Brewbrain Float Wifi Hydrometer

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Fruchtweinkeller
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Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Ich habe ein neues Spielzeug:

Bild

Nein, nein, nein! Es ist nichts unanständiges :mrgreen: Es ist ein Brewbrain Float Wifi Hydrometer.

Nachdem wir erst kürzlich wieder einen Bericht über die iSpindel hatten (klick) fühlte ich mich ein wenig unter Druck gesetzt :schlecht: Ich bin vom praktischen Nutzen dieser Dinger für uns Hobbywinzer nicht restlos überzeugt, insbesondere wenn man den hohen Anschaffungspreis berücksichtigt. Ich bin mir auch nicht sicher, ob nicht ein digitaler Gärspund wie der Plaato sinnvoller wäre als so eine Spindel :hmm: Andererseits bin ich doch noch ein klein wenig nerdig und wollte sowas doch mal ausprobieren. Dank ebay habe ich dieses Exemplar unter dem Listenpreis von rund 120 Teuros bekommen, habe einfach mal zugeschlagen und lasse jetzt mal alles auf mich zukommen. Warum keine iSpindel? Ja, die wäre billiger, und wenn ich parallele Ansätze miteinander vergleichen will, so bräuchte ich eigentlich mehrere Spindeln. Aber auf die Bastelei und Kalibriererei habe ich wenig Bock, Zeit habe ich eh nie, und die Webseite des Anbieters, wo man angeblich Komplettsets bekommen kann, ist platt. Also wurde es ein Float.

Also: Was macht das Ding? Wie auch die iSpindel misst es die Dichte der Flüssigkeit, das Messprinzip: Die Dichte bestimmt den Auftrieb, der Auftrieb bestimmt den Neigungswinkel, der Neigungswinkel wird gemessen, daraus wird die Dichte berechnet. Ich kann also Dichteveränderungen nicht-invasiv beobachten, und wenn sich die Dichte nicht mehr verändert, so ist die Gärung pausiert bzw. beendet.

Das Ding klinkt sich ins WLAN ein und funkt die Daten an den Hersteller, wo ich sie abrufen und mir schöne Kurven anschauen kann. Ohne Account und Cloud geht heute ja nix mehr :? Inbetriebnahme, Anmeldung und (schwitz!) Firmwareupdate verliefen problemlos, alles steht somit jetzt auf GO! :mrgreen:

Wenn das nächste Weinprojekt mit Einsatz der Spindel startet werde ich euch davon berichten 8-)
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wickie
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von wickie »

Ein sehr interessantes Thema, aber kann man das so genau messen, wenn man da ständig nachzuckert? Da verändert sich ja auch die dichte dauernt. Ich bilde mir ein, dass hier ständig geprädigt wird, das man alles nur schätzt. 🤔
Markus_K
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Markus_K »

Was mir noch zum Thema Messunsicherheit einfällt ist das CO2, das im gährenden Wein ausgast und an Oberflächen haften bleibt, für Auftrieb sorgt und damit die Dichte verfälscht.
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Fruchtweinkeller
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Keine Sorge, ich falle nicht vom Glauben ab und werde auch weiterhin predigen was sinnvoll ist :mrgreen: Nee, im Ernst: Ich habe mich oben ganz bewusst zurückhaltend ausgedrückt. Man wird Veränderungen der Dichte erkennen können, oder das Ausbleiben derselben. Nicht mehr, nicht weniger. Und ja: Schütteln, nachzuckern, Maischegärung, das bringe ich mit einer Spindel nicht ganz zusammen. Aber ich werde es testen.
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CaptainPatrick
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von CaptainPatrick »

Das wichtigste wären ja sicherlich Trends. Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass wenn die Dichte sich nicht mehr ändert, man ggf. am Ende der Verstoffwechselung des Zuckers ist (sei es, weil keiner mehr da ist oder weil Toleranz erreicht ist).
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

So sehe ich das auch.

Ich habe heute mal einen Versuch dazu gestartet und möchte euch davon berichten. Vorab: Mich hat die ganze Chose etwas genervt, und ich habe viel mehr Zeit dafür gebraucht als gedacht. Eigentlich wollte ich für einen Vergleich verschiedener Hefen sechs 4 L Metansätze starten, davon einer mit Portwein als Referenz. Diesen Ballon wollte ich mit der Spindel bestücken. Blöderweise ist diese so dick, dass sie nicht durch den Hals eines normalen Weinballons passen. Kurzerhand ist der Portwein-Ansatz deshalb in einen 5 L Gäreimer umgezogen, von dem ich nicht glaube, dass er sonderlich dicht verschließt. Als Referenz zu den Ansätzen im Glasballon taugt er daher nur bedingt, weshalb ich den Portwein-Eimer-Ansatz getrennt behandeln möchte.

Zur Spindel: Ja, also.... grunz.

Die Spindel ist im WLAN angemeldet, im Wasser hat sie mir eine spezifische Dichte von 0,996 angezeigt: Alles gut. Dann habe ich sie in den frisch angesetzten Met versenkt:

Bild
Man sieht: Ich habe es der Spindel mit Absicht nicht leicht gemacht, ich habe extra zwei Äpfel reingeschnippelt (einer mehr als bei mir üblich bei diesen Mini-Ansätzen; ich verwende so einen Apfelsprialschneider, geht schnell = Kerngehäuse entfernt und Schnitt in einem Arbeitsgang).

Bild

Dabei ist mir zunächst aufgefallen, dass die von der Spindel angezeigte Temperatur auf >26°C gestiegen ist. Ein recht genaues Infrarotthermometer hat mir freilich eine Temperatur von 23°C angezeigt. Wieso die Spindel einen so hohen Wert anzeigt: Keine Ahnung. Danach ist der Wert jedenfalls nach und nach auf einen plausiblen Wert gesunken.

Dann habe ich den Eimer an den wärmsten Ort der Wohnung gebracht: Mein Badezimmer. Blöderweise hat die Spindel dort keine Verbindung zum Router, obwohl vielleicht 1 m entfernt :shock: Also musste der Eimer zwangsläufig in einen kühleren Raum wandern, wo keine Wand im Weg ist. Na super :-x Dann hat mir der Float eine Dichte von gut 70°Oe angezeigt, was mir doch arg wenig vorkam. Also wollte ich die Dichte mit einer normalen Senkspindel kontrollieren. Und ja, ich habe eine ganze Batterie von den ollen Dingern, aber die brauche ich so gut wie nie, und seit der Fotoaktion fürs Buch sind sie verschollen 🤦‍♂️ Und natürlich merke ich das erst jetzt wo ich sie dringend brauche. Nachdem ich zwei Produktionsorte durchsucht habe fand ich wenigstens eine Mostwaage (obwohl die anderen verschollen bleiben...). Die zeigte mir 90°Oe an. Das das ist schon ein großer Unterschied zu den vom Float gemessenen 70°Oe.

Nun werden die Floats ja angeblich kalibriert ausgeliefert, und die zuvor gemachte Kontrollmessung in Wasser hatte keinen großen Fehler gezeigt. Tja, da fing ich also an, an der schwimmenden Spindel herumzufingern, und irgendwann hatte ich so viele Apfelstücke beiseite geräumt, dass sie mir wenigsten 80°Oe angezeigt hat. Ich ziehe zwei Schlussfolgerungen: Wie zu erwarten war stören Feststoffe die Messung, und beim nächsten Mal schmeiße ich erst die Spindel in den Ansatz, dann die Apfelscheiben :roll:

Aber das alles sollte wurscht sein wenn die Gärung voran schreitet und die Äpfel sich zersetzten. Wie gesagt: Eigentlich will ich nur das Gärende erkennen, also wenn sich die Dichte nicht mehr verändert. Dafür spuckt mir der Server vom Brewbrain Kurven aus, an denen ich euch gerne teilhaben lassen würde. Mein "Brauvorgang" ist öffentlich und müsste (wenn ich das richtig verstehe) auch für Gäste sichtbar sein, ist er aktuell aber nicht. Wenn sich das ändert liefere ich einen Link nach, notfalls mache ich einen Screenshot. Also schauen wir mal, was jetzt passiert; ich werde weiter berichten.
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Bahnwein »

Sind die Daten grundsätzlich öffentlich oder konntest du das auswählen?
(Ich werde mir nie so ein Ding zulegen, obwohl ich auch einen Spieltrieb habe.)
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Natürlich kann man auch "privat" brauen ;)
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Kurzes Update: Seit heute Mittag sehe ich eine deutliche Schaumbildung, aber leider blubbert nix im Gärröhrchen. Offenbar ist der Eimer, wie befürchtet, nicht dicht. Ich habe mir eben einen alternativen 5L Gärbehälter bestellt, der eine größere Öffnung hat, sodass ich den Float (den oder das???) hoffentlich werde benutzen können. Sobald der da ist wird der Ansatz umziehen (ich habe ja noch nicht genug Gärbehälter, und ich kann sicherlich noch welche unter die Decke hängen...)

Was macht der Float? Er misst eine Dichtabnahme :clap: Die Kurve ist nicht schön und etwas zackig, speziell dann wenn ich den Behälter bewegt habe, aber der Trend ist eindeutig. Gut, diese Information bringt mich akut nicht weiter, aber das Ding tut was es soll. Ich lasse das noch etwas laufen und reiche die Kurve bei Gelegenheit nach.
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Es gibt auch ein Update von meinem Metansatz mit dem Float. Weil der Deckel des Gärbehälters nicht dicht war ist er umgezogen in ein neues Gärbehältnis, dessen Öffnung groß genug für den Float ist:

Bild
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Achtung, Trommelwirbel, hier nun die aufgezeichneten Kurven:
Bild

Ich habe den Behälter mehrfach umgestellt, der Ansatz wurde geschüttelt und gerührt: All das sieht man an den Kurven. Die Temperaturkurve zeigt sehr schön, wie der Eimer zwischen kühlen Schlafzimmer und warmen Bad gewandert ist. Die Spitzen bei der Dichtekurve zeigen wann der Ansatz bewegt wurde. Trotz dieser kleinen Ausschläge zeigt der Kurvenverlauf sehr schön die kontinuierliche Dichteabnahme. Der kleine Nerd in mir ist richtig begeistert :clap: Da es noch blubbert warte ich mit der Akoholmessung und ggf. mit dem Nachzuckern noch ein wenig.

Mein Zwischenfazit: Nein, niemand braucht einen Float. Bei reinen Maischegärungen wird man das Teil eh nicht nutzen können. Aber das Ding ist trotzdem cool :mrgreen:
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Nachdem der Ansatz laut Float heute eine Dichte < 1 g/ml erreicht hat habe ich eine Probe gezogen. Die Vinometermessung erwies sich als schwierig wegen der enthaltenen Trübstoffe, letztlich habe ich etwa 7% gemessen... hinter dem Wert muss man ein dickes Fragezeichen setzten. Bei der Geschmacksprobe hat es mir nicht die Fußnägel hochgerollt, aber sonderlich viel Zucker kann nicht mehr enthalten sein (so trocken wie Fruchtweine sind Honigweine ja bekanntlich eh nie). Also habe ich 200 g Honig zu den 4 Litern gegeben. Die große Öffnung des neuen Behälters macht das untermischen des Honigs sehr einfach: Deckel auf, Honig rein, umrühren, fertig. Laut Float erhöht das die Dichte auf >20°Oe, Tendenz wieder fallend :)
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Re: Brewbrain Float Wifi Hydrometer

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Auch hier tut sich was. Aus der Vogelperspektive sieht der Ansatz mittlerweile so aus:

Bild

Man sieht sehr schön wie die Apfelstücke weiter mazerieren.

Aber kommen wir zur vom Float aufgenommen Dichtekurve:

Bild

Wichtige Ereignisse habe ich mit Pfeilen markiert. Wir sehen sehr schön das Abknicken der Kurve wenn der Zuckerverbrauch beginnt. Beim zweiten Pfeil habe ich den Gärbehälter gewechselt, ab dann erscheint die Kurve deutlich zackiger. Womöglich liegt das an den Apfelstücken in Kombination mit dem geringeren Durchmesser der Oberfläche. Nichtsdestotrotz verfolgt der Float wacker weiter die Dichteabnahme. Und man sieht sehr schön wenn wenn die Dichte nach Honigzugabe wieder steigt.

Ansonsten: Der Ansatz gärt noch, die Alkoholbestimmung mit dem Vinometer bringt keinen plausiblen Wert, die Brühe ist einfach zu trübe.

Was ich an diesem Beispiel ganz witzig finde: Wir haben immer wieder Anfäger, die denken: Bei einer Dichte von 1 g/ml muss doch die Gärung zu Ende sein. Ich sage dann immer: Nee, wieso sollte das so sein? Schließlich erniedrigt Alkohol die Dichte. Und hier haben wir ein Beispiel, bei dem man genau das beobachten kann: Der bislang niedrigste gemessene Dichte lag im Bereich von 0,9, und da war die Gärung noch nicht zu Ende.
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