Ebullioskop (Fehlerquellen)

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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von Professore »

JasonOgg hat geschrieben: Nun stellt sich die Frage, warum dort überhaupt eine Anpassung der Justierung notwendig war. Nur weil ich im Keller gemessen habe sollte sich der der Luftdruck nicht wesentlich verändert haben. Auch die Raumtemperatur von 15°C schließe ich aus. Selbst die Wetterlage mit Hochdruck beim ersten justieren und Tiefdruck beim zweiten sollte eine solche Differenz nicht rechtfertigen.
Der Einfluss des Luftdruckes wird häufig unterschätzt. Da ich jedes Mal den Nullpunkt neu
bestimme, weiß ich, dass 1% hin oder her locker drin ist. Da die Skala nicht linear ist wirkt
sich der Fehler bei 15% Alkohol noch deutlicher aus.

Mein Milchmädchen sagt mir auch, dass eine Luftdruckänderung von ca. 3 hPa den Siedepunkt von
Wasser um ca. 0,1°C verändert. Laut Wetterwarte des Botanischen Gartens Bayreuth schwankte der
Luftdruck von gestern bis heute um etwa 15 hPa, ergibt 0,5°C Änderung. Und das Wetter war leidlich
konstant gräuslich. Wie wird dann erst der Unterschied zwischen Tief und Hoch sein?

Dagegen dürfte sich eine geringfügige Änderung der Füllmenge kaum auswirken.

Gruß

Jochen
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JasonOgg
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von JasonOgg »

Na, dann werde ich wohl Aqua dest. bereithalten müssen, denn ansonsten kann ich die Messung auch mit dem Vinometer machen :roll:

Zu meiner Frage nach der Reinigung des Bodensatzes (des Angebrannten) hat keiner einen Tip?

Nagut, dann offenbaren wir mal eine weitere Fehlerquelle. Inzwischen habe ich nämlich zwei Ebullioskope:

Bild

... und da habe ich an dieser Stelle ein Leck:

Bild

Kesselflicker gibt es ja nicht mehr, ist wohl auch eher Feinarbeit. Aber wen kann man zum Reparieren ansprechen?

Das Loch ist interessanterweise beim Nullpunkt justieren nicht aufgefallen, erst als ich versuchte den Wein zu messen.
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich vermute dass der Bodensatz etwas mit Weinsäure zu tun hat, und Weinstein ist ja bekanntlich sehr schlecht löslich. Angeblich lässt sich Weinstein mit Dampf oder NaOH (ab)lösen... Ich habe allerdings keine Ahnung ob das auch hier funktioniert.

Das Loch ist garstig. Keine Ahnung wie oder wer so etwas flicken könnte :(
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von KommandeurMumm »

DIe Frage nach dem Einfluss des Füllstandes im Ebullioskop habe ich mir letztens auch gestellt, als ich das Teil im Zwielicht befüllt habe und die Markierung nur schlecht sehen konnte.

Was mich erstaunt hat: die Messung, die bei beiden Weinen heraus kam, lag jeweils ca. 1% höher, als die Überschlagsrechnung vorher. Mir ist natürlich klar, dass die Rechnung mit 20,5 g Zucker / L und Vol.% nicht genau ist. Trotzdem: ich hätte erwartet, dass die Berechnung eher zu hoch zielt, weil ja die Biomassebildung am Anfang unzureichend berücksichtigt wird.
Das aber nur am Rande :)
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von JasonOgg »

Fruchtweinkeller hat geschrieben:Ich vermute dass der Bodensatz etwas mit Weinsäure zu tun hat, und Weinstein ist ja bekanntlich sehr schlecht löslich. Angeblich lässt sich Weinstein mit Dampf oder NaOH (ab)lösen...
Wäre einen Versuch wert, modern wäre Kalilauge ;-)
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von Professore »

JasonOgg hat geschrieben: ...modern wäre Kalilauge ;-)
Ist das Ebullioskop aber nicht. Messing ist gegen Kalilauge nicht beständig, Natronlauge ist da etwas
weniger aggressiv.

Wie die Dissertation des Otto Högl aufzeigt, ist der Einfluss der anderen Inhaltsstoffe des Weines
auf den Siedepunkt eher gering. 0,1 Mol Haushaltszucker pro kg Wein (15% Alk) verändern den
Siedepunkt um 0,014°C und 0,1 Mol Zucker sind immerhin rund 35g.
Wie die Ergebnisse am Ende der Arbeit zeigen, heben sich die Wirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe
des Weins teilweise gegenseitig auf.

Da dürfte eine deutliche Veränderung der Füllmenge sich mehr auswirken.

Gruß

Jochen
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von JasonOgg »

Ah, danke für den Hinweis, selbst wenn ich keine Kalilauge habe.
Professore hat geschrieben:Da dürfte eine deutliche Veränderung der Füllmenge sich mehr auswirken.
Was heißt deutlich? So exakt ist der Ring ja nicht zu treffen und Abmessen mit Pipette bringt spätestens bei meinen Bodensätzen auch Ungenauigkeiten mit sich.

Ich sehe, erst löten, dann Vergleichsreihen fahren - wenn man schon zwei Geräte hat :hmm:

Anschließend geht das alte in die Bucht.
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von KommandeurMumm »

JasonOgg hat geschrieben:Ich sehe, erst löten, dann Vergleichsreihen fahren - wenn man schon zwei Geräte hat :hmm:
Ich kann dir zusätzlich auch noch meines für Vergleiche anbieten...
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von Professore »

JasonOgg hat geschrieben: Was heißt deutlich? So exakt ist der Ring ja nicht zu treffen und Abmessen mit Pipette bringt spätestens bei meinen Bodensätzen auch Ungenauigkeiten mit sich.
Nun, wie Dottore Högl auf Seite 8 ausführt, ist die Größe des Dampfraumes im Verhältnis zum Flüssigkeitsvolumen ausschlaggebend.
Je größer der Dampfraum, desto mehr Alkohol befindet sich im Dampf und desto weniger in der Flüssigkeit. Geringerer Alkoholgehalt
bedeutet höhere Siedetemperatur.
Deshalb muss der Wein für eine genaue Messung auch abgemessen werden.

Wenn man die Auswirkung der Verdoppelung des Dampfraumes (Tabelle Seite 8, Alkoholgehalt in der Flüssigkeit beim Sieden Reduzierung von ca. 14% auf ca. 13%)
mit der Tabelle auf Seite 11 vergleicht, dann verändert die Vergrößerung des Dampfvolumens den Siedepunkt um ca. 0,5°C .

D.h. wenn man nur bis zur ersten Markierung (bei meinem etwa 25 ml) statt bis zur zweiten Markierung (50 ml) befüllt hat man bei einem 15% Wein einen um etwa 0,5°C
niedrigeren Messwert. Wenn Du die Markierung nicht genau triffst, dann ist die Abweichung meiner Meinung nach vernachlässigbar (irgendwo die 3. Stelle hinter dem Komma).

So ein Loch hatte ich auch. Bei der Messung traten immer etwa 1-2 Tropfen aus. Mittlerweile ist es zugewachsen.

Gruß

Jochen
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JasonOgg
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von JasonOgg »

Okay, dann kann ich die Versuchsreihen wohl reduzieren ;-)

Das Loch im neuen ist so groß, dass man schon fast von Rinnsal sprechen kann. Warum das beim Justieren mit dem Wasser nicht auftrat, das weiß ich nicht.
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von Hellsaw »

Nochmal als Nachtrag weiterer Alkoholbestimmungen.
Sobald mein Ebullioskop den vermutlich richtigen Wert erreicht hat. (Kurze zeit Stillstand des Quecksilberfadens), sinkt es
gleichtmäßig um 0,1 vol% je halbe Minute ! Also 2,5 Minuten warten ist gleich 0,5 vol% weniger ! Der Alkohol scheint bei einem
Ebullioskop recht zügig zu verdampfen. Das Kühlwasser wird auch recht schnell warm.
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Re: Ebullioskop (Fehlerquellen)

Beitrag von Professore »

Hellsaw hat geschrieben:Also 2,5 Minuten warten ist gleich 0,5 vol% weniger ! Der Alkohol scheint bei einem
Ebullioskop recht zügig zu verdampfen.
Kann ich jetzt bei meinem nicht bestätigen. Wenn ich nach dem Stillstand der Säule 5 min warte,
dann ändert sich der Meßwert gar nicht.

Und das Kühlwasser wird warm, aber ich kann den Kühler immer noch anfassen, also so heiß kann das
Wasser nicht sein.

Gruß

Jochen
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