Amsel in der Erdbeerfalle

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JasonOgg
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Amsel in der Erdbeerfalle

Beitrag von JasonOgg »

Gestern hat eine Jung-Amsel versucht meine Erdbeeren zu naschen, ist aber ganz fürchterlich im Schutznetz hängen geblieben.

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, jeder dieser Luftratten, derer ich habhaft werden kann, den Hals umzudrehen. Schließlich haben die eine Meisengeneration auf dem Gewissen. Dazu die unzähligen Beeren, die zwar vernichtet, aber nicht einmal gefressen wurden.

Aber dann hat man den Vogel in der Hand, seine Eltern flattern in weniger als zwei Meter Abstand um einen herum und geben bisher ungehörte Laute von sich. Selbst die eigene Tochter bittet um Gnade, "auch wenn es ein Beerendieb ist". Dann schaut man auf den Vogel, der sen Schnabel weit aufreißt und es dann statt der Erdbeeren mit meinem Finger versucht.

Danach hängt er wieder in dem Netz, die Flügel scheinen unverletzt zu sein, aber sonst scheint er völlig in dem Netz verheddert zu sein. Inzwischen haben wir weitere Unterstützung, denn mit schnabelfesten Gartenhandschuhen und einem sich windenden Vogel läßt sich kein Netz lösen.

Das Versuch das Netz zu lösen erweist sich schnell als Illusion. Was sich bei Johannisbeeren mit viel Geduld noch bewerkstelligen läßt, erscheint mit einem zappelnden Vogel in beiden Händen als undurchführbar. Eine Nagelschere muss her. Aber nach jeder durchtrennten Faser des Netzes erscheint eine neue unter den Federn. Inzwischen schmerzt der Rücken, die Schere, die nicht den Vogel zerschneiden sondern freischneiden will, wird immer unruhiger. Das Gajaule der Elternvögel ist fast nicht mehr zu ertragen.

Irgendwann reißt sich der Vogel los, und verschwindet unter den Sträuchern. Im Netz ist ein großes Loch, der Piepmatz trägt immer noch ein Netzhemd.

Aber die Mädchen sind wieder beruhigt, die Erdbeeren werden wieder geschützt. Vielleicht war den Biestern das eine Lehre. Aber den Schnabelkratzer werde ich wohl doch desinfizieren, wenn auch mit Jod und nicht mit Schwefel. Wir haben eine gute Tat vollbracht und werden uns als bessere Menschen fühlen.

Doch irgendwo, ganz tief in meinem Inneren denke ich mir, dass die Katzen der Nachbarschaft jetzt bessere Chancen haben könnten und sich hoffentlich nicht den Magen an dem Netz verderben.
„DENK DARÜBER NICHT ALS STERBEN", sagte der Tod.
„DENK EINFACH DARAN, DASS DU FRÜHER GEHST, UM DEM ANSTURM AUSZUWEICHEN.“

Sir Terry Pratchett 1948-2015
Tompson
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Amsel in der Erdbeerfalle

Beitrag von Tompson »

Tja, Du bist nicht alleine mit Deinen Skrupeln... Ich hätte den Vogeltodvorsatz gar nicht und mußte auch schon eine Amsel voriges aus dem Solarisnetz holen...

Unsre Katzen jedenfalls kürften dieses Jahr für solche Havaristen erheblich weniger Verständnis aufbringen ?-|

Schon ein Dilemma, ohne Netz gehts gar nicht und mit Netz fängt man Vögel :schlecht:
Oak ne jechn!
sigi
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Amsel in der Erdbeerfalle

Beitrag von sigi »

Herr Heinrich sass am Vogelherd recht froh und wohlgemut... :D

Gruss... Sigi
Schwäbisches Fünfgängemenü: Ein Zwiebelrostbraten und vier Viertele Trollinger

Der wo koin Wei mog und koin Gsang ond koine luschtige Weiber, der wird nie a Jäger, der bleibt emmer a Treiber

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