Vorteile Glas vs. Plastik Gärbehälter

[Tim]

Hallo Zusammen,

ich habe artig nach dem entsprechenden Thema per Suchfunktion Ausschau gehalten, aber mit "Glas und Plastik" erhält man natürlich 1000 Treffer. Deshalb bitte ich um Nachsicht, wenn das Thema schon "durch" ist.

Ich habe mich schon lange gefragt, ob der Met evtl. wirklich (noch) besser wird, wenn ich Glasballons nehme. Die Behauptung der Met nähme Geschmack (oder schlimmer noch "Plastikteilchen"!?) auf wenn ich lebensmittelechte Plastikkanister verwende steht schon länger im Raum, da die Bedenken aber meist von irgendwelchen Kurzzeitökoliebschaften meiner guten Freunde kamen, habe ich mich nicht ernsthaft darum gekümmert.
Wir haben seit wir 14 oder 15 sind immer wieder mal Met und Johannisbeerwein gebraut (immer ziemlich genau nach Kitzinger Weinbuch .... nur mal Birne statt Apfel und Mehl weggelassen) und waren meist zufrieden mit dem Ergebnis.
Nun habe ich nach mindestens 6 Jahren Pause wieder einen Ansatz da stehen und diesmal kam die Frage nach dem Plastik von meiner Liebsten (die schon mal Biologin ist und nicht Sozialpädagogin - wodurch die Frage zumindest für mich an Seriosität gewann....)
Daher meine Fragen:
Habt Ihr einen Unterschied zwischen Glas und Plastik beim gären festgestellt?
Habt Ihr Bedenken wegen dieses Berichtes (der meiner Aufmerksamkeit entgangen war) bzgl "hormonähnlicher Stoffe im Wasser aus Plastikflaschen?

Beste Grüße
Tim

[JasonOgg]

Hallo Tim und erstmal willkommen im Forum.

1. Tatsächlich eignet sich die Suchfunktion hervorragend zum Suchen.
Leider nicht so sehr zum Finden
Daher schon einmal großes Lob für einen Titel, der zumindest die gewünschten Suchbegriffe enthält
Kleiner Tipp, die Gockel-Suchmaschine zusätzlich mit "Fruchtweinkeller" impfen, dass ergibt oft bessere Ergebnisse als die eingebaute Suche.

2. Plastik nimmt definitiv Aromen und Gerüche eines Ansatzes auf, zerkratzen leichter und nehmen über die so vergrößerte Oberfläche leichter Gerüche und Schmutz (d.h. Reste vom Ansatz) auf, müssen stärker geschrubbt werden, verkratzen wieder mehr, ... Außerdem sind sie gasdurchlässig, so das schneller Oxidation stattfindet. Plastikbehälter sind von Gewicht, Stoßfestigkeit, größerer Einfüllöffnung deutlich leichter zu handhaben und bieten so enorme Vorteile, aber unkaputtbar sind sie nicht. Wenn sie gut gereinigt sind, dann sollte sich eigentlich aus lebensmittelechtem Kunststoff nichts lösen. Die sollten mit der Säure und dem Alkohol problemlos zurecht kommen.

Ich denke die allgemeine Auffassung hier im Forum geht dahin, dass man die Gärung im Plastikfass durchführt und die anschließende Klärung im Glasballon. Persönlich habe ich einen Maischeeimer, nach dem Abpressen kommt der Ansatz in einen Glasballon. Da sieht man wenigstens etwas

[Moneysac]

Ich mache das auch so. Maischegärung im Kunststofffass, nach dem abpressen dann ab in den Glasballon.

[Fruchtweinkeller]

Hallo Tim,

die für den Hobbywinzer wesentlichen Infos hast du schon bekommen, noch ein kleiner Nachschlag zur von dir angesprochenen Kunststoffproblematik: PET gibt unzweifelhaft Geschmacksstoffe ab (Acetaldehyd), problematisch(er) ist womöglich das was man nicht schmecken kann: Diverse Hilfsstoffe beeinflussen, auch in geringsten Mengen, nachgewiesener Weise den Hormonspiegel. Es gibt Studien die das in Zusammenhang bringen mit Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit oder Untergewicht bei Neugeborenen.

Wie gefährlich das ist, darüber kann man streiten. Auch unsere ganz normale Nahrung (ich meine ausdrücklich nicht nur das Industriefutter sondern auch "normal" und biologisch angebautes Futter) enthält Giftstoffe en masse und kann unseren Hormonspiegel beeinflussen.

Und wenn du Kunststoff verwendest, dann nur Geräte und Behälter die für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet sind, die also das entsprechende Piktogramm tragen. Wenn der neue Kunststoff in irgend einer Weise seltsam/chemisch riecht: Eher Finger weg.

[Felida]

Östrogen wirkende Substanzen sind ein interessantes, aber auch irgendwie leidiges Thema. Wahrscheinlich wird es da auch die nächsten 50 Jahre immer wieder neue Studien und diverseste Bücher zu geben.

Das gängige Lebensmittelplastik ist zwar höchstwahrscheinlich weniger kritisch als bestimmte Lebensmittel, aber übertreiben muss mans ja auch nicht. Hier kommt auch nur die Maische in den Eimer, danach gibts Glas.
Außerdem fällt das Beobachten da wirklich leichter.

[Hanisch]

Also schleche "Erfahrungen" mit Kunststoffässern kann ich keine Vorweisen. Auch ich verwende Kunststoffässer immer für die Maischegärung, manchmal (je nachdem wie es mit dem Platz aussieht) auch für die folgende Gärung - da aber bevorzugt doch Glasballons, und für die Klärung verwende ich eigentlich immer Glasballons.

Allerdings habe ich bei den Fässern weniger Bedenken wegen des Kunststoffs (der im Lebensmittelbereich doch weit verbreitet ist),
sondern wegen des Sauerstoffkontakts.
Glasballons bringen hier neben dem Vorzug der Dichtheit noch den einer sehr geringen Oberfläche, in gefülltem Zustand.

[Professore]

...ein interessantes, aber auch irgendwie leidiges Thema...

Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.

[Sarkasmusanfall=Professore]

PET und PE haben so viel gemein, wie Seeigel und Braunbrustigel.
Die Studie bezieht sich auf PET und die Fässer sind aus PE. Das enthält weder Weichmacher noch andere der in diversen Veröffentlichungen genannten "Kunststoffgifte".
Doch halt, ich vergaß, Polyethylen und nicht der Mensch ist verantwortlich für den Müllstrudel.


Wir haben Angst vor Acrylamid im Brot und schnüffeln an der Tanke Benzol.
Wir verbieten in Europa die Herstellung von Kinderspielzeug mit Weichmachern und erlauben den Import aus China.
Wir haben Angst durch Bisphenol A impotent zu werden und rauchen Zigaretten.

Warum seh ich nur immer wieder Windmühlen, nichts als Windmühlen...

Halleluja!



[/Sarkasmusanfall]

Ich will die Gefahren durch Weichemacher, Bisphenol A und Co nicht verharmlosen, aber das sind Stoffe die nur in sehr wenigen Kunststoffen tatsächlich enthalten sind und die kann man vermeiden wenn man will.

Gruß

Jochen

[Fruchtweinkeller]

Kein Grund zu platzen

Und nie vergessen: Alkohol ist auch nicht gerade gesund. Ich sage: Prost! (ich glaube, ich beseitige den Rest Quitte heute doch noch...)

[Pantscher]

Das mit dem Plastik kenn ich^^
Ganz ehrlich, PE und PP halte ich für das unbedenklichste was es gibt. (wie gesagt keine Weichmacher, etc...)

Aber versuch das mal zu erklären... Letztens nachm Grillen werf ich die Folie vom Grillfleich ins Feuer. Sofort schreien fünf Leute, dass ich das lassen soll, das ist so giftig, und stinkt. Ich hab dann gemeint, das wäre vom verbrennen sogar sauberer als Benzin, da kein Benzol, etc, geschweige denn von Holz (Schwefel, Chlor, Stickstoff). Ach ja, später wollte dan jemand Bahnschwellen einheizen. Da hat sich keiner beschwert.


So, dass es nicht voll amThema vorbei ist: Ich halte es wie wahrscheinlich 90% hier: Maische im Plastikeimer, der Rest im Glas. Im Plastikeimer kann man halt hemmungslos umrühren, und die dicken Zwetschgen passen auch besser durch die Öffnung . Dann aber ab in den Ballon, ich will was sehen. Saftgärungen und Honigwein mach ich Gleich im Ballon, den für was einen Umweg machen...

[Tim]

Vielen Dank erst mal für die herzliche Begrüßung!

Die Frage wurde auch ganz in meinem Sinne (so wie ich es mir dachte, ohne Fachmann zu sein) geklärt.... Hätte mich ohnehin gewundert wenn es jetzt geheißen hätte die Plastikkanister brächten mich um
Zumal einer meiner Braukumpane Lebensmitteltechnologie studiert hat (allerdings seit ein paar Jahren wegen Studienende/Jobbeginn nach Thüringen verzogen...
@Professore: wollt ja nur vorsichtig sein! Ich selbst sehe das genauso wie Du! Find die Nummer vom Nuhr ("Packung Gaulloise am Tag und dann bei Kopfschmerzen den nächsten Handymast verantwortlich machen!" auch zum brüllen - aber eben zum brüllen komisch!

Beste Grüße
Tim

[Professore]

Du kennst mich noch nicht, aber ich habs auch wie der Nuhr eher satirisch gemeint

Beruflich kämpfe ich tagtäglich gegen das Halb(nicht)wissen in Sachen Kunststoffe.

@Pantscher: Ich sach nur Wasser und CO2. Wer Mundgeruch hat, emittiert mehr Schadstoffe

Gruß

Jochen

[Felida]

Huch, noch immer kein "Plastik ist böse" Kommentar? Ich wüsste jetzt spontan drei Leute, die an dieser Stelle einen endlosen Monolog über enthaltene Monomere, Ausgangsstoffe, Farben, Gott, die Welt und was weiß denn ich angestimmt hätten.

Aufregen lohnt da nicht, einfach milde lächeln. Generation Sagr0tan muss erst noch feststellen, dass Bildung nicht unbedingt von einer ähnlich lautenden Zeitung kommt.

Tschulligung, musste jetzt einfach mal sein.

Wer sich seinen Gäreimer dadurch vermiesen lässt, der muss sich halt mit Weithalsballons, oder Omas Sauerkrautfass aushelfen.

[Dieser Beitrag wurde am 26.06.2012 - 18:32 von Felida aktualisiert]