Haltbarkeit von Blaulauge

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Schmidtek
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Haltbarkeit von Blaulauge

Beitrag von Schmidtek »

Da wir ja immer mal wieder darüber rätselten wie groß der Einfluss von CO2 aus der Luft (welches sich zum Teil in der Blaulauge löst und dort NaOH neutralisiert) und solcher Dinge auf unsere Blaulauge ist und ich zurzeit eine relativ leere und eine ziemlich neue Portion hier habe, habe ich denselben Weinling zweimal titriert:


Links die neue, vor ca. 2 Monaten hergestellte Blaulauge, rechts die alte, vor ca. 2 Jahren hergestellte und kontinuierlich aufgebrauchte Lösung.

Ich messe ohne ph-Meter, nur mit der Lauge in einem Messzylinder mit 0,5ml-Skaleneinteilung (mit Überprüfung durch Lackmuspapier), in dieser Größenordnung schätze ich auch die Messungenauigkeit ein. :schlecht: :D
Viel genauer müssen wir ja auch gar nicht arbeiten, was interessiert es uns, ob der Wein 7,3 oder 7,4 g/l Säure hat.

Die Titration ergab bei beiden Lösungen
(7 +/- 0,5) g/l.

Zumindest mit meinen bescheidenen Messmethoden zuhause kann ich also keine wesentliche "Abnahme" der NaOH-Konzentration feststellen. Daraus schließe ich, dass man die Lauge zwei Jahre gut verwenden kann, sofern der "Deckel drauf" ist. 8-)

Gruß Schmidtek

[Dieser Beitrag wurde am 25.01.2011 - 23:33 von Schmidtek aktualisiert]
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JasonOgg
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Beitrag von JasonOgg »

Schmidtek hat geschrieben:Daraus schließe ich, dass man die Lauge zwei Jahre gut verwenden kann, sofern der "Deckel drauf" ist.
Na das ist doch mal eine Aussage. Eine vernünftige Lagerung der Zutaten ist sowieso ein Muss. Da ich gekaufte, deutlich kleinere Chargen habe, die höchstens ein Jahr reichen, brauche ich mir also keine Gedanken zu machen.
Schmidtek hat geschrieben:(7 +/- 0,5) g/l.
Wenn ich es genauer wollte, dann müßte ich die Blaulauge tröpfchenweise zugeben, meist ist es bei mir eher ein Schuß. Das genügt mir auch.
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Beitrag von matzl0505 »

Interessanter Versuch.
Aber ob das wirklich representativ ist weiß ich nicht.
1) Du lagerst deine Titrierlauge in einem Glasgefäß. Da diffundiert durchs Glas nix durch.
Die gekaufte lagert aber in einer Plastikflasche. Da kann CO2 auch so reindiffundieren, auch wenn der Deckel zu ist.

2) Du verwendest nur Lackmus, den du erst zum Zeitpunkt der Titration zugibst. Bei der gekauften Blaulauge ist das Bromthymolblau die ganze Zeit in der Lösung. Ich weiß nicht, in wie weit das mit der Zeit durch Temperaturschwankungen/Lichteinfluss etc zerfällt und was die Zerfallsprodukte falls vorhanden, anstellen.

3) Verdampft ein Teil der Lösung. Dadurch wird das NaOH ja wieder aufkonzentriert, was dem Neutralisieren durch CO2 entgegenwirkt.

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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich habe noch gelernt: Lagere NaOH niemalsnicht in Glasgefäßten, da wird etwas aus dem Glas heraus gelöst, das Glas wird mit der Zeit spröde und stumpf und das NaOH wird neutralisiert. Wie "schlimm" das ist und wie anfällig Borsilikatglas im Vergleich zum normalen Glas ist kann ich freilich nicht sagen. Was ich aber bemerkt habe: Bei uns im Labor wird die pH10 Eichlösung aus dem großen Kunststoffpott gerne in kleine Gläschen (Borsilikat) abgefüllt. Wenn die Lösung ein paar Monate im Glas herum steht taugt sie nicht mehr zur Eichung; die original-Lösung in der großen Kunststoffbuddel aber schon.
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Beitrag von Schmidtek »

@matzl:
Beide Lösungen hier wurden bei der Herstellung mit Bromthymolblau versetzt. Somit sollte der Einfluss, falls vorhanden innerhalb der Messtoleranz liegen.
Wie viel Diffusion findet denn statt? Aus dem Bauch heraus würde ich denken, dass die Diffusion nicht so viel ausmacht wie die Reaktion mit der Luft im Gefäß, die beim Öffnen immer mal wieder ausgetauscht wird.
@FWK:
Hmm, die Lagerung im Glas? Keine Ahnung, aber ich denke, dass die Reaktion ziemlich abhängig von der Konzentration ist. Wir haben hier ein paar Gramm pro Liter, das ist ja fast Mineralwasser 8-)

Klar, super genau ist das ganze nicht, aber zumindest kann man davon ausgehen, dass sich von

Lagerdauer 2 Monate voll -> Lagerdauer 2 Jahre kontinuierlich leer gemacht

nix eklatantes ändert, was die hier ausreichende Genauigkeit beeinträchtigt.

Gruß Schmidtek

[Dieser Beitrag wurde am 26.01.2011 - 21:10 von Schmidtek aktualisiert]
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Beitrag von JasonOgg »

FWK hat geschrieben:Lagere NaOH niemalsnicht in Glasgefäßten
Das ist auch der Grund, warum auf der Pitt-Verpackung steht, dass die Einwirkzeit bei Glasballons beschränkt sein sollte, genaue Zahlen aus den Angaben habe ich nicht im Kopf.

Aber die Konzentration ist wahrscheinlich eine andere und es hängt wohl auch vom Glas ab.

Mit hoher Konzentration kann man Glas aber tatsächlich auflösen, siehe hier (Video).

Hier sind auch noch einige Aspekte.

Ich lerne, dass man höchstens alte Gläser nehmen sollte und die regelmäßig kontrollieren sollte, sonst hat man irgendwann die Lauge lose. :!:
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bäh :schlecht:

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Beitrag von JasonOgg »

Matzl0505 hat geschrieben:Bei der gekauften Blaulauge ist das Bromthymolblau die ganze Zeit in der Lösung. Ich weiß nicht, in wie weit das mit der Zeit durch Temperaturschwankungen/Lichteinfluss etc zerfällt und was die Zerfallsprodukte falls vorhanden, anstellen.
Vielleicht hat ja jemand eine Idee, wie lange eine reine Bromthymolblau-Lösung ohne die Natronlauge haltbar ist?

Hintergrund: ich war gerade in der Apotheke um mir Blaulauge mischen zu lassen. NaOH-Lösung kein Problem, aber Bromthymolblau musste der Apotheker erst telefonieren, kam dann aber mit einem Fläschen und folgender Bemerkung zurück: "Ich habe gerade festgestellt, dass wir so etwas sogar im Haus haben. Allerdings kann ich Ihnen nicht sagen, wie lange dieses Fläschchen hier schon steht. Ich gebe es Ihnen einfach kostenfrei mit." Es ist halt so ein altes braunes Fläschchen.
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Beitrag von matzl0505 »

Ich weiß nicht wie sinnvoll es ist, die Bromtymolblaulösung zu verwenden.Das Bromtymolblau was ich verwendet habe war ein Pulver.
Problematisch wird es wohl vorallem bei der Menge.
Durch das zusetzen von der Lösung verdünnst du ja deine NaOH Lösung wieder und dann stimmt die Konzentration nicht mehr. Dazu kommt, dass das BTB vermutlich in Ethanol gelöst ist und du dann auch noch eine Volumenkontraktion hast.
Leider kann ich dir nicht sagen, um welche Genauigkeiten es hier geht und ob das überhaupt eine Rolle spielt.

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Beitrag von JasonOgg »

Wenn ich nachher meine Flaschen abhole, dann schaue ich nochmal nach. Ich lasse mir einen Liter Lauge mischen.

Das Blau macht ja heftig blau, ich vermute, dass ich nicht so viel brauche, so dass die Ungenauigkeit gegenüber meiner Tropfgenauigkeit wohl nicht ins Gewicht fällt. Ähnliches gilt wahrscheinlich für das Ethanol.

Hauptsache ist, es macht noch blau bei pH über 7.

Laut einer PM scheint immerhin eine Lösung mit Ablaufdatum 2007 immer noch zu taugen.
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Beitrag von fibroin »

Lohnt denn der Aufwand mit der Apotheke? Ich kaufe anlässlich der nötigen Bestellung beim Belgier ein Liter Blaulauge mit und dann habe ich mindestens ein Jahr Ruhe. Nach zwei, drei Jahren, gibts kaum noch einen vernünftigen Farbumschlag, dann muss spätestens was neues her. Falls die Flasche so lange hält.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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Beitrag von JasonOgg »

Das habe ich bisher auch so gehandhabt, aber meine Blaulauge ist jetzt alle und ich habe ausreichend Korken, Nährsalz, Hefe, Gärspunde, ...
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