Der ultimative Tomatenwein-Vergleich
Verfasst: 08 Juli 2020 20:30
Es ist eine kleine Tradition: Auf den Fruchtweintagungen präsentiere ich außergewöhnliche Weine, und ich bitte die Teilnehmer, diese zu vergleichen. Das können Weine mit unüblichen Zutaten sein, oder aber das Ergebnis paralleler Testansätze, um beispielsweise die optimale Verarbeitung des Gärguts herauszufinden. Nun ist die Tagung coronabedingt ausgefallen, trotzdem möchte ich euch einige der für dieses Jahr vorgesehenen Testweine wenigstens hier vorstellen. (Anmerkung: Da meine Begeisterung für diese Weine nicht unendlich war hatte ich noch andere Testweine vorgesehen, die sind aber erst vor wenigen Wochen in der Flasche gelandet und sind hier nicht das Thema).
Der Hintergrund: Hier im Forum hatte mal ein User von seinem Tomatenwein geschwärmt, angeblich ergab der sogar einen guten, nach Tomaten schmeckenden Essig. Auf Basis meiner vorherigen, zugegebenermaßen geringen Erfahrung mit Tomaten als Weinkomponente konnte ich das nicht glauben. Deshalb habe ich einen systematischen Vergleich gestartet. Nachdem die Weine nun seit mehreren Monaten in der Flasche sind wage ich einen (sicherlich subjektiven) Geschmacksvergleich.
Vorab: Keiner der Weine schmeckt nach Tomate. Der wasserunlösliche rote Farbstoff, das Carotinoid Lycopin, ist in Wasser und Wein praktisch unlöslich, die Weine sind langweilig gelblich. In der Nase erinnern die Weine abgestuft an eine frisch geöffnete Dose mit gefriergetrocknetem Suppengrün. Der Geschmack auf der Zunge ist wenig intensiv und undefinierbar, einige der Tester empfanden die Weine sogar als unangenehm.
Wenn ein Wein absolut nicht an das Gärgut erinnert macht es für mich wenig Sinn, diesen nochmals anzusetzen. Das Tomatenweinexperiment ist somit für mich abgeschlossen. Ich habe auch wenig Lust, die Flaschen zu trinken, der Keller ist voll mit süffigem Stoff. Eventuell verkoche ich die Weine bei Gelegenheit.
1. Saftgärung
Sowohl geschmacklich als auch farblich ist dieser Wein der neutralste geworden. Vielleicht würde manch einer sagen: Der langweiligste. Gut gekühlt ist er trinkbar, aber selbst diese Variante ist kein Wein, den man mit Vergnügen genießen will.
2. Maischegärung
Dieser Wein hat ein Problem: Er entwickelte einen intensiven Bittergeschmack. Nach einigen Monaten hat sich dieser erstaunlich reduziert, aber er ist noch deutlich vorhanden. Abgesehen davon schmeckt er ähnlich wie der Wein der Saftgärung, aber etwas intensiver, un der wirkt im Mund etwas voller. Was nicht jeder Testtrinker als einen Vorteil wertete.
3. passierte Tomaten
Der aus passierten Tomaten entstandene Wein erinnert an den Wein der Maischegärung, hat aber nicht den streng bitteren Geschmack. Vermutlich liegt das an der maschinellen Herstellung, bei der wohl alle Kerne entfernt werden. Problematisch war der extrem voluminöse Bodensatz, der zu einem sehr großen Verlust geführt hat. Dieses Problem kann eventuell umgangen werden wenn man eine Maischegärung durchführt und man die Kerne vorher sorgfältig enfernt. Ob das Ergebnis der Mühe wert ist...
4. Tomatenmark
Dieser Wein ist voll im Mund und hat einen Hauch mehr Farbe. Im Geschmack kommt eine leichte Karamell-Note hinzu. Das wirkt im Vergleich zu den zuvor vorgestellten Weinen zwar durchaus interessant, der Tomatenwein-Krieg ist damit sicher nicht zu gewinnen.
5. getrocknete Tomaten
Geschmacklich und farblich der intensivste Wein der Fünferbande. Nein, Tomate schmeckt man auch hier nicht, aber die oxidative Sherry-Note bleibt erhalten, ein zartroter Hauch ist erkennbar. Er leidet, ebenso wie der Wein aus der Maischegärung, an einem Bittergeschmack, der von den Kernen stammen dürfte; dieser harmoniert wenig mit der auch tendenziell bitteren Sherrynote. Wenn ich das noch einmal machen müsste würde ich die Kerne sorgfältig herauspulen, aber auch mit diesem Arbeitsaufwand ist kein süffiger Wein zu erwarten; das erinnert eher an einen Aperitif, den man in kleinen Mengen zu sich nimmt.
Der Hintergrund: Hier im Forum hatte mal ein User von seinem Tomatenwein geschwärmt, angeblich ergab der sogar einen guten, nach Tomaten schmeckenden Essig. Auf Basis meiner vorherigen, zugegebenermaßen geringen Erfahrung mit Tomaten als Weinkomponente konnte ich das nicht glauben. Deshalb habe ich einen systematischen Vergleich gestartet. Nachdem die Weine nun seit mehreren Monaten in der Flasche sind wage ich einen (sicherlich subjektiven) Geschmacksvergleich.
Vorab: Keiner der Weine schmeckt nach Tomate. Der wasserunlösliche rote Farbstoff, das Carotinoid Lycopin, ist in Wasser und Wein praktisch unlöslich, die Weine sind langweilig gelblich. In der Nase erinnern die Weine abgestuft an eine frisch geöffnete Dose mit gefriergetrocknetem Suppengrün. Der Geschmack auf der Zunge ist wenig intensiv und undefinierbar, einige der Tester empfanden die Weine sogar als unangenehm.
Wenn ein Wein absolut nicht an das Gärgut erinnert macht es für mich wenig Sinn, diesen nochmals anzusetzen. Das Tomatenweinexperiment ist somit für mich abgeschlossen. Ich habe auch wenig Lust, die Flaschen zu trinken, der Keller ist voll mit süffigem Stoff. Eventuell verkoche ich die Weine bei Gelegenheit.
1. Saftgärung
Sowohl geschmacklich als auch farblich ist dieser Wein der neutralste geworden. Vielleicht würde manch einer sagen: Der langweiligste. Gut gekühlt ist er trinkbar, aber selbst diese Variante ist kein Wein, den man mit Vergnügen genießen will.
2. Maischegärung
Dieser Wein hat ein Problem: Er entwickelte einen intensiven Bittergeschmack. Nach einigen Monaten hat sich dieser erstaunlich reduziert, aber er ist noch deutlich vorhanden. Abgesehen davon schmeckt er ähnlich wie der Wein der Saftgärung, aber etwas intensiver, un der wirkt im Mund etwas voller. Was nicht jeder Testtrinker als einen Vorteil wertete.
3. passierte Tomaten
Der aus passierten Tomaten entstandene Wein erinnert an den Wein der Maischegärung, hat aber nicht den streng bitteren Geschmack. Vermutlich liegt das an der maschinellen Herstellung, bei der wohl alle Kerne entfernt werden. Problematisch war der extrem voluminöse Bodensatz, der zu einem sehr großen Verlust geführt hat. Dieses Problem kann eventuell umgangen werden wenn man eine Maischegärung durchführt und man die Kerne vorher sorgfältig enfernt. Ob das Ergebnis der Mühe wert ist...
4. Tomatenmark
Dieser Wein ist voll im Mund und hat einen Hauch mehr Farbe. Im Geschmack kommt eine leichte Karamell-Note hinzu. Das wirkt im Vergleich zu den zuvor vorgestellten Weinen zwar durchaus interessant, der Tomatenwein-Krieg ist damit sicher nicht zu gewinnen.
5. getrocknete Tomaten
Geschmacklich und farblich der intensivste Wein der Fünferbande. Nein, Tomate schmeckt man auch hier nicht, aber die oxidative Sherry-Note bleibt erhalten, ein zartroter Hauch ist erkennbar. Er leidet, ebenso wie der Wein aus der Maischegärung, an einem Bittergeschmack, der von den Kernen stammen dürfte; dieser harmoniert wenig mit der auch tendenziell bitteren Sherrynote. Wenn ich das noch einmal machen müsste würde ich die Kerne sorgfältig herauspulen, aber auch mit diesem Arbeitsaufwand ist kein süffiger Wein zu erwarten; das erinnert eher an einen Aperitif, den man in kleinen Mengen zu sich nimmt.