Spundvoll...bis direkt an den Stopfen?

Weinballons, Fässer usw.
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Ciderkristen
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Spundvoll...bis direkt an den Stopfen?

Beitrag von Ciderkristen »

Hallo und guten Tag
Nach mittlerweile rund 20 Ansätzen hab ich mich bei der heurig reichen Ernte an etwas Neues herangewagt:
Das Vergären mit wilder Hefe, so wie es die Bauern hier schon immer machen...so genannter "Saurer".
Jetzt hab ich zum Test 2 x 20 Liter im Keller stehen, im Glasballon. Und bin unsicher bezüglich "spundvoll".

Der Saft: 47 Oechlse, süss und aromatisch vielversprechend, geklärt aber nicht pasteurisiert.
Die Idee ist: so 4-5 Wochen lassen, messen, einstellen und ab in die Flaschen.
½ direkt in die Flaschen, nix dran machen - "Méthode Fermière"
½ Zucker, Sekthefe und Nährsalz dazu und dann ab zur Flaschengärung

Ich hätte ja aus Erfahrung mindestens handbreit Raum gelassen für Gas und Schaum. Der Moster sagt aber ich solle wirklich direkt an den Spund mit der Flüssigkeit und die letzten 2 cm Luft zu Hause mit Wasser auffüllen. Die Gärspunde, die er mir mitgab sind gross wie kleine Trinkgläser, aber ob die den ganzen Schaum schlucken? 24 Stunden nach dem Einfüllen ist es noch nicht total am "Überkochen" aber es bildet sich schon immer mehr Schaum. Als Sperrflüssigkeit hat er mir Glycerin gegeben, hat ein gewisses Gewicht, aber...

Was würdet Ihr mir raten?
Sofortmassnahmen einleiten, Raum schaffen?
Oder kanns auch gut gehen...?
Das Problem: Ich bin noch paar Tage weg und kann meine Tamagotchis nicht andern überlassen.

Ergänzend muss ich sagen: Derselbe Moster hat mir vor einem Jahr 12 Liter in einem Eimer (grosse Oberfläche) so abgefüllt.
Das Resultat war sehr erstaunlich, sodass ich heuer einen Schritt weiter gehe mit der wilden Hefe, die mich bisschen fasziniert.
Es hat ohne was dazu zu tun sogar gezischt in der Flasche.

Ich bedanke mich herzlich für eure Meinung

Gruss aus der Gäriatrie

Kristen
Was lange gärt, wird endlich gut.
Coding
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Re: Spundvoll...bis direkt an den Stopfen?

Beitrag von Coding »

Mhhh...
Reinzuchthefen produzieren weniger Methanol.
Wenn du länger Weg bist, empfehle ich die Dusche als Aufbewahrungsort. Die hat mir auch schon gute Dienste mit Kirschmet (zu voll gewesen) erwiesen. Ist halt einfacher zu putzen als der Rest der Wohnung... Am besten noch einen eimer über den Gärspund, damit der nicht wegfliegt wenn er verstopfen sollte.
Ansonsten kann ich nichts dazu sagen.
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Fruchtweinkeller
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Re: Spundvoll...bis direkt an den Stopfen?

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Der Moster arbeitet offensichtlich "traditionell". Ich bin mir nie sicher wie so eine Arbeitsweise entstanden ist: Sind sie das Ergebnis umfangreicher und vernünftig durchgeführter Vergleiche, oder spielen da (immer auch subjektive) Erfahrung und "haben wir schon immer so gemacht" mit? Nun habe ich selber nicht so viel Erfahrung mit wild vergorenem Gedöhns, insofern kann ich dir leider keine ultimativen Ratschläge geben; ich kann nur aus meiner Sicht bewerten was dir der Moster geraten hat.

Zunächst: Gerade bei einer wilden Gärung ist es sicher sinnvoll, die Sauerstoffzufuhr initial zu reduzieren. Nun ist im frisch ausgepressten Saft ohnehin Sauerstoff gelöst, ich denke dass eine Handbreit Leerraum im Ballon den Kohl nicht fett machen wird. Von einigen Mostern weiß ich dass die wollen dass Schaum austritt, das könnte durchaus die Belastung mit Wachsen, Schmutzpartikeln auf den Häuten, Proteinen und unerwünschten Fremdkeimen reduzieren: Der Most soll dann "sauberer" schmecken. Das gibt natürlich eine große Sauerei, die muss durch Putzen reduziert werden, schon der Fliegen wegen. Wenn ich das Gärröhrchen öfters sauber machen muss und ich dadurch einen Sauerstoffeintrag habe... schadet das dann nicht (siehe oben)? Wäre es am Ende eventuell besser, die Äpfel einfach vernünftig sauber zu machen und es nicht überschäumen zu lassen? Ich wage da keine Aussage.

Glycerin im Gärröhrchen/Verschluss finde ich grenzwertig. In der hohen Dichte sehe ich keinen Vorteil, womöglich liegt der in einer geringen Löslichkeit von Sauerstoff in Glycerin? Wird Glycerin durch den Schlunz zu stark verdünnt entwickelt sich daraus eine potentielle Keimbrutstätte, da wäre mir oenlogisches Öl oder eine Schwefelbrühe lieber (wenn es denn partout kein schnödes Wasser sein soll).

Mein Fazit wäre: Wenn ich da nicht täglich einen Blick drauf werfen kann würde ich unbedingt Steigraum lassen.
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(Too much coffee man)

The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.
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willi2000
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Re: Spundvoll...bis direkt an den Stopfen?

Beitrag von willi2000 »

Gude,
ich mach meinen Ebbelwoi, Rotwein, Pflaumenwein, Birnen-, Mirabelle-, Obstlermaische und erstmals einen Jostabeerwein immer nur mittels Spontangärung. Ich lasse dabei aber immer ne handbreit Raum über dem Most, bei Maische deutlich mehr. Als Speerflüssigkeit nehme ich Nachlauf. Spundvoll wird nur gelagert.
Ich habe jetzt schon mehrfach von Leuten gehört, die Spontangärung mit einer Hefezugabe verglichen haben, dass die Spontanvergorenen einen intensiveren, vielfältigeren Geschmack entwickeln. Ich selbst habe noch nie Hefen dazuzugegeben und kann daher nicht mitreden.
Bei meinen Spontangärungen ist in 10 Jahren auch noch nie was schief gegangen. Absolut geil ist die Kalthopfung von Ebbelwoi. Solltest du auch mal probieren. Kommt gut als Cider.

Schobbe,
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Hopp, Hopp, Hopp, Schoppe in de Kopp.
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