Titration, abweichung vom Äquivalenzpunkt?

Vinometer, Acidometer, Oechslewaage, pH-Meter, Refraktometer usw.
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Fredes123
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Titration, abweichung vom Äquivalenzpunkt?

Beitrag von Fredes123 »

Grüßt euch.
Ich habe mir letztens die Frage gestellt inwieweit es sinnvoll ist, den Wein mit einer so starken Base wie Natronlauge zu titrieren? Denn die Säuren im Wein sind ja eigentlich relativ schwach.
Wenn man eine schwache Säure mit einer starken Base neutralisiert, verschiebt sich doch der Äquivalenzpunkt (also der Punkt, an dem alle Oxoniumionen neutralisiert wurden) ins basische? Denn je schwächer die Säure, desto stärker die korrespondierende Base und umso mehr die Oxoniumionen neutralisiert wurden umso mehr von der korrespondierenden Base wird ja erzeugt, somit verschiebt sich ja der wirkliche Neutralpunkt eigentlich leicht ins Basische.
Sollte man dann nicht lieber einen Indikator nehmen, der mehr im basischen umschlägt, wie phenolphtalein, anstatt Bromthymolblau? und Wenn man mit ph-Messgerät arbeitet, sollte man dann nicht lieber etwas weiter wie bis 7,5 titrieren? Oder eben alternativ einfach eine schwächere Base zum Titrieren benutzen?
Denn das kann schon eine relativ große Abweichung, bis zu 2-3 Ph-einheiten geben und das ist denke ich schon ein großer Unterschied und eigentlich nicht zu vernachlässigen, oder hab ich iwo einen Denkfehler drin, oder sowas?
Schonmal vielen Dank für Antworten
Gruß Fredes

[Dieser Beitrag wurde am 16.03.2011 - 21:56 von Fredes123 aktualisiert]
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Titration, abweichung vom Äquivalenzpunkt?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Um die Säuremenge (also die Weinsäuremenge nicht nicht die Menge H3O+) zu bestimmen musst du dafür sorgen dass das Gleichgewicht der Protonenabgabe ganz in Richtung H3O+ verschoben wird. Das erreichst du nur indem du alles überschüssige H3O+ entfernst, und das geschieht nun einmal am effizientesten mit einer starken Base.

Anders herum gesagt: Mit einer schwachen Base hättest du irgendwann einen Zustand indem ein wilde Gleichgewichte besteht und ein ehrliches, zugegebenes Teilchen Base nicht mehr ein H3O+ neutralisert. Dann ist die Menge zugegebener Base nicht mehr im stöchimetrischen Verhältnis zur zugegebenen Base, wie willst du die Säuremenge dann bestimmen?

Ich titriere bis pH 7, weil das der Neutralpunkt ist, dann sollte die Säure komplett deprotoniert sein. In der Praxis schafft man das eh nie, die Lösung puffert in diesem Bereich überhaupt nicht und der pH geht meistens "durch" und erreicht selbst bei vorsichtiger Titration schnell deutlich höhere Werte, auch locker über 7,5.

Alternativ zum pH-Meter würde ich Bromthymolblau nehmen weil es alle nehmen :D Es stimmt dass der Farbumschlagspunkt theoretisch etwas höher ist als bei der Titration mit dem pH-Meter, was aber zu vernachlässigen weil eben der pH "durchgeht", siehe oben.
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Titration, abweichung vom Äquivalenzpunkt?

Beitrag von Schmidtek »

Mal zwei Gedanken von einem wenig Ahnung habenden Nichtchemiker:

Verschiebt sich der Äquivalenzpunkt wirklich (signifikant)? Ich dachte bisher immer, dass man bei Titration schwächerer Säuren nur der "ph-Abfall am Äquivalentspunkt" geringer ist?!
Dies ist der Fall, weil bei pH 7 bei schwächeren Säuren (bedeutet ja niedrigerer Ks- und damit höherer pKs-Wert) ein Teil der Säure undissoziiert vorliegt, damit liegen ja weniger Hydronium-Ionen vor (btw: bin ich wirklich schon so alt, ich musste bei Wikipedia nachgucken, was Oxoniumionen sind - und dort steht Hydronium-Ionen ist ein veralteter Begriff :schlecht: ), also ist der pH-Wert vor Neutralisation etwas höher als bei stärkeren Säuren.
Aber selbst wenn der Äquivalenzpunkt sich jetzt bissel verschiebt, juckt das?
Der Unterschied, ob du bis pH=7 pH=7,5 oder pH=8 titrierst, ist minimal, weil der pH-Wert am Äquivlanzpunkt nunmal abgeht wie Schmidt`s Katze. 8-)

Edith sagt, dass FWK`s Antwort logisch ist, aber noch nicht da war :?:

Nochmal laienhaft zum pKs:
Der gibt ja mehr oder weniger das Verhältnis von dissoziierter zu undissoziierter Säure an - wenn ich jetzt einen Teil der dissozierten neutralisere, dissoziiert ja wieder ein Teil der undissoziierten Säure - eben bis der pKS wieder vorliegt. Somit hast du nahe pH=7 keine signifikante Menge undissoziierte Säure mehr vorliegen...

[Dieser Beitrag wurde am 16.03.2011 - 22:59 von Schmidtek aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich möchte nochmal nachschieben dass ich auch kein Chemiker bin, bewahre ?-| Insofern mögen meine Formulierungen hakelig sein, aber ich hoffe man versteht was ich meine.
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