltiger Müllsack mit Fruchtresten, wie zB Ananasschalen, Strunke und Apfelkerngehäuse.
Mir tat es ja fast in der Seele weh, das alles wegwerfen zu müssen.

Kann man denn die Fruchtreste nicht auch noch verwenden und eine Art 2. Wahl Wein daraus bereiten? In der Industrie wird doch auch alles verarbeitet.

Um den Geschmack mache ich mir erstmal weniger Sorgen, denn schon der alte Fritz sagte: "Man muss auch mal eine schlechte Zigarre rauchen um die Guten würdigen zu können."
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fibroin
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Fruchtreste weiterverwenden?

Beitrag von fibroin »

Grundsätzlich nein.
Denn die Abfälle enthalten mehr Holzbestandteile als das Fruchtfleisch. Jene Teile sind für einen erhöhten Methanol-Anteil zuständig. Ausserdem sind auch mehr Tannine enthalten, die den Wein sehr tanninlastig machen können. Das ist zwar nicht giftig, aber nur durch Lagerzeit geschmacklich auszugleichen.
Ich würds lassen und die Reste auf den Kompost geben, dort werden sie dem Kreislauf der Natur zurückgegeben.

Merke:
Wein Zweiter Wahl gibt es nicht! :D
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
matzl0505
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Fruchtreste weiterverwenden?

Beitrag von matzl0505 »

Bruder Tack hat geschrieben:Fruchtresten, wie zB Ananasschalen, Strunke und Apfelkerngehäuse
Bruder Tack hat geschrieben: Kann man denn die Fruchtreste nicht auch noch verwenden und eine Art 2. Wahl Wein daraus bereiten?
Gegenfrage:
Würdest du deine Fruchtreste denn noch essen?

Odersehs mal anders:
Stell dir vor du backst einen leckeren gedeckten Apfelkuchen *mhhhhh*
Würdest du dann noch nen zweiten Zweitewahlapfelkuchen backen um die Schalen und das Kerngehäuse zu verwerten?

Mal im ernst: Es gibt bei Früchten oder auch bei anderen Lebensmitteln einfach Dinge die man nicht mitisst, weil sie entweder nicht schmecken, sie giftig sind, oder einfach nicht essbar sind.
Als Franke fällt mir hier sofort des Schäuferla ein. Tuts dir dabei weh, den Knochen wegzuverfen, weil du ihn nicht mitisst/mitessen kannst?

gruß
Marius

[Dieser Beitrag wurde am 22.05.2010 - 11:40 von matzl0505 aktualisiert]
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Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


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BruderTack
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Fruchtreste weiterverwenden?

Beitrag von BruderTack »

Hallo Matzl,

deine Gegenfrage kann ich ganz klar mit "ja" beantworten! ;)

Mein alter Herr zB. schnabulierte seine Äpfel mit "Haut und Haar". Kerngehäuse, Kerne, ja sogar die Blüte wird mitgefuttert. Habe es selbst auch schon mal gemacht. Ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber kann man machen.

Ich bin etwas erstaunt, das meine Frage hier soviel "Entsetzen" heraufbeschwört, was mich wieder zu meiner ursprünglichen These bringt. Die Industrie machts vor und jeder trinkt es ohne sich zu beklagen. Ja ganz im Gegenteil, da wird nach dem billigsten Schnäppchen aus den übelsten Resten gesucht.

Und vom "üblen Rest" sind unsere Fruchtreste weit entfernt. Was bleibt denn über? Vom Apfel ist es nur das Kerngehäuse (vom Stiel brauchen wir nicht sprechen) und dieses Besteht doch praktisch nur aus Fruchtfleisch und den Kernen.
Und gerade fällt mir ein, das bei einer Maischegärung doch sowieso alles zusammen in den Most kommt sogar mit Kernen, also sooo "igitti bah" kann das doch nun auch nicht sein.

Zur Ergänzung, ich habe die Äpfel mit einem heimischen entsafter Entsaftet und die Kerngehäuse entfernt, damit die Kerne nicht von dem Messer aufgespaltet werden. Wäre das eigentlich ein Problem in Bezug auf die enthaltenen, freiwerdenden Inhaltstoffe?

Bei der Ananas ist mir aufgefallen das ein sehr großer Anteil des guten Fruchtfleisches verschwendet wird, nur weil die Frucht schlecht von der Schale zu trennen ist. Gibt es denn keine Möglichkeiten das Fruchtfleisch von der Schale zu trennen ohne unerwünschte Stoffe aus letzterer zu lösen? Ich denke da an auskochen, oder Antigel und Abpressen, oder was auch immer.

Und weshalb gehört der Strunk nicht in den Ansatz. Geht es dabei nur um den Geschmack, oder enthät er unerwünschte Stoffe die in Lösung gehen?
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Eine Maischegärung sollte allerdings nicht zu lange vor sich hingären da mit steigendem Alkoholgehalt zunehmend unerwünschte Inhaltsstoffe, darunter Bitterstoffe, freigesetzt werden können. Andererseits sind die "erwünschten" Inhaltsstoffe schon vergleichsweise früh in den Wein übergegangen. Insofern zieht das Most-Argument nur bedingt ;) Das gilt auch für die Ananas-Schale.
Wir haben Bananenweine mit und ohne Schale gemacht, und der ohne Schale schmeckt eindeutig "bananiger" ?-| Das dürfte bei einer Ananas nicht anders sein.

Apfelkerne enthalten geringe Mengen Blausäure. Das mag nicht dramatisch sein, aber gesund ist es nicht.

Wenn dir der abgepresster Trester schmeckt kannst du natürlich auch noch etwas daraus herstellen. Ich habe schon einmal gelesen dass das einige auf einen Kuchen packen. Naja, ich nehme lieber frisches Material, aber wer es mag...

[Dieser Beitrag wurde am 22.05.2010 - 13:48 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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Beitrag von matzl0505 »

Bruder Tack hat geschrieben:deine Gegenfrage kann ich ganz klar mit "ja" beantworten!
Okay, dann musst du ja deine Überbleibsel nicht wegwerfen, sondern kannst sie noch essen :P
Spass beiseite.
Habe ich das richtig verstanden. Du hast die Äpfel mit dem Entsafter verarbeitet um den Saft dann zu vergären?
Wenn ich meine Äpfel entsafte, entsafte ich die komplett. Mit Kerngehäuse, Kernen, Stiel, Blüte, Schale...
Da schneide ich nur, falls vorhanden Faulstellen raus.Nur wenn du zB Met herstellst, wo der Apfel ganz reinkommt, solltest du das Kerngehäuse entfernen.
Zur Ananas kann ich nicht viel sagen, aber wenn du die braune Haut aussen mit einem scharfen Messer oder vllt einem Fillettiermesser abschneidest und dann noch vereinzelt Braune Schalenpunkte wegen den Vertiefungen in der Schale dran sind, ist das kein Weltuntergang (zumindest meinermeinung nach). Sowas kannst du dann natürlich mitvergären. Ich hoffe die Annanas hast du als Maische vergoren!?
Kochen ist ausser bei Hollunder und Quitte nie gut, weil du sonst nen Kochgeschmack bekommen kannst.
Der Strunk kommt nicht mit hinein, weil dieser sogenannte Steinzellen enthält, die stark Pektinhaltig sind. Und Pektin wird bei der Gärung in Zucker und Methylalkohl(Methanol) gespalten. Und dieser ist hochgradig giftig und macht auf dauer blind. Womit man sich vllt anfreunden könnte, wenn du den Strunk unbedingt verarbeiten willst, dann könntest du ihn durch deinen Entsafter jagen und den Saft mitvergären.
Bruder Tack hat geschrieben:Und gerade fällt mir ein, das bei einer Maischegärung doch sowieso alles zusammen in den Most kommt sogar mit Kernen, also sooo "igitti bah" kann das doch nun auch nicht sein.
Richtig, aber schau dir mal an bei welchen Früchten Maischegärungen gemacht werden. Nur bei Beerenobst und bei Steinobst(jedoch muss dieses vorher entsteint werden). Bei Kernobst(Apfel, Birne, Quitte...) wird immer eine Saftgärung gemacht.

gruß
Marius

Edit: Zwoter

[Dieser Beitrag wurde am 22.05.2010 - 14:01 von matzl0505 aktualisiert]
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Beitrag von BruderTack »

Ah, das klingt ja recht vielversprechend.

Dann Werde ich in Zukunft die Ananas dünn schälen und die Augen im Most lassen und später abpressen. Meine Freundin war da recht rigeros als wir die Früchte vorbereitet haben: "Die haben da (im FWK) geschrieben das gehört hier nicht micht rein, also kommt's hier auch nicht mit hinein." ;)

Wir haben die Ananas übrigens in Stücke geschnitten und heute am 3.Tag haben sie immer noch nicht angefangen sich zu zersetzen. Habe sogar noch Antigel nachgeschüttet. Ist das normal so?

Bei den Äpfeln werde ich dann, beim nächsten Mal, eine Maischegärung mit den Kerngehäsen versuchen. Durch den Entsafter möchte ich aufgrund der Blausäure und den Messern zuliebe keine Kerne geben.

Was bekommt man eigentlich wenn man zu einer Obstmühle fährt? Reinen trüben, oder klaren Apfelsaft, oder ein Muß?
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Beitrag von matzl0505 »

Bruder Tack hat geschrieben:Wir haben die Ananas übrigens in Stücke geschnitten und heute am 3.Tag haben sie immer noch nicht angefangen sich zu zersetzen. Habe sogar noch Antigel nachgeschüttet. Ist das normal so?
Ja, das kann sich hinziehen. Aber es dauert ja noch bis du die Maische abpresst. Geduld Geduld :D
Bruder Tack hat geschrieben:Bei den Äpfeln werde ich dann, beim nächsten Mal, eine Maischegärung mit den Kerngehäsen versuchen. Durch den Entsafter möchte ich aufgrund der Blausäure und den Messern zuliebe keine Kerne geben.
Nein!!! Bitte bloß nicht. Da hast du was falsch verstanden. Hau die Äpfel einfach komplett durch den Entsafter und vergäre den Saft. Die Blausaäure entsteht, wenn du die Kerne mitvergärst, nicht wenn sie durch den Entsafter gehen.
Bruder Tack hat geschrieben:Was bekommt man eigentlich wenn man zu einer Obstmühle fährt? Reinen trüben, oder klaren Apfelsaft, oder ein Muß?
Normalerweiße Naturtrüben Apfelsaft.

gruß
Marius
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Beitrag von Leuchtturmwaerter »

BruderTack hat geschrieben: Was bekommt man eigentlich wenn man zu einer Obstmühle fährt? Reinen trüben, oder klaren Apfelsaft, oder ein Muß?
Ich kenne das so, dass man aus dem Angebot der Obstmühle entsprechend der angelieferten Menge an Früchten wählen kann. Teilweise ist es auch so, dass Du einige Zeit später (angeblich) den Saft von DEINEN Früchten bekommst. Auf jeden Fall verbleibt vom Pressertrag ein Teil in der Mühle als Lohn.

Musst halt mal in Deiner Nähe schauen, wo sich eine Obstmühle befindet und mit denen reden. Regional gibt es wohl auch "fahrende Obstmühlen", die direkt "vor der Haustür" pressen. Wenn Du ein wenig im Internt rumgockelst, wirst Du da schon was finden.

Grüße vom Leuchtturmwärter, der gar nicht wusste,
dass klarer Apfelsaft auch trinkbar ist :D
Der Narr tut was er nicht lassen kann, der Weise lässt, was er nicht tun kann. (Verf. mir unbekannt)


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Beitrag von Hanisch »

ansonsten wäre bei allen Fruchtresten ggf Auspressen noch eine Möglichkeit...
Also ich hab meine Spindelpresse für 30 oder 40 Euro aus ner Kleinanzeige ergattert...
und viel Spass mit dem Ding...
mit etwas kraft dürfte sich da ggf noch das eine oder andere Tröpfle rausdrücken lassen...

bei Vergorener Maische ist für mich auch nur der Kompost zielführend... (ok - bei den Haselnüssen ham wir auch noch was draus gebastelt)
bei reiner Pressmaische für Saftgährung kann man immer noch was rausholen...
(bei Quitten z.B. Quittenbrot)

ansonsten ist es letztlich dennoch keine Schande, das ganze dann doch lieber wieder unter den Apfelbaum zu legen, damit der neue Äpfelchen macht ;)
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Beitrag von Catwiesel »

also wenn ich mal sehr selten ein bier aus malz braue dann backe ich aus dem malz noch (lecker) brot. dennoch bleibt da zuviel übrig und muss entsorgt (oder besser der umwelt zurückgeführt) werden.

wenn ich likör mache esse ich einen teil der früchte zb mit joghurt oder saurer sahne als nachtisch (oder auf eis... wie rumtopf eben) - sollte immernoch ein rest bleíben wird daraus marmalade gekocht.


trester nach dem abpressen bei wein allerdings - ist ungeniessbar und für mich ist die einzige sinnvolle verwendung nur die umweltrückgewinnung...!
Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Thor sein Leben lang.
(Martin Luther)

BruderTack
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Beitrag von BruderTack »

Danke für die vielen Antworten!

Ursprünglich bezog sich meine Frage gar nicht auf den Trester, sondern nur auf die Fruchtreste wie Schalen usw.

Allerdings stellt sich mir gerade die Frage ob man aus dem abgepressten Trester noch etwas an Aromastoffen herausholen kann wenn man ihn mit Wasser aufgießt und abermals abpresst. Den Trester also sozusagen "wäscht"?

Meine Überlegung ist, ob man daraus noch einmal ein paar Prozent Fruchtsaft herausbekommt, oder zumindest eine aromatische Basis für einen anderen Fruchtwein oder Met, welcher mit Wasser aufgegossen werden muss.

Oder lösen sich auf diese Weise wohlmöglich nur Bitterstoffe und anderer Schlunz?
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