Qualität von Flüssighefen

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Fruchtweinkeller
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Qualität von Flüssighefen

Beitrag von Fruchtweinkeller »

Hallo allerseits,

ich will mal meinen Hefe-Frust loswerden. Kürzlich haben wir sechs Flüssighefen, die uns in unserer Sammlung noch fehlten, bestellt bei einem namenhaften deutschen Lieferanten. Die Hefen habe ich auf Agarplatten vereinzelt. Das Ergebnis: Vier Platten waren nach einer Woche mehr oder weniger stark verschimmelt, eine Hefe roch widerlich nach Lösungsmitteln, eine scheint OK zu sein. Per Augenschein handelt es sich bei mindestens drei Kulturen auch noch um eine Hefegemisch, denn ich finde Kolonien, die sich deutlich unterscheiden.

Sauerei! Mikrobiologische Grundlagentechniken haben sich bei den Damen und Herren wohl noch nicht rumgesprochen :(
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fibroin
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Qualität von Flüssighefen

Beitrag von fibroin »

Wir armen Verbraucher, wir haben doch keine Ahnung, was man uns da so alles verkaufen will. Bei so lebenden Mitteln habe ich zwar auch so meine Bedenken, kann das aber als Laie nicht beweisen. Darum finde ich es gut, das unser Fruchtweinkellermeister als Chemiker die Hefen prüft und Mängel feststellt.

Wie geht das weiter? Sind die Ergebnisse dem Lieferanten mitgeteilt, und wie ist seine Reaktion?

Und wie verhalten wir Hobbywinzer uns? Denn die Hefe ist meiner Meinung gar nicht so billig, und wenn dann der Wein nicht angärt, wie weiß ich, dass es vielleicht doch die Hefe war?

Die Versuche, die Du uns hier vorgestellt hast, sind nicht für jeden auszuführen, weil einfach das Material und das now how nicht zur Verfügung steht. :schlecht:

Die Warnung habe ich mir gemerkt, ich bleibe kritisch.

[Dieser Beitrag wurde am 23.06.2004 - 18:10 von fibroin aktualisiert]
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Bin übrigens Biologe, kein Chemiker. Bewahre :)
Der Schimmel ist möglicherweise nicht so schlimm, wenn die vorhandene Hefe schnell angärt. Auf den meisten Früchten sind ja auch Schimmelsporen satt. Aber diese nicht gären wollenden und übel riechenden Hefen regen mich auf.
Ich hatte vor ein paar Jahren mal Briefkontakt mit einem anderen Hersteller (ähnliches Problem, stinkende Hefen die inhomogen aussahen und nicht gären wollten) und hatte sogar ein paar Bilder der Hefeplatten eingeschickt. Der zweite Brief wurde aber nie beantwortet. Ich war schwer enttäuscht und bin mir nicht sicher, ob es sich lohnt, der Sache diesmal auch nachzugehen. Es handelte sich jedesmal um die Flüssigkulturen in den kleinen Plastikflaschen. Ich vermute, dass die nur von einer Firma hergestellt werden, und die verschiedenen Anbieter nur ihre eigene Verpackung haben.
Wegen all der Probleme freunde ich mich gedanklich immer mehr mit Trockenhefen an. Natürlich ist es lästig, die Zellen jedesmal quellen zu lassen, bevor man sie in den Weinansatz gibt. Aber ohne Flüssigkeit kann jedenfalls nicht wachsen, was da nicht hineingehört.
Seltsam ist, dass man in Österreich z.B. Trockenhefen von Vierka bekommt, die in Deutschland nicht erhältlich sind. Das versteh mal einer :(

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fibroin
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Beitrag von fibroin »

Tschuldigung wegen des Chemikers.
Aus der Entfernung sieht das zuerst gleich aus. Ist es aber nicht.

Soll nicht wieder vorkommen.

Fibroin
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Beitrag von Fruchtweinkeller »

Kein Problem ?-|
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Veet
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Beitrag von Veet »

Hi,

kann man mal erfahren, von wem diese schlechten Hefen waren, denn da würde ich nämlich keine mehr bestellen...

Grüssle
Veet
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Joachim Ringelnatz

Dominik
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Beitrag von Dominik »

Hallo,

dieser Bericht hat mich eben auch sehr wütend gemacht :(
Wenn ich so ein Fläschen Hefe in den Händen halte, gehe ich eigentlich auch davon aus, daß da die versprochene Hefe drin ist, und nur diese.

Wie wärs z.B. wenn man das mal Stiftung Warentest, Verbraucherschutz, etc. meldet? Gut, Flüssighefen sind nicht gerade Massenware bei Endverbrauchern, aber ich denke, so ein Bericht würde schon viele Leute interessieren. Und solange die Hobbybrauer nicht auf die Barrikaden gehen, wird sich daran auch nichts ändern.
Denn bei Großabnehmern (Brauereien, etc.) könnten die sowas nicht bringen, da würden sie ihren Mist sofort wieder zurückgeschickt bekommen!

Grüße,
Dominik

Birgit
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Beitrag von Birgit »

Hallo Dominik,

Hobbybierbrauer kaufen Amerikanische Flüssighefen und gewerbliche Winzer verwenden zum großen Teil Trockenhefe. Warum wohl... In den USA hat es schon mal einen Test über Hefen gegeben und die Deutschen haben wohl nicht sehr gut abgeschnitten.

Wir haben uns jetzt zum ersten mal Amerikanische Flüssighefe für Wein besorgt und werden die mal testen.

Gruß Birgit
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Tompson
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Beitrag von Tompson »

Die Ergebnisse würden mich denn auch mal interessieren, habe ja auch schon meine Pleiten dieses Jahr mit Flüssighefen gehabt :(
Ich werde mich aber vielleicht auch mal mit Trockenhefe beschäftigen...
Oak ne jechn!
Lynx
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Beitrag von Lynx »

Aber ich bin da sehr zuversichtlich, daß wir mit den Ergebnissen versorgt werden nicht wahr @Birgit/Andreas 8-)

cya

Lynx
Birgit
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Beitrag von Birgit »

Neues zur Hefe ?-|

Die ersten amerikanischen Hefen sind bei mir eingetroffen. Eine Hefe von Wyeast (nach eigenen Angaben der größte Hefelieferant der Welt) und von White Labs. Schon die Verpackungen sehen ganz anders aus als die kleinen Glas- oder Plastikflaschen der Deutschen Hefelieferanten.
Die Hefe von Wyeast kommt in einem Aluminium Beutel, in welchem wohl noch ein Innenbeutel mit der Hefe eingearbeitet ist. In dem anderen Teil ist ein Starter enthalten. Man zerdrückt den inneren Beutel mit der Hand ohne den Beutel zu öffnen und vermischt durch kneten die Flüssigkeiten, wenn der Beutel sich aufgrund einer einsetzenden Gärung aufbläht ist die Hefe einsatzbereit. Die Haltbarkeit dieser Hefe ist mit 6 Monaten angegeben.
Die Hefe von White Labs bekommt man in einem großen Plastikreagenzglas. Da die Hefe sich am Boden absetzt, kann man erkennen wieviel Hefe enthalten ist, und das ist mehr als das Hunderfache :schlecht: :schlecht: von dem, was man von den üblichen Miniflaschen kennt. Das Haltbarkeitsdatum wird übrigens mit einem Vierteljahr angegen, bei dieser Hefe aufgrund der Lagerung bei dem deutschen Versender der 08-04.

Als nächstes werden wir die Hefen mal auf Nährmedium ausstreichen, mal sehen wie das aussieht :?:

Grüße Birgit
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Tortentiger01
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Beitrag von Tortentiger01 »

Hallo zusammen,
zum Thema Flüssighefen kann ich nur meine Erfahrung hier mal einbringen.
Wenn man solche Hefen einkauft, sollte man bedenken, dass diese anerob sind.Wenn diese dem Luftsauerstoff ausgesetzt werden fangen die natürlich an zu stinken.
Man sollte auch nicht wahllos irgendwelche Hefen einkaufen, sondern die Reinzuchthefen die zu dem fertigen Produkt passen.Eine Bordeauxhefe passt nicht zu einem leichten Weißwein. Und immer die ganze Flasche aufbrauchen.
Was die Starterkultur betrifft setzte ich einen Tag vorher diese mit etwa 5 Litern des zu vergärenden Produkts an.Ideal sind drei bis vier Tage.Bei Temperatur um 20-25 Grad reicht einer.
Gärspund nicht vergessen.Es benötigt also keine spezielle Starterkultur wie diese von manchen Herstellern angeboten wird.Ist nur Geldmacherei.
Es ist auch sehr wichtig den Ansatz mit der Reinzuchthefe alsbald nach der Kelterung unterzumischen.Wichtig deshalb um Fremdhefen zu unterdrücken.Nur dann kann sich der gewünschte Hefestamm entwickeln.
Last not least:Mit Flüssighefen habe ich in den letzten 5 Jahren keine Probleme gehabt.
Was die Beigabe von Hefenährsalz betrifft, sollte dies auch nicht vergessen werden.
Den Gärspund an meinen Fässern fülle ich auch noch mit einer Mischung aus Wasser und Caliumpyrosulfid oder Caliumdisulfid.Die Mischung verhindert Pilzbildung im Gärraum.
Herzliche Grüße
Jochen
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