Brombeerwein

Obstpressen, Fruchtmühlen, Ensafter usw.
milchmann
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Brombeerwein

Beitrag von milchmann »

Hallo, ich habe am Wochenende 20L Brombeerwein angesetzt und die Früchte mit dem Mixer etwas angestoßen, aber nicht gemusst ... jetzt habe ich die Befürchtung, das ich die Maische nicht abpressen kann ... hat jemand die gleiche Erfahrung gemacht oder nen Tipp für mich?

Mache ich das jetzt besser mit ner Spindelpresse oder nem Handpressbeutel? Gibts da unterschiede in der Lochung? Wenn ja, welche ist zu empfehlen?

Vielen Dank und liebe Grüße

Milchmann (wäre ich bloß bei Milch geblieben! ;)
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JasonOgg
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Brombeerwein

Beitrag von JasonOgg »

Nun, das hängt in erster Linie vom Pressbeutel ab.

Die Standardpressbeutel sind meistens auf geschredderte Apfelstückchen ausgelegt, dass ist mir auch zu grob, wenn Antigel und Alkohol eine Woche ihre Arbeit getan haben. Schau mal die Bilder in diesem Thread, da kann man erkennen, dass ich einen Handpressbeutel vom Discounter in den groben gesetzt habe. Außerdem sieht man, wieviel von fast 11kg Mirabellen übrig bleibt. Ich könnte mir vorstellen, dass durch die Kerne bei den Brombeeren etwas mehr übrigbleibt, aber dann machst Du es in zwei Schritten. Ich denke ein Handpressbeutel hält das gröbste zurück, ganz schlonzfrei bekommst Du es sowieso nicht. Aber das gibt sich oft beim Abziehen von der Hefe und spätestens beim klären.

Brombeeren hatte ich zwar nur als Beigabe, aber da bin ich nach dem gleichen Verfahren vorgegangen.
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

So viele Gedanken würde ich mir nicht machen. Du kannst beides nehmen, Presssack oder Spindelpresse mit Presstuch.

Der Schlonz geht immer durch, wie JasonOgg es sagte. Aber der hilft noch bei der weiteren Gärung und wird endgültig beim Abzug entsorgt.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
milchmann
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Beitrag von milchmann »

Super, danke für die Infos! Das beruhigt mich doch sehr bei der Herstellung meines ersten Tropfens ... Hoffe nur das er später so lecker wird, wie die Brombeermarmelade meiner Frau ... aber so wie es derzeit blubbert im Fässchen :schlecht: kann das nur gut gehen ;) Ich werde berichten!
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Das wird bestimmt gut, aber trotzdem anders als die Marmelade. Letztere wurde gekocht, ist höher konzentriert und hat deutlich mehr Zucker. Allerdings wird man sich da auch nicht gerade ein ganzes Glas genehmigen :D
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milchmann
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Beitrag von milchmann »

Nein, natürlich ist Marmelade was ganz anderes ;) Und nach dem Pflücken von 30 Kg Brombeeren kann ich die Dinger auch kaum noch sehen. Hab ja sogar im Schlaf weitergepflückt!

Ich hoffe wirklich das der Brombeerdessertwein ein edler Tropfen wird, den man gern seinen Gästen serviert oder in einer ruhigen Mintue genießt.

Und wenn es was wird, dann wirft unser Apfelbaum bestimmt nochmal nen Zentner Äpfel im September/Oktober ... ist Apfeldessertwein zu empfehlen?
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Das sind Mengen, da kann man neben Wein und Marmelade noch Saft und Gelee machen und eine Winterreserve einfrieren. :shock:

Ich weiß nicht ob Du die anderen Threads über Brombeeren gefunden und gelesen hast (zumindest einige). Da war von einem Bitterton bei Brombeerwein die Rede. Neben der Möglichkeit, dass die Brombeersorte eine Rolle spielen kann, besteht die berechtigte Ansicht, dass Brombeeren nicht zu lange auf der Maische stehen sollten. 4 Tage sollten aber reichen um das Aroma rauszuholen.
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milchmann
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Beitrag von milchmann »

Wie bereits erwähnt, gepflückt an einem Vormittag, Marmelade und Saft gemacht und Wein angesetzt am gleichen Tag. Ich habe mich dabei für ein Rezept von 1926 entschieden. Die Brombeeren sind wild gewachsen und die Früchte waren sehr sehr reif und süß. Ich habe mich lange mit dem Thema Säure befasst und mir schien das Rezept am interessantesten. Wir haben kaum eine Verdünnung mit Wasser vorgenommen und alles schön mit Antigel vermischt.

Danke für den Hinweis mit dem Bitterton, ich hätte die Maische jetzt 7 Tage stehen gelassen ... :schlecht:
Wie gesagt, es ist mein erster Weinversuch nach unzähliger Literatur und Recherche im Netz. Und trotzdem fühle ich mich bei jedem Schritt sehr unsicher ...
matzl0505
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Beitrag von matzl0505 »

Hallo Milchmann,

willst du dein Rezept von 1926 mal hier posten(natürlich mit Quellenangabe).
Hintergrund:
Erstens interessiert es mich persönlich, und zweitens ist die Wissenschaft in den fast 90 Jahren doch etwas vorangeschritten, so dass in deinem Rezept noch von Dingen die Rede ist, die heute nicht mehr relevant sind, oder umgekehrt, dass heute Dinge wichtig sind, die damals niemanden interessiert haben.

gruß
Marius
Wie wird das chemische Element Brom gewonnen?

Man nimmt eine Handvoll Brombeeren, lässt diese zur Erde fallen. Die Beeren verbinden sich mit der Erde zu Erdbeeren und Brom wird frei."


Es gibt 10 Arten von Menschen. Die, die das Binärsystem verstehen und die, die es nicht verstehen.

milchmann
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Brombeerwein

Beitrag von milchmann »

Oha, Zahlendreher: 1962 sorry!

Gefunden unter: Obstwein selbst gemacht!
Ein praktischer Leitfaden für die Herstellung eines guten, bekömmlichen Hausweines von Prof. Ehrhard Donath (Alle Rechte vorbehalten · VEB Fachbuchverlag Leipzig)

Brombeerwein
Die Brombeere gibt einen sehr schönen Wein, aber sie ist -wie die Erdbeeresehr
schwierig zu behandeln, da sie sehr säurearm ist. Die wichtigste
Voraussetzung, die bei der Brombeere selten erfüllt ist, ist eine vollreife
Frucht. Vor allem die Gartenbrombeeren werden meist in halbreifem
Zustande geerntet und geben dann einen geschmacklich weniger
befriedigenden Wein.
Auch die Brombeere wird zweckmäßigerweise gemaischt, wir können dann
mit einer Saftausbeute von 80 % rechnen, d.h., 1,250kg Brombeeren ergeben
1,000 l Saft.
40
Die Brombeere hat nach unserer Tabelle einen Durchschnittssäuregehalt von
8 g/l, wir dürfen daher überhaupt kein Wasser zusetzen, sondern müssen den
Zucker in etwas Saft lösen. Da wir den Saft auch durch den Zuckerzusatz
verdünnen, haben wir Mühe, mit der Säure auszukommen. Der Fehler liegt
bei vielen Brombeerweinen darin, daß Wasser zugesetzt und dadurch der
Säuregehalt herabgedrückt wird; der Wein ist dadurch allen Krankheiten
ausgesetzt, wie wir später sehen werden.
Die Brombeere bringt für 2 Vol.-% Alkohol den Zucker mit. Um einen
11 Vol.-%igen Tischwein herzustellen, müssen wir also nur noch für
9 Vol.-% Alkohol den Zucker zusetzen.
Rezeptur für Brombeer-Tischwein mit 7 g/l Säure und 11 Vol.-% Alkohol:
1,250 kg Brombeeren = 1,000 l Saft
0,180 kg Zucker = rund 0,100 l Vermehrung durch Zucker
Wasserzusatz —
——————————————————
Brombeer-Tischwein 1,100 l
Für einen 14 Vol.-%igen Dessertwein müßte der Zuckerzusatz auf
12 Vol.-% Alkohol berechnet werden, d. h. 240 g Zucker je Liter.
Theoretisch bekommen wir hier aus 1 l Saft rund 1,150 l Wein, also etwas
mehr als beim Tischwein. Das bedeutet aber, daß die Säure noch weiter
herabgedrückt wird, und wir müssen den Wein besonders pfleglich
behandeln. Das lohnt sich aber. Einen sorgfältig hergestellten Brombeer-
Dessertwein kann man schon als Arznei bezeichnen, die aber auch der
Gesunde verträgt!
Die weiteren notwendigen Arbeiten sind uns bekannt.
Brombeerwein ist gut lagerfähig; er gewinnt bis zu seinem dritten bis vierten
Jahr unbedingt an Qualität.

**************************************************

Ich gebe zu, ein bischen abgewichen bin ich dann doch, denn 28 Kg Brombeeren für 20l Wein fand ich etwas zu heftig ... daher habe ich mit etwas Wasser nachgeholfen ...
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Der Donath ist hier wohl bekannt. Wobei solche pauschalen Säureangaben in der Praxis schlicht Unsinn sind. Eine gescheite Säuremessung ist durch nichts zu ersetzen.
90% of everything is crap... Except crap. 100% of crap is crap.
(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
(Brandolini's law)

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Ehli
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Brombeerwein

Beitrag von Ehli »

Na ja, die Aussage über unreif geerntere Früchte würde ich so auch nicht unbedingt stehen lassen.
Ja Brombeeren (vor allem meine, da ist noch keine einzige schwarz) reifen spät im Sommer und ich stehe oft vor der Qual, "fast reif oder am Stiel vergammelt" :schlecht: Aber die reife Frucht sollte man beim Pfücken schon erkennen. Zumindest an der Farbe der Finger :twisted:
Ich habe noch keinen reinen "Brummbär" vergoren aber ein Grund für den öfters erwähnten Bittergeschmack könnte sein, dass die Frucht fest an den Blütenboden gebunden ist und dieser somit in den Ansatz wandert. Der "Brummbär" ist eine Gerbstoffpflanze und Die Blätter wirken stopfend, zusammenziehend, blutreinigend, entzündungswidrig.
Bei uns gibt's die im frischen Kräutertee.

Gruß Andy
Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Winston Churchill

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