Kitzinger Weinwaage

Vinometer, Acidometer, Oechslewaage, pH-Meter, Refraktometer usw.
schreberpeter
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Kitzinger Weinwaage

Beitrag von schreberpeter »

Guten Abend!

Nur vorweg: Vor einigen Tagen habe ich den Fruchtweinkeller entdeckt, und die Webseiten sind wirklich klasse! Ganz vielen Dank, ich habe viel gelernt. Aber auch das Mitlesen im Forum finde ich unheimlich spannend.

Aber zum Thema: Die Alkoholmessung scheint ja - wenn man die Threads so durchschaut - ein sehr problematisches Thema: Die Vinometer sind ungenau, die Oechslemeter messen (genau wie die Refractrometer) nur dann richtig wenn entweder Zucker oder Alkohol im Getränk ist, nicht wenn - wie ja meistens - beides.

Aber da gibt es ja noch die Kitzinger Weinwaage! Nicht, dass ich damit Erfahrung habe, aber ich habe darüber im Forum noch nichts gelesen. Ich zitiere mal aus der kleinen Kitzinger Weinfibel:

"Es handelt sich hierbei um die Weiterentwicklung einer Mostwaage nach Oechsle mit einer Skala von -10 bis +20 Oechsle. Die Skala ist unterteilt in ganze und halbe Oechslegrade, also wesentlich genauer ablesbar. Die Alkoholbestimmung mit diesem Gerät beruht auf dem Vergleich von zwei Messungen bei jeweils gleicher Temperatur und Menge und zwar Messung 1 mit Alkohol und Messung 2 nach Verdampfung des Alkohols durch Abkochen einer kleinen Weinmenge. Die zweite Messung ist gleichzeitig die Bestimmung des Extraktgehaltes im Wein. Durch Vergleich von Messung 1 und Messung 2 wird anhand einer Tabelle der Alkoholgehalt in g/Ltr. Alkohol, sowie in Volumen-Prozent Alkohol ermittelt, außerdem auf grund der Messung 2 der Extraktgehalt abgelesen. Das Instrument ist mehr für die gewerbliche Praxis bestimmt, dürfte aber auch dem interessierten Leser wegen seiner Genauigkeit und Vielseitigkeit große Freude machen."

Tja. "Große Freude machen". Das wär doch mal was anderes, als das, was die Vinometer einem so machen.

Es ist noch eine Tabelle ausgedruckt, ein Ausschnitt:

g/Ltr. Vol.-%
25 3,1
30 3,8
35 4,4
40 5,1
... ...
150 19,0

Das mit dem Extraktgehalt hab ich nicht so ganz genau verstanden, aber ich stell's mir bezüglich der Alkoholmessung ungefähr so vor:

1. Messung: Ich messe Alkohol und Zucker
2. Messung: Ich messe nur Zucker (den Alkohol habe ich durch Abkochen verdampft).

Aus Ergebnis 1 minus Ergebnis 2 müsste sich dann ja eigentlich der Alkoholgehalt bestimmen lassen.

Das müßte doch eigentlich auch mit einem ganz normalen Oechslemeter machbar sein, da brauch es doch keine besondere Kitzinger Weinwagge für, oder?

Und der Aufwand hält sich in Grenzen, jedenfalls wenn ich abschließend den Alkoholgehalt im Wein feststellen will, damit ich genau berechnen kann, wieviel Gläser ich trinken darf :) bzw. wieviel ich auf das Etikett drauf schreiben darf. (Obwohl mir die Lösung von irgendjemand in einem anderen Beitrag: "Ich sage dann, da hab' ich ein Meßgerät für, und schreib irgendwas drauf" auch gut gefällt :)

Hat jemand das mal ausprobiert? Gibts da irgendeinen Haken bei? (Außer dem Preis, Arauner will 37 Euro für das Ding).

Grüße, Peter
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Hallo Schreberpeter, willkommen im Forum :shock:

Die Weinwaage hatten wir schon irgendwo, aber bei über 7500 Postings...... ?-| ?-|

Die Weinwaage benutzt man für eine der wenigen relativ genauen Messmetohden bei der Alkoholmessung. Der Destillation.

Du nimmst deine Probe, destillierst solange bis im Kolben nur noch der Zucker zurück geblieben ist und verdünnst dann wieder auf Ausgangsvolumen und kannst mit der Oechslewaage den Zuckergehalt messen.

In deinem Brand kannst Du dann den Alkoholgehalt messen.

Der Haken ist, Du brauchst eine Brennanlagen ?-| Eine legale Probendestille mit 0,5l Brennvolumen und mußt jede Probe brennen.

Gruß Birgit
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Fruchtweinkeller
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Auch Hallo,

Vorweg: Wir haben so ein Teil und werden auch keines kaufen, weil wir praktisch nie die Oe messen.

Von der Physik her klappt das, mit Extraktgehalt meinen sie einfach den Zuckergehalt nach dem Abkochen des Alkohols. Wobei hier ein gewisser Fehler zu erwarten ist durch z.B. Fruchtsäuren und Glycerin, diese Bestandteile sind nicht flüchtig und bleiben zurück.

Du hast ganz recht, im Prinzip klappt das auch mit einer normalen Oechslewaage. Die hat aber leider keine Skala ins negative. Bei sehr hohem Alkohol- und niedrigem Zuckergehalt wirst Du einen negativen Wert bekommen aufgrund der geringeren Dichte des Alkohols im Vergleich zum Wasser. Außerdem fehlt Dir die Umrechnungstabelle (die bei dem Gerät ja wohl dabei ist), sprich Du kannst zwar die Oechslewerte messen, hast aber erst einmal keine Ahnung, wieviel Alkohl die Differenz zwischen beiden Messungen hervorgerufen hat. Wenn man die Dichte von Alkohl zugrunde legt kann man das freilich irgendwie umrechnen. Man kann es mit einem Spiritus-Wasser-Gemisch mit bekannten Konzentrationen auch einfach mal austesten ?-|

Aber wie gesagt, ich das Ding für überflüssig. Im Zweifelsfall würde ich leiber etwas mehr Geld in ein genaues Vinometer investieren. Klar kann ich den Alkoholgehalt damit nicht genau bestimmen, aber mit Hilfe der Nachzuckermethode bekommt man schon eine Vorstellung davon, ob man dem Wert trauen kann. Für zu Hause reicht das.

[Dieser Beitrag wurde am 19.04.2005 - 22:55 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Das mit der genauen Bestimmung von Restzucker und Alkohol im Wein mit einfachen Senkspindeln gleicht der Quadratur des Kreises. Daran haben sich schon ganze Generationen die Zähne ausgebissen. Also lassen wir Hobbywinzer das und glauben unserer Zunge und dem Vinometer. 8-)

Wer es genau wissen will, muß halt destillieren. :schlecht:

Ich sage mir, guter Wein ist ein Kunstwerk und das ist nichts zu messen! :D
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schreberpeter
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Beitrag von schreberpeter »

Gut, bestell ich mir halt so einen Präzisions-Vinometer. ...

Da gäbe es dann z. B. den von Brouwland:

www.brouwland.com/egoracatalog/form_pro ... =&count=21

für 11 Euro.

Und den von Arauner:

www.arauner.de/shop/shop.asp?a=ad&aid=263&cid=7

nur das der 34 Euro kostet.

Sieht mir fast aus, als wärs das gleiche Gerät und der Unterschied läge lediglich im Preis.

Andreas, Du hattest - wenn ich mich Recht erinnere - einmal vier einfache Vinometer getestet. Ein Präzisionsvinometer war aber bei Deinen Tests nicht dabei? Hat sich jemand das Ding von Brouwland gekauft.

Hallo Birgit, nach Deinem Hinweis mit der Distille hab ich mal bei Ebay geschaut. Da gibts ja ganz wunderhübsche Minigeräte und sogar bezahlbar. Vielleicht hol ich mir mal einfach aus Spaß so ein Ding. Kann wohl nicht viel mehr als ein Schnapsglas voll Alkohol aus Wein produzieren aber ist ja ne wirklich coole Apparatur.

Grüße, Peter

[Dieser Beitrag wurde am 20.04.2005 - 06:38 von schreberpeter aktualisiert]
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Hallo Schreberpeter,

nicht mit dem Zoll anecken .........

Ich habe vor einiger Zeit bei uns im chemikalien Handel ein Präzisionsvinometer gekauft, mit dem Ding arbeiten wir zur Zeit und es sieht ähnlich aus wie in den Links.

Gruß Birgit
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die vier Vinometer von Brouwland waren, wie Birgit schon sagte, nur die billig-Teile. Hart gesagt war das ein Griff ins Klo, die Dinger haben nichts getaugt. Die teurere Variante von B. haben wir nicht getestet.
Unser Präzisions-Vinometer ist so ein Teil mit einer hässlichen gelben Kunststoff-Traube, funktioniert aber gut ?-| War im Laden ausnahmsweise günstiger als im Netz.
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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Ich HATTE das Präzisionsvinometer von Brouwland. Ebenfalls mit einer häßlich Plastiktraube. Ich hatte den Eindruck, daß den Meßwerten gut zu glauben war.
Der Nachteil - ich hab es runtergeschmissen. ?-|

Wer immer bei Brouwland bestellt, ich nehm so ein Teil...
falls sich jemand die Mühe mit dem Weiterversenden machen will :|
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schreberpeter
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Beitrag von schreberpeter »

Ich habe vor, eine Sammelbestellung zu machen. Wird aber noch etwas dauern. Bisher ist ein Gartenfreund und ein Kollege aus Hannover dabei. Ich bestelle gerne für Dich mit und sende dann weiter, Tompson. Für andere natürlich auch. Ich gebe dann noch mal Bescheid.

... warum die nur diese wirklich sehr häßliche Traube da dran machen??

Die Preisunterschiede sind wirklich erstaunlich:

Brouwland (10,90):
www.brouwland.com/egoracatalog/form_pro ... =&count=21

Hobbywinzer (22,39 Euro):
www.hobbywinzer.de/images/110051.jpg

Vierka (24,39 Euro):
vierka.de/include/resize_image.php?xb=400&xq=75&filename=../images/artikel/445.jpg

Arauner (33,90):
www.arauner.com/shop/getpic.asp?id=736

... und es scheinen wirklich jedesmal die gleichen Geräte zu sein ... Hobbywinzer und Vierka haben sogar exakt das gleiche Bild ...


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fibroin
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Beitrag von fibroin »

So ein Vinometer nenne ich auch mein Eigen. Es ist für die Nachzuckertechnik genau genug. Interessant ist, dass der 14 % Strich nicht so symetrisch wie die anderen Striche sind. Entweder muß das so sein, oder es ist ein Prduktionsfehler. Auf dem Bild ist die Differenz auch zu erkennen. :schlecht:

Wenn auch die Traube nicht unbedingt gefällig ist, hat sie doch den Vorteil, dass das Ding nicht wegrollen kann. 8-)
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Beitrag von Tompson »

Hallo Schrebepeter,

das wäre sehr nett von Dir. :P
Melde Dich doch bitte vor dem Bestellen per PM, vielleicht fällt mir noch eine Kleinigkeit ein. Unbedingt sollte man den Erwerb von Trockenhefen bei Brouwland-Order berücksichtigen 8-)
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Die Diskussion hier liegt ja schon etwas zurück, aber wir sind jetzt stolze Besitzer einer Weinwaage ?-| Obwohl ich es eigentlich für überflüssig halte wollten wir es mal ausprobieren. Deshalb hat Birgit bei der letzten Brouwland-Bestellung zugeschlagen und eine Weinwaage bestellt.
Das Messprinzip ist wie bereits oben beschieben.
Die Weinwaage ist eine Senkspindel mit einer Skala von -10 bis 20°Oe und einem Thermometer. Insgesamt ist das gute Stück recht fragil. Mit dabei ist natürlich eine Gebrauchsanweisung in bestem Brouwland-Deutsch :D Als Beispiel der erste Absatz:

"Die Weinwaage kann am jeden Moment verwendet werden um den Alkoholgehalt und den Restzuckergehalt genau zu bestimmen. Sowohl während als nach der Gärung. Diesen Meter erzählt Ihnen den Alkoholgehalt bis auf 2 Dezimalen genau (z.B. 10,44%)."

Lustig, aber verständlich. Wobei ich die angegebene Genauigkeit ernsthaft bezweifle, insbesondere weil z.B. Säure und Glycerin die Dichte ebenfalls beeinflussen. Ein Knackpunkt in der Praxis: Für höchste Genauigkeit müssen die Messungen bei exakt 20°C erfolgen. Korrekturfaktoren oder ein Tabellenwerk für Messungen bei anderen Temperaturen fehlen.

Die Kurzfassung der Anleitung: Exakt 200 ml werden abgefüllt, die Dichte wird bestimmt. Anschließend wird die Flüssigkeit auf 100 ml eingedampft, nun wird mit Wasser auf das Anfangsvolumen aufgefüllt. Es erfolgt eine zweiete Messung. Die Differenz der beiden Messungen ergibt den Alkoholgehalt, den man einer beiliegenden Tabelle entnehmen kann. Der zweite Messwert erlaubt Rückschluss auf den Zuckergehalt (zweite Tabelle)
.
Irgendwann starten wir mal Versuchsreihen. Wenn wir Wein dafür verwenden haben wir natürlich keine Idee wie genau die erhaltenen Werte wirklich sind, weil uns die alternative Analytik fehlt. Eventuell starten wir auch Versuche mit definierten Zucker/Alkohol/Wassergemischen, aber es kann noch dauern bis ich dazu komme... Aus beruflichen Gründen wird meine Freizeit in Zukunft eher rarer und kostbarer werden. Also nicht drängeln ;)

Ach ja, für alle die mit einem solchen Gerät liebäuglen: Die Weinwaage ersetzt natürlich keinesfalls die amtlichen vorgeschriebenen Weinanalysen für Weine die in Umlauf gebracht werden.

[Dieser Beitrag wurde am 21.01.2006 - 12:53 von Fruchtweinkeller aktualisiert]
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