Vinometermessung merkwürdig

Vinometer, Acidometer, Oechslewaage, pH-Meter, Refraktometer usw.
SonOfGoku
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Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von SonOfGoku »

Hallo Leute

Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.
Ich habe jetzt seit einem Monat vier Ansätze vor sich hin blubbern und messe regelmäßig den Alkoholgehalt. Nun sind mir einige Ungereimtheiten bei den Messergebnissen aufgefallen, und ich hoffe ihr könnt mir vielleicht erklären wieso.
Das erste was mir aufgefallen ist, ist dass bei meinem Metansatz (Basisrezept mit Kastanienhonig) jetzt schon seit einiger Zeit derselbe Alkoholgehalt angezeigt wird, obwohl ich ihn schon öfters nachgezuckert habe. Er fing danach wieder zu blubbern an, wurde wieder staubtrocken, ich habe erneut nachgezuckert und geschmacklich würde ich auch sagen dass der Alkohol gestiegen ist. Aber das Vinometer zeigt mir immer den selben Wert an.

Das zweite was mir aufgefallen ist, ist dass ich bei einer Messreihe erhöhte Alkoholwerte angezeigt bekam. Also für alle 4 Ansätze ein bis zwei Volumsprozent mehr, und bei der nächsten Messung wieder den Wert von davor. Ich weiß dass die Messung temperaturabhängig ist, aber laut meinem Thermometer beträgt die Temperaturschwankung maximal zwei bis drei Grad Celsius. Das kann doch nicht der Grund sein.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen, ich bin schon in Versuchung die Messung komplett sein zu lassen und mich nur noch auf meine Zunge zu verlassen.

Lg SonOfGoku
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fibroin
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von fibroin »

Vorab, das Vinometer ist eigentlich ein Schätzeisen und sollte auch als ein solches betrachtet werden. Aber oft besser, als sich auf die Zunge zu verlassen.
Um einigermaßen gute Messungen hinzubekommen sollte der Wein wenig Zucker enthalten und das Glasrohr sauber sein. Nach meinen Messungen nehme ich das Ende des Röhrchens in den Mund und sauge eine Füllung Wasser durch die Röhre. Das hat bisher gereicht, vergleichbare Messungen zu bekommen. Heißt also, nur messen, wenn die Gärung nachgelassen hat und den Wein nicht in der Röhre trocknen lassen.
Zu deinem Metansatz: es gibt während der Weinherstellung schon mal einen seltsamen Effekt, es wird mehrfach nachgezuckert und der Alkoholspiegel steigt nicht. Was da genau passiert, ist noch nicht abschließend geklärt, aber hier im Forum haben wir das "Schwarzes Loch" genannt. Dann nur einfach weiter machen oder, um das zu beenden, sterilfiltern.
Eine Erklärung wäre, Zucker wird von den Hefen nicht nur in Alkohol sondern auch in Biomasse umgewandelt. Dann steigt der Bodensatz eben, manchmal sogar kräftig.
Wenn du dich wohlfühlst, mache dir keine Sorgen. Das geht wieder vorbei.
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wickie
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von wickie »

Ein Vinometer ist kein Präzisionsgerät, es stellt nur eine Schätzung des Alkoholgehalt dar. Je nach dem von welchem Hersteller es stammt ist es mehr oder weniger genau.

Ausgelegt sind die Messungen für 20° Raumtemperatur und nur für Alkohol-wasser Gemisch. Wenn du jetzt Schwebstofe, oder noch Zucker drin hast, kann das Ergebniss stark beeinflusst werden. Auch Kohlensäure kann das Ergebniss verfälschen.

Am besten ist jetzt: das Vinometer gründlich reinigen und mit einem Gekauften klaren Schnaps testen ob es den richtigen Wert anzeigt.
Den Wein durch einen Kaffeefilter lassen (man braucht eh nur wenig für die messung) und kräftig die Kohlensäure ausschütteln.
Danach messen und schauen ob derbwert mit der berechneten Zucker Menge hinkommt.

Mit dem Wert das es beim Schnaps gemessen hat, kann man dann die Differenz abschätzen. Es bleibt aber immer eine Schätzung.
Es sei denn, das Vinometer liegt beim Schnaps total daneben, dann muss ein neues Präzisions Vinometer her.

Ps: fibroin war schneller :lol:
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fibroin
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von fibroin »

Wickie hat geschrieben:fibroin war schneller :-D
Ich habe mir aber keine Mühe gegeben... ;)
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Fruchtweinkeller
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ist doch hier kein Wettbewerb. Lieber zwei oder drei sinnvolle Antworten als keine :clap:
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SonOfGoku
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von SonOfGoku »

Also, erst mal danke für die schnellen Antworten

Mir ist das durchaus bewusst dass das Vinometer nur ein Schätzeisen ist. Auch der Zusammenhang zwischen Alkohol, Zucker, Trub und der Adhäsionskraft ist mir bekannt.
Mein Vinometer wird nach jeder Messung gründlichst gereinigt, und ich habe die Messung immer durchgeführt zu dem Zeitpunkt an dem der Met nicht mehr blubberte und furztrocken schmeckte, kurz ich habe soviele Fehlerquellen wie möglich ausgeschaltet und wenn es nur eine Messung gewesen wäre hätte ich es einfach übergangen. Aber es war bei allen 4 Ansätzen ein um ein bis zwei Volumsprozent erhöhter Wert und bei der nächsten Messung 5 Tage später wieder der alte Wert. Ich habe auch die Raumtemperatur bei jeder Messung gecheckt und die Abweichung betrug nur ein Grad Celsius.
Und zur Frage mit dem Met.. Inzwischen habe ich 800g Zucker nachgegeben der nach meinem Geschmackstest auch vollständig vergoren wurde, aber das Vinometer zeigt mir ständig 19,5 % an.
Ich habe das Vinometer auch schon öfter mit destilliertem Wasser "getestet", das ergab bei mir eine Abweichung von 1,5 %.
Trotzdem steigt der Alkohol geschmacklich weiter und aufgrund meiner Milchmädchenrechnung ist noch weiterer Zucker notwendig um an die Alkoholtoleranzgrenze zu kommen.
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420
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von 420 »

Dann verlass Dich nie auf das Vinometer.

Du kannst es nur mit vorgegebenen Flüssigkeiten testen.

Z.B.
- Wasser
- diverse gekaufte Weine
- eine Alkoholmischung selber herstellen.

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fibroin
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von fibroin »

Jetzt bin ich etwas irritiert. Mein Trauben-"Präzisionsvinometer" hat eine Skala nur bis 15 %. Für mich ist das ausreichend, meine Weine lass ich kaum über 13 % vergären, dann kommt das abgewürgte Gärende und später der Sterilfilter.
Kann es sein, dass bei 19,5 % das Vinometer am Limit ist und nur noch eine Zahl kennt? Ich weiß es nicht. Wobei das ein hoher Wert ist, den eine Hefe kaum erreicht
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Chesten
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von Chesten »

Ich habe ein Vinometer das bis 25 vol% eine Skala hat. Ich zweifle aber stark an das bei einem so grossen Messbereich der Messfehler gleich bleibt !
Mal ganz nebenbei schafft keine gaenige Hefe soviel Alkohol zu zu produzieren !
Hier findest du einen Anleitung wie man seinen ersten eigenen Wein herstellt ( Bebilderte Anleitung) :
http://www.forum.fruchtweinkeller.de/viewtopic.php?f=33&t=12175
SonOfGoku
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von SonOfGoku »

Dass mein Wein keine 19% hat ist mir klar, ich habe diesen hohen Wert den ganzen Fehlerquellen zugeschrieben. Ich messe eigentlich nur um Vergleichswerte zu den vorigen Messungen zu haben und den Fortschritt der Gärung zu erkennen , nicht um den Alkoholgehalt exakt festzustellen.
(Mein Vinometer geht bis 25%)

Edit: Ich benutze Portweinhefe, die sollte doch bis 17,5 % gären.
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Fruchtweinkeller
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ach ja, am Ende der Gärung gehen die Werte mal rauf, mal runter. Das muss man alles nicht so eng sehen.
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SonOfGoku
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Re: Vinometermessung merkwürdig

Beitrag von SonOfGoku »

Naja ich seh es ja nicht wirklich eng, nur irgendwie erschließt sich mir dann die Sinnhaftigkeit des messens mit dem Vinometer nicht. Wenn die Werte mal so und mal so sind ohne irgendwie die Ursachen zu kennen, kann ich gleich mit der Zunge den Alkohol erschmecken, und mich mehr auf Auge mal Pi Berechnungen verlassen...
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